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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Svens Clique gehört?«
    Â»Ja. Wie kommt es, dass Wienholt hier ist?«
    Â»Glück und Können«, grinste Emma. »Kischkewitz hat mir
Namen und Wohnort verraten. Dann habe ich dort angerufen und mit seiner Mutter
geredet. Die war stinksauer, weil seit Stunden Fernsehteams vor ihrem Haus
lauerten. Dass Alex Wienholt als bester Freund des Gekreuzigten gilt, hat sich
herumgesprochen. Also habe ich vorgeschlagen, dem Jungen eine Pause zu gönnen
und ihn hierher zu bringen. Alex ist in der Garage in Mamis Autos gekrochen und
sie hat ihn hergebracht.«
    Â»Emma, du Seele unseres Geschäftes! Hat er was gesagt, hat
er eine Vorstellung, wer Sven das angetan haben könnte?«
    Â»Hat er nicht. Geh ruhig hin, er ist ein ganz Lieber.«
    Ich sah durch die Fenster des Wohnzimmers, dass Rodenstock
wild gestikulierend telefonierte, und umrundete das Haus.
    Emma hatte Liegestühle angeschafft, deren Leinenbahnen
von einem vermutlich neurotischen Künstler gestylt worden waren. Es war ein
Gemisch aus Himmelhoch und Rabenschwarz, aus grellroten Flecken und tiefblauen
Sternen. Und dazwischen wabbelten irgendwelche giftgrünen runden Tiere mit
jeweils sieben Armen. Stark anheimelnd das Ganze, aber nicht geeignet für
Migränetypen.
    Alex Wienholt lag in einer solchen Stoffbahn, hatte die
Arme über der Brust gefaltet, die Augen geschlossen. Weil sich zudem zwei
gigantisch große Sonnenblumen anmutig über ihn neigten, fühlte ich mich an die
Wachabteilung eines fürsorglichen psychiatrischen Krankenhauses erinnert.
    An den Spannungen seiner Gesichtsmuskeln war zu erkennen,
dass er nicht schlief. Ich setzte mich neben den Liegestuhl in das Gras und
begann, mir eine Pfeife zu stopfen. Ich wählte eine St. Claude, weil sie einen
großen Kopf hat und beruhigend viel Tabak fasst.
    Â»Ich bin Siggi Baumeister, ich bin Journalist. Ich arbeite
mit Rodenstock und seiner Frau zusammen, wenn es in der Eifel um Verbrechen
geht. Wir sind so eine Art privater Verein, der nicht gegen die Kripo arbeitet,
sondern neben ihr. Ich habe andere Prioritäten zu setzen als ein Kriminalist.
Was haben Sie gedacht, als die Nachricht kam, Sven Dillinger sei gekreuzigt
worden?«
    Er öffnete die Augen nicht, zeigte keine Neugier, kein Erstaunen.
Seine Antwort erfolgte unverzüglich: »Nichts habe ich gedacht. Ich konnte gar
nichts denken. Es war wie ein Schlag auf die Zwölf. Ich habe mit Dickie
telefoniert, aber ich glaube, wir haben nur Blödsinn geredet. Danach habe ich
mit Marlene gesprochen. Deren erster Satz war, das weiß ich noch genau: ›Du
willst mich verscheißern.‹ Dann fing sie an zu heulen und legte auf. Daraufhin
habe ich Benedikt angerufen, der seinem Vater gerade beim Rasenmähen geholfen
hat. Nachdem ich ihm das mit Sven erzählt hatte, wiederholte er mindestens
zehnmal hintereinander: ›Das ist ein Scherz, Mann, das ist ein Scherz …‹ Er
konnte gar nicht mehr damit aufhören. Gedacht? Gedacht habe ich gar nichts.
Später bin ich in die Küche gelaufen. Im Eisschrank hat mein Vater eine Flasche
Korn stehen. Die habe ich mir an den Hals gesetzt, aber gespürt von dem Zeug
habe ich nichts. Ich bin wach geworden, als mein Vater vor mir stand. Ich saß
auf der Treppe im Haus und er brüllte rum, wie ich dazu komme, seinen Korn zu
trinken. Das war abartig.«
    Â»Können Sie sich eine Person vorstellen, die zu so einer
Tat fähig ist?«
    Â»Nein!«, antwortete er schroff.
    Â»Dickie erzählte mir, es gibt Lehrer, die was gegen Sven
hatten. Bis hin zu einer Art Feindschaft.«
    Er beugte sich vor und rieb sich die Augen. »Das ist richtig.
Aber von denen ist doch keiner von der Art, die so etwas tun. Klar, die labern
rum, die sind ständig dabei, den Katholizismus zu erneuern und wünschen sich
ins Mittelalter zurück, die fluchen auf so Leute wie Sven. Aber kreuzigen?« Er
drehte den Kopf zu mir. »Sven war jemand, der polarisierte. Entweder du warst
für ihn oder du warst gegen ihn. Dazwischen gab es eigentlich nichts.«
    Â»Haben Sie sich auch mal mit ihm gestritten?«
    Er zögerte. »Nicht wirklich«, sagte er dann.
    Â»Dickie hat mir gesagt, Sven war faszinierend. Würden Sie
dem zustimmen?«
    Â»Unbedingt.«
    Â»Was zeichnete ihn so aus? Können Sie das beschreiben?«
    Â»Ja, sicher. Hm … Sie haben doch bestimmt von dem Buch The Da Vinci Code gehört? Klar; wir haben
es alle

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