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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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allein.«
    Â»Muss ja nicht mehr vorkommen«, sagte ich vollkommen außer
Puste. »Da kann man etwas gegen unternehmen.« Nach einer Pause bekannte ich:
»Ich war auch so ein Trottel.«
    Erstes, vorübergehendes Ende des inoffiziellen Teils.
    Â»Geh bloß vorsichtig mit mir um«, flüsterte sie. Unvermittelt
kicherte sie und versicherte beruhigend: »Ich habe doch gar nicht gebohrt.«
    Auf diese Art und Weise verbrachten wir den ganzen
Nachmittag, versuchten unterwegs zu duschen, landeten triefnass erneut im Bett
und scherten uns nicht um den Rest der Welt, bis wir irgendwann in der Küche
endeten und feststellten, dass die Zeit für ein kurzes Frühstück gekommen war.
Und zu diesem Frühstück zogen wir uns selbstverständlich an.
    Es schellte: Tante Anni.
    Sie stand vor uns, war erleichtert, uns zu sehen, und erklärte
knapp: »Ich habe ein bisschen recherchiert. Auf den Feldern, die eigentlich
schon längst fällig waren.« Sie lächelte allerliebst und sah mich fragend an.
    Â»Auf welchen Feldern denn, bitte?«, fragte ich also.
    Â»Na ja, die Sache mit dem Birkenkreuz ging mir nicht aus
dem Kopf.«
    Â»Komm rein, nimm Platz und trink einen kräftigen
Schnaps«, schlug ich vor. Und um jedem Gerücht vorzubeugen, fügte ich hinzu:
»Maria und ich waren bis eben im Bett.«
    Â»Ach ja?«, nuschelte Tante Anni scheinbar
desinteressiert. Dann merkte sie auf. »Ach so. Herzlichen Glückwunsch.«
    Schließlich saßen wir alle drei auf der Terrasse und
harrten der Dinge, die da kommen sollten.
    Als Tante Anni den ersten Schluck von dem Schnaps nahm, machte
sie einen Spitzmund, der sich mit äußerster Schnelligkeit zu drehen schien.
»Wunderbar!«, sagte sie ächzend. Dann holte sie Luft, um Anlauf zu nehmen.
»Also, der Stamm der Birke hatte unten am Fuß einen Durchmesser von etwa
zwanzig Zentimetern. Nach den Fotos zu urteilen, reichte der Stamm bis beinahe
an die Decke des Speisesaales. Damit dürfte der Stamm, ohne den Querbalken,
etwa zwei Zentner gewogen haben. Könnt ihr mir folgen?«
    Â»Alles klar«, versicherten wir.
    Â»Gut. Jetzt kommt der Querbalken hinzu und weiter der
kleine Balken, der Svens Füße stützte. Das Gewicht muss alles in allem bei etwa
zwei Zentnern und sechzig Pfund gelegen haben. Das ist nicht von schlechten
Eltern. Aber die eigentliche Frage kommt noch, denn die Täter mussten Sven
zuerst am Kreuz befestigen. Und dann mussten sie das Kreuz mit Sven darauf
aufrichten. Der Bericht der Rechtsmedizin in Mainz gibt Svens Gewicht mit achtundsechzig
Kilo an. Das heißt, die Täter hatten ein Gesamtgewicht von etwa vier Zentnern
zu stemmen, und zwar ein Gewicht, das platt am Boden lag. Wer bringt so etwas zustande,
ein solch schweres Kreuz aufzurichten und dann mit Hilfsbalken am Boden durch
schwere Schrauben zu verankern?«
    Sie schwieg, sah uns neugierig an.
    Â»Ich weiß nicht, auf was du hinauswillst«, sagte ich.
    Â»Ja, wer denn?«, fragte Maria.
    Â»Denkt doch mal nach. Das Prozedere erinnert an das
Aufrichten eines Maibaums. Da müssen viele Hände tätig werden.«
    Â»Ich weiß immer noch nicht, auf was du aus bist«, beharrte
ich.
    Â»Ich denke, dass die Mordkommission etwas übersehen hat«,
verkündete Tante Anni. »Oben in der Decke muss ein Haken gewesen sein, durch den
ein Seil lief. Und – stellt euch vor – auf den Tatortfotos habe ich tatsächlich
eine Stelle entdeckt, an der ein solcher Haken gewesen sein könnte. Die Täter
haben ihn später einfach herausgeschraubt. Und davon steht nichts im
Tatortbefund. Das ist Teil eins.«
    Â»Das ist überraschend«, bemerkte ich anerkennend. »Und
Teil zwei?«
    Â»Teil zwei ist meine Mutmaßung über die Täter. Es müssen
Männer gewesen sein, kräftige Männer. Mindestens drei, besser vier. Damit
kommen wir dem Kern des Problems näher: Wer waren diese kräftigen Männer? Und
da dieser Pater Rufus über allem wabert, habe ich mich gefragt, ob er drei oder
vier Männer auftreiben konnte, die so etwas für ihn erledigten. Leider kann er
ja nun selbst keine Auskunft mehr geben. Aber ich weiß die Antwort trotzdem: Er
konnte.«
    Â»Wie bitte?«, fragte Maria verblüfft.
    Â»Na ja, er hatte doch diese polnische Truppe«, sagte sie,
als könne sie kein Wässerchen trüben.
    Â»Von so etwas höre ich zum ersten

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