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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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sanftem
Regen Tante Anni vor ihrer Tür absetzte.
    Â»Halt mich um Gottes willen auf dem Laufenden, wie das
weitergeht«, forderte sie zum Abschied.
    Â»Das mache ich, aber erst mal hat die Meute Ruh.«
    Â»Das ist ja alles unwahrscheinlich spannend«, Jeanne
klang begeistert.
    Â»Ich habe so was schon mal mitgemacht«, gähnte meine
Tochter. »Am Ende kommt keiner mehr zum Schlafen und alle sind reif für die
Insel.«
    Die beiden belegten das Bad eine geschlagene Dreiviertelstunde
und ich hockte im Wohnzimmer und versuchte, Fernsehnachrichten zu finden. Aber
auf den vierzig Kanälen gab es kaum ein anders Thema als die Fußballweltmeisterschaft,
die in wenigen Tagen anrollen würde. Immerhin entdeckte ich auf n-tv ein
Spruchband, auf dem zu lesen stand, der amerikanische Präsident habe
versichert, das Massaker von Haditha aufmerksam zu untersuchen, falls es denn
irgendetwas zu untersuchen gäbe. Auf Teneriffa waren an einem einzigen Tag achthundert
Schwarzafrikaner an Land gegangen, gekommen in Nussschalen ohne ausreichend
Wasser, ohne irgendetwas zu essen. Und einer von ihnen strahlte, er sei
glücklich, in Spanien zu sein. Toronto meldete den wahrscheinlichen Bau einer
schmutzigen Bombe. Ich schaltete um und sah einen sogenannten Comedian, der
anstelle seines Kopfes einen Fußball trug. Es war absolut nichts los auf diesem
Planeten.
    Auftritt der beiden Grazien in dünnen Hemdchen.
    Â»Wir wollten Gute Nacht sagen.«
    Â»Schlaft gut, ihr Töchter der Schönheit, morgen gehen wir
ein Eis essen.« Ich weiß nicht, warum ich dauernd zu Versprechen neige, die ich
nicht einhalten kann.

    Â 
    Als Rodenstock anrief, war es sieben Uhr. Er sagte
ohne Übergang und freundliche Einleitung: »Es ist etwas Merkwürdiges passiert.
Kurz hinter Guben an der deutsch-polnischen Grenze ist ein roter Porsche 911
mit etwa zweihundertzwanzig Stundenkilometern gemessen worden. Das
Nummernschild lautet K XX 10 – der Wagen von Gabriele Sikorski. Zwei
Personen, eine Frau und ein Mann, saßen drin. Die Aufnahme ist schon am
vergangenen Sonntag gemacht worden, gegen dreiundzwanzig Uhr. Da lebten
Gabriele und Sven noch.«
    Â»Wie kommst du jetzt an diese Information?«
    Â»Wie wohl?«
    Â»Was schlägst du vor?«
    Â»Wir fahren hin«, antwortete er. »Vielleicht erfahren wir
vor Ort mehr. In einer Stunde?«
    Â»Okay, in einer Stunde.«
    Ich schrieb meinen Mädels einen Zettel mit der Nachricht,
ich sei mal kurz weg und sie sollten sich anständig benehmen, packte meine
Zahnbürste ein und verließ das Haus.

Viertes
Kapitel
    Wir hatten Rodenstocks Wagen genommen und er fuhr wie immer
hoch konzentriert und schnell. Ich senkte die Lehne nach hinten und schlief
schon, als wir die Autobahn noch nicht erreicht hatten. Rodenstock ist der
einzige Mensch, bei dessen Fahrweise ich schlafen kann. Ich wurde erst wach,
als er hinter dem Dernbacher Dreieck auf der A3 auf Limburg zubrauste.
    Â»Ich quäle mich«, sagte er, nach einem kurzen Blick zu
mir. »Wenn tatsächlich Gabriele Sikorski und Sven Dillinger in dem Wagen saßen
– was wollten sie an der polnischen Grenze? Hast du eine Idee?«
    Â»Nein. Aber ich habe eine andere Frage. Was sollte deine
Bemerkung über Volksfrömmigkeit in der Eifel?«
    Â»Tradition und Volksfrömmigkeit sind Begriffe, mit denen
die Eifel heute noch in Zusammenhang gebracht wird, obwohl sie nicht mehr
passen. Aber über lange Jahrzehnte charakterisierte das die Eifel sehr
treffend. Denn Tradition und Volksfrömmigkeit ist es zu verdanken, dass die Bewohner
der Eifel regelrecht eingepfercht werden konnten.« Er atmete heftig aus. »Das ist
ein Kapitel in der Geschichte, über das nicht geredet wird: Die Eifel war wie
ein Gefängnis und der Aufseher war die katholische Kirche.«
    Â»Das klingt aber verdammt wütend.«
    Â»Das macht mich wütend«, nickte er. »Vor allem weil das
eine selbst verschuldete Inhaftierung war. Natürlich kenne ich die
Entschuldigungen, warum die Eifler es dazu haben kommen lassen. Zum Beispiel
von dir. Du gehörst nämlich auch zu denen, die da den starren Blick haben.«
    Â»Was meinst du?«
    Â»Hast du mir nicht mal erklärt, dass die Eifel das Pech
hatte, wegen der Grenzlage zu den westlichen Nachbarn ein Aufmarschgebiet
gewesen zu sein? Dass ihr Landesherr in dieser Gegend nichts anderes als einen
strategisch wichtigen

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