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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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denen ich meine Schwierigkeiten habe. Aber Schwierigkeiten massenweise habe
ich auch mit sogenannten Heteros. Also, was willst du von mir, was hast du
geglaubt, was ich sage?«
    Â»Ich weiß nicht.«
    Â»Clarissa, ich mache dir einen Vorschlag: Setz dich in die
Bahn und ruf mich an, wenn du in Koblenz bist. Ich hole dich ab.«
    Â»Das habe ich gewollt, Papa, genau das!«
    Â»Na, siehste.«
    Ich legte auf und stand einigermaßen dümmlich herum.
Messerscharf schloss ich: Das ist alles kein Wunder! Du versagst elend als Vater
und in der Folge liebt deine Tochter dann Frauen.
    Es lebe eine ausgewogene Halbbildung.

    Â 
    Ich schlief in den Samstag hinein und wurde um
acht Uhr von Rodenstock geweckt, der hohlklingend verkündete: »Du musst in
Büdesheim aufschlagen. Thomas Steil hat sich erhängt! Ja, ich weiß, du hast
Emma von dem Gespräch erzählt. Kischkewitz erwartet, dass du kommst. Wahrscheinlich
bist du der Letzte, der ihn lebend gesehen hat.«

Drittes
Kapitel
    Es regnete in Strömen und ich verschwendete einen Gedanken an
die Touristen in Daun, die frohgemut ein sonniges Wochenende in der Eifel
hatten verbringen wollen und keine Regenschirme bei sich hatten.
    Beim Überfahren der Eisenbahnlinie hinter Dockweiler kam
ich gefährlich ins Schlingern und konnte mich und das Auto nur durch eine
Vollbremsung retten. Ich atmete tief durch und fuhr etwas langsamer.
    Wieso hatte sich Thomas Steil erhängt?
    Vor seinem kleinen Haus stand nur ein Auto, ein schwerer,
schwarzer BMW aus Trier. Im nächsten Moment rollte Kischkewitz mit seinem
alten, braunen Mercedes um die Kirche herum und parkte die Kiste neben mir.
    Â»Morgen. Ich sehe, Rodenstock hat dich erreicht.«
    Â»Ja. Was ist hier passiert?«
    Â»Wir wissen es nicht. Noch nicht.«
    Â»Wer hat ihn gefunden?«
    Â»Die Ehefrau. Vor anderthalb Stunden.«
    Â»Es gibt eine Ehefrau?«
    Â»Eine Ehefrau und drei Kinder. Wann warst du gestern
hier?«
    Â»Etwa zwischen elf und eins am Mittag. Mir ist aufgefallen,
dass er mit seinen Gedanken immer wieder ganz woanders war. Manchmal konnte er
sich noch nicht mal an eine Frage erinnern, die ich ihm gerade erst gestellt
hatte.«
    Â»Gehen wir rein.«
    Die beiden Todesermittlungsbeamten aus Trier saßen in der
winzigen Küche und rauchten.
    Einer von ihnen stand auf: »Morgen, Chef. Wir haben uns
die Sache angesehen, ihn aber noch nicht heruntergenommen. Eindeutig Suizid,
würden wir sagen. Keine Fremdeinwirkung. Er hängt oben auf dem Dachboden.«
    Â»Die Ehefrau?«
    Â»Die sitzt nebenan im Wohnzimmer. Fix und fertig.«
    Â»Ich schau mal«, murmelte Kischkewitz und stieg die alte
Holztreppe hinauf. Es dröhnte. Ich folgte ihm. Er kletterte die alte
Knickleiter zum Dachboden hoch.
    Thomas Steil hing an einem Seil, das er über einen Querbalken
geworfen hatte. Seine Kleidung war grotesk. Er trug einen grauen Anzug, der wie
ein Sack an ihm herabhing. Dazu eine grellrote Krawatte über einem kackbraunen
Hemd. Strahlend gelbe Socken zu schwarzen Halbschuhen setzten dem Ganzen die
Krone auf. Er wirkte wie ein Clown, wie ein ganz trauriger Clown, nur die
Pappnase fehlte. Unter ihm lag ein alter Küchenstuhl. Mein Blick fiel auf einen
überfüllten Aschenbecher, der auf den Bodenbrettern stand. Wahrscheinlich hatte
er pausenlos geraucht und gegrübelt und keinen anderen Ausweg gesehen.
    Â»Siehst du irgendetwas Auffälliges?«, fragte Kischkewitz.
    Â»Nichts«, antwortete ich dumpf.
    Â»Hat er bei dem Gespräch mit dir Andeutungen gemacht?
Lebensverdruss, tiefe Resignation, so was in der Art?«
    Â»Nein, das nicht.«
    Â»Schreib mir bitte einen Bericht und fax ihn mir zu.«
    Â»Klar, selbstverständlich.«
    Â»Wie war er?«
    Â»Ein netter Kerl«, sagte ich vage und wusste, dass das
nichts besagte. »Seltsam zerrissen.«
    Â»Hat er was zu Sven Dillinger beitragen können?«
    Â»Nein. Außer dass der Junge bei den Lehrern wohl nicht
nur beliebt war.«
    Â»Das weiß ich schon«, seufzte Kischkewitz. »Ich habe im
Auto Fotos für dich. Erinnere mich daran, dass ich sie dir gleich gebe.«
    Nacheinander polterten wir wieder die Leiter und die
Treppe hinunter.
    Â»Hängt ihn ab«, sagte Kischkewitz. »Ich bestehe auf einer
Obduktion, sicherheitshalber. Wegen möglicher Zusammenhänge mit dem Fall
Dillinger. Sagt das dem leitenden Oberstaatsanwalt.«
    Â»Geht klar,

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