Eifel-Kreuz
aber keinerlei
Schmuckstücke. Ihr schwarzes Haar hing ihr bis auf den Po und sie wirkte sehr
selbstsicher.
»Es tut mir leid, dass mein Mann nicht da ist«, sagte
sie. »Wollen Sie hereinkommen und ein Glas Wasser nehmen? Warum haben Sie denn
nicht vorher angerufen?«
»Ich nehme gern ein Glas Wasser«, erwiderte Rodenstock
schnell, damit sie auf keinen Fall auf die Idee kommen konnte, wir machten
kehrt und verschwänden wieder.
»Treten Sie ein.« Sie drehte sich um und schwebte vor uns
her in die Tiefe des Hauses.
Wir landeten schlieÃlich in einer Art Wohnzimmer mit den
AusmaÃen eines Bauernsaales, nur nicht so karg und schäbig. Es gab vier
Sitzecken und vier groÃe Fernseher, und irgendwo plätscherte Wasser in groÃe
Kupferbehälter. Friedlich das Ganze und sehr, sehr teuer.
Frau Meier trug einen Jeansmini auf Beinen in XXL-Länge
und bewegte sich mit der Anmut einer Katze. Sie wies auf ein Gebirge aus blauem
Leder: »Dort können wir uns hinsetzen. Julius, bitte ein Wasser für die
Herren.«
»Jawohl, Madam«, antwortete Julius, den wir gar nicht sahen.
Wir nahmen Platz und starrten in einen Garten, der im
Wesentlichen aus riesigen grünen Flächen bestand.
Clever gemacht, die Anlage. Rundherum eine Mauer, keine
Fenster auf der StraÃenfront, eine Maschinenpistole an jeder Ecke und nach
hinten heraus eine wunderbare freie Schussbahn für Leute, die sich belagert
fühlten, und garantiert schusssichere Scheiben.
Julius erschien. Er war tatsächlich mit einer gestreiften
Weste, schwarzen Hosen und schwarzen Slippern bekleidet. Er lächelte
ohrenbetäubend und goss mit routinierten Bewegungen die Gläser voll. »Zum Wohl,
die Herren«, sagte er brav und zog sich wieder zurück.
»Wie kann ich Ihnen denn nun helfen?«, fragte die Frau
des Paolo Meier.
»So richtig wissen wir das gar nicht«, erklärte
Rodenstock mit übergroÃer Freundlichkeit. »Es geht um einige merkwürdige
Vorgänge bei uns in der Eifel. Für Ihren Mann sicherlich nicht sehr wichtig,
aber umso wichtiger für uns.«
»Machen wir Geschäfte in der Eifel?«, fragte sie mit der
Selbstverständlichkeit einer Universalerbin.
»Auch das wissen wir nicht so genau«, steuerte ich bei.
»Allerdings ist das möglich. Denn Ihr Mann hat sich bei uns in der Eifel sehen
lassen und ist dabei unter Umständen einigen Betrügern aufgesessen.« O ja, ich
hatte kapiert, was Rodenstock wollte, und ich bohrte begeistert in der Wunde.
»Wir sind sozusagen vorbeugend hier«, ergänzte Rodenstock.
»In der Eifel sind Leute mit automatischen Waffen aufgetaucht, um gewissermaÃen
andere Leute, ebenfalls mit automatischen Waffen, in die Schranken zu weisen.
Und wir haben das auf dem Land nicht so gerne, weil sich letztlich ja mal ein
Schuss lösen könnte. Und dann stehen wir da und sehen alle dumm aus und haben
meist auch noch Schwierigkeiten mit der Leiche.«
Die Frau starrte Rodenstock an und sie fand ihn todsicher
sehr komisch, denn sie schlug die rechte Hand vor den Mund und konnte sich ein
dreckiges Grinsen nicht verkneifen. »Mein Mann und Maschinengewehre? Das
scheint aber doch sehr weit hergeholt, meine Herren. Mein Mann ist ein reicher
Mann, das ist richtig, und er ist auch ein wichtiger Mann, zuständig für
ungefähr zweieinhalbtausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dass er seine
Familie schützt, ist doch vollkommen normal, oder? Als wir neulich bei Elton
John waren, da erzählte mir Groovie eine verrückte Geschichte. Da hat ein Mann,
hintenrum versteht sich, Elton angesprochen, er hätte gern fünf Millionen für
das Verschweigen der Tatsache, dass Elton mal ein Steuerproblem hatte. Vor einundzwanzig
Jahren! Und was hat Elton getan? Elton hat gesagt: âºVerpiss dich!â¹ Da ist der
Kerl wieder abgezogen.«
»Ich weià zwar nicht, wer Groovie ist«, sagte Rodenstock,
immer noch fein lächelnd, »aber es geht hier nicht um Erpressung, gnädige Frau.
Erpresser finden wir gar nicht schön und wir besitzen Geld genug, falls Sie das
so aufgefasst haben. Uns interessiert, was Ihr Mann mit zwei Killern zu tun
hat, die bei uns mächtig viel Lärm mit automatischen Waffen gemacht haben. Wir
sind einfache Leute vom Land, wir mögen so etwas nicht.«
»Und Sie sind sicher, dass mein Mann in der Eifel war?«
»Daran besteht nicht der geringste Zweifel«,
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