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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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die Schwulenehe erlaubt hat, denn nur die Ehe zwischen Mann
und Frau sei Gottes Gebot. Der Papst hat natürlich absolut recht, weil er das
Sprachrohr des Heiligen Geistes ist oder irgendwie so. Woher nur nehmen diese
Kirchenmänner diese verdammte Arroganz?«
    Â»Das ist Macht«, sagte Rodenstock. »Man schläft sehr gut
auf Purpur.Was macht eigentlich Maria Pawlek? In deinem Herzen, meine
ich.«
    Â»Sie macht mich sehr neugierig. Sie ist ein guter Typ.«
    Â»Seid ihr zusammen im Heu gewesen?«
    Â»Wie hätte ich das angesichts unserer Aktivitäten denn
bewerkstelligen sollen? Morgens, zwischen 6.30 Uhr und sieben Uhr?«
    Â»Ja, stimmt. Etwas eng. Essen wir an einer Raststätte
oder in einem Restaurant am Weg?«
    Â»Keine Raststätte. Da hängen nur müde Reisende rum, die
sich um die letzten harten Eier prügeln. Da quengeln Kinder, da gehen Ehen
kaputt. Das will ich nicht.«
    Er fuhr in Idstein ab, auf Taunusstein zu. Und da lag im
Schatten eines Waldes ein Restaurant, das mit ungefähr zehn kreidebeschriebenen
Tafeln darauf aufmerksam machte, dass man hier bei bester Küche Schaschlikspieße
und Jägerschnitzel, Bratwurst und deutschen Kartoffelsalat käuflich erwerben
konnte.
    Â»Kartoffelsalat«, sagte Rodenstock sehnsüchtig. »Darauf
habe ich gewartet.«
    Also bestellte er sich Kartoffelsalat mit Bratwurst und
ich tat es ihm nach.
    Als das Zeug vor uns stand, sehnte ich mich sofort nach
der feinen Küche von Klaus Jaax in Brück. Der Salat war fettig und irgendwie
schmierig und lag im Magen wie ein Haufen versehentlich aufgetischter
Rheinkiesel.
    Â»Es ist schlimm, aber schön«, sagte mein Rodenstock mit
einem Seufzer. »So etwas habe ich früher jeden Mittag gegessen, bis meine Pumpe
sich meldete.«
    Wir fuhren weiter. Die Landschaft war beachtlich und
lieblich und vermittelte den Eindruck, dass man hier zu leben verstand.
Abgeschirmt hinter hohen Mauern, versteht sich.
    Als wir in Bad Schwalbach einritten, bemerkte Rodenstock:
»Wir müssen in die Straße Am Steinrausch, zur Nummer 2.«
    Die Eingeborenen hatten uns freundlicherweise ein paar
Abgesandte auf die Straße geschickt, die wir fragen konnten. Und dann standen
wir vor der Nummer 2 der Straße Am Steinrausch und starrten gegen eine weiß
getünchte Wand von ungefähr sechzig bis achtzig Metern Länge. In der Mitte
befand sich ein doppelflügeliges Tor mit sehr schönen handgeschmiedeten
Ornamenten. Wir zählten auf der Breite sechs Kameras und registrierten die sehr
dünn und straff gezogenen Drähte auf der Mauerkrone.
    Â»Einbrechen sollten wir besser nicht«, stellte Rodenstock
fest. »Komm, klingeln wir.«
    Wir taten es und erlebten die erste Überraschung des Tages.
Eine Frauenstimme quäkte aus einem Lautsprecher. »Was kann ich für Sie tun?«
    Â»Wir möchten Paolo Meier sprechen«, sagte Rodenstock
ehrerbietig.
    Â»Haben Sie einen Termin?«
    Â»Nein«, sagte Rodenstock, »leider nicht.«
    Â»Dann kann ich Sie nur auf sein Büro in Frankfurt verweisen.
Da müsste er jetzt sein.«
    Â»Hat er eine Telefonnummer?«, fragte Rodenstock.
    Â»Doch, doch, meine Herren.«
    Â»Und, was machen wir jetzt?«
    Â»Na gut, ich erkläre es Ihnen«, erklärte die Frau
huldvoll. »Kommen Sie rein.«
    Â»Das ist nicht zu fassen«, hauchte Rodenstock.
    Â»Achte auf Sprengfallen«, murmelte ich.
    Â»Du bist aber auch so was von negativ.«
    Ein Summer ertönte, ein kleines Törchen neben dem großen
Tor klickte und schwang auf, und wir konnten hindurchgehen.
    Â»Bewege dich normal«, mahnte Rodenstock, »schließlich
werden wir gefilmt.«
    Wir blickten auf das Haus: riesige nackte Wände aus Beton,
nur zwei große Fenster auf der rechten Seite. Dahinter musste sich der
Küchenbereich befinden, ich erkannte an Haken aufgehängte Töpfe und Pfannen und
eine silbern schimmernde Dunstabzugshaube.
    Â»Rechts außen, links außen«, zischte Rodenstock durch die
Zähne, »zwei Männer mit Maschinenpistolen.«
    Â»Angewinkeltes Dachfenster«, schnurrte ich zurück. »Ungefähr
Baumitte. Ein dritter Mann, Fernglas.«
    Â»Profis«, sagte Rodenstock.
    Vor uns ging die Haustür auf, sie war überraschend
schmal. Eine junge Frau sah uns entgegen und lachte freundlich. Sie mochte
dreißig Jahre alt sein und hatte reichlich Hermès am Körper,

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