Eifel-Kreuz
Ist alles auf CD gebrannt.«
»Ich zahle Ihnen ein Honorar.«
»Für was? Für ein kriminelles Vergehen?«
»Aufwandsentschädigung.«
Der helle Knabe lachte und legte auf.
Rodenstock schlenderte durch die Reihen der Pkw auf mich
zu und sagte: »Wir haben einen Termin.«
»Wann?«
»Sechs Uhr. Bei einem Dr. Robert Grind, Rechtsanwalt,
Immobilienmakler und Verwalter von privaten Vermögen. Hier um die Ecke. Paolo
hat ihn immer wieder gegen die Wand fahren lassen. Böser Paolo.«
»Woher hast du das?«
»Von einem lieben alten Kollegen, der beide, Paolo und
Dr. Grind, von Herzen gern auf der Anklagebank sehen würde. Na schön, warten
wir ab, was zu erreichen ist, und dann Schwamm über Frankfurt.«
»Heh, alter Mann, ich habe zwei Zimmer für uns.«
»AnschlieÃend«, nickte er. »Mit dem Steak in GorgonzolasoÃe.«
Viel Zeit blieb uns nicht, wir umrundeten den wunderbaren
Parkplatz zweieinhalb Mal und dann war es auch schon so weit.
Die Welt des Dr. Grind war eine vollkommen andere als die
des Paolo. Er residierte auf vielleicht dreihundert Quadratmetern in einem
feudalen, ganz neuen Bürogebäude und die Atmosphäre war so gediegen, dass die
Dame am Empfang flüsterte.
Grind war ein kleiner, knubbeliger Mann um die sechzig,
der sich munter und rasch wie ein Gummibällchen bewegte. Er fuchtelte unnütz
mit den Händen und sagte in rascher Folge: »Gundi, wir brauchen Kaffee, Wasser
und eine Limonade mit Zitronengeschmack. Meine Herren, nehmen Sie Platz. Was
kann ich für Sie tun?«
»Wir sind wegen Ihres Konkurrenten Paolo Meier hier«,
begann Rodenstock in streng vertraulichem Ton. »Ich muss allerdings
voranschicken, dass wir beide, also Herr Baumeister und ich, Herrn Paolo gar
nicht persönlich kennen. Im Grunde haben wir auch keine Sehnsucht danach, nicht
wahr?« Er sah mich auffordernd an.
»O nein!«, versicherte ich mit groÃen Augen.
»Wir sind einfache Leute aus der Eifel und haben bei uns
eine merkwürdige Erfahrung mit diesem Paolo Meier gemacht, den man ja wohl auch
Paolo den Flieger nennt.«
Es war keine Spannung an Dr. Grind zu bemerken, seine
Hände blieben ruhig auf dem Schreibtisch liegen. »Wie kommen Sie auf die Idee,
dass er ein Konkurrent ist?«
»Ich war in einem früheren Leben Kriminalist«, erklärte
Rodenstock leutselig. »Lange her. Und ich habe einen alten Kollegen, der auch
schon längst in Rente ist, gefragt, wer uns Auskunft über diesen Paolo geben
könnte. Da fiel Ihr Name an erster Stelle. Deshalb sitzen wir hier.«
»Na, na, der Vergleich zwischen mir und Herrn Meier erscheint
mir vollkommen unangebracht. Herr Meier bedient gänzlich andere Kunden als ich
und mit seinen Methoden würde ich in zehn Tagen pleite gehen. Sagen wir mal so:
Meine Kunden sind die Vermögenden dieser Stadt und Herr Meier widmet sich
ausschlieÃlich Neureichen, den Emporkömmlingen. Aber ganz unrecht haben Sie
natürlich auch nicht, der Meier ist entfernt ein Konkurrent. Zumindest müssen
das Nichteingeweihte so sehen. Vielleicht schildern Sie mir mal Ihre sogenannte
merkwürdige Erfahrung mit Herrn Meier in ⦠war es der Hunsrück?«
»Eifel«, sagte ich, »Eifel.«
»Die Geschichte geht folgendermaÃen«, begann Rodenstock.
»Ein Rechtsanwalt namens Dillinger erhält Besuch von Herrn Meier. Wir wissen
nicht, um was es bei der Besprechung ging, aber dass Herr Meier dort war, steht
zweifelsfrei fest. Er wurde eindeutig identifiziert. Am Folgetag tauchen zwei
Männer auf und versuchen, Herrn Dillinger in seinem Büro zu erschieÃen. Nur
einem Zufall ist es zu verdanken, dass Dillinger überlebte. Wir können uns
vorstellen, dass zwischen beiden Ereignissen ein Zusammenhang besteht, jedoch
â¦Â«
»Herr Meier streitet ab, jemals in der Eifel gewesen zu
sein.« Dr. Grind lächelte vielsagend. »Das kenne ich, meine Herren. Aber ich
fürchte, ich kann Ihnen nicht behilflich sein, denn über Wege und
Aufenthaltsorte dieses Menschen bin ich nicht informiert. Wenn er identifiziert
wurde, ist er identifiziert, so einfach ist das.«
»Kennen Sie denn jemanden, der uns Auskunft geben könnte,
an welcher Ecke seines Lebens Herr Meier angreifbar ist?« Rodenstock strahlte
die Gefährlichkeit einer Weinbergschnecke aus.
»Du lieber Himmel«, seufzte Dr. Grind. »Wenden Sie sich
an
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