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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Mal«, sagte ich. »Wie
bist du denn an diese Truppe gekommen, wenn es eine Truppe ist?«
    Â»Sie ist eine«, sagte sie bestimmt. »Ein katholischer
Priester, der unentwegt Gutes tut, muss in den Gaben, die er der Welt bringt,
auch eine soziale Komponente unterbringen. Also sozusagen die katholische Welt
ganz unten, die Beladenen. Im Fall des Pater Rufus sind das vier katholische
Männer, persönlich von Pater Rufus in Polen auserwählt und in sein Gymnasium
gebracht. Vor zwei Jahren.«
    Â»Und was tun die im Gymnasium?«, fragte ich.
    Â»Niedere Dienste, das Fronvolk gewissermaßen.«
    Â»Wie bist du an all das gekommen?«, fragte Maria.
    Â»Na ja, ich habe mit Kischkewitz telefoniert und ihn darauf
aufmerksam gemacht, dass die Kreuzigung nur von echten Kerlen bewerkstelligt
werden konnte. Und da hat er mir von diesen vier Polen berichtet. Und ich habe
dann weiter geforscht.«
    Â»Was, bitte, verstehst du unter niederen Diensten am
Gymnasium?«, fragte ich.
    Â»Das Gymnasium verfügt über einen großen Nutzgarten und
den Park. Außerdem gibt es einen Sportplatz und in den Gebäuden ist sowieso
ständig etwas zu richten und zu reparieren. Die vier bilden eine
Hausmeistertruppe. Sie werden schlecht, aber regelmäßig bezahlt.«
    Â»Wie ich dich kenne, weißt du auch schon vier Namen und
vier Legenden.«
    Â»Oh, danke für das Vertrauen. In der Tat kenne ich vier
Namen und vier Legenden. Und ich kenne sogar noch zwei Namen und zwei Legenden
mehr, das heißt, ich habe sechs Legenden für vier Männer.«
    Â»Spuck es endlich aus!«, forderte Maria mit viel Heiterkeit.

    Â»Zwei der Polen, beide so um die vierzig, sind in Ordnung,
haben ordentliche Namen und ordentliche Lebensläufe. Den beiden jüngeren
Männern auf die Spur zu kommen, das war etwas schwieriger. Die Namen, die sie
an offiziellen Stellen angegeben haben, sind falsch, Vornamen wie Hausnamen.
Ich nenne sie einmal Peter und Paul, die polnischen Namen sind unaussprechlich.
Beide sind vorbestraft, beide wegen Raubes. Und sie werden in Polen gesucht.
Deshalb musste sich Pater Rufus etwas einfallen lassen. Als die beiden hier
eintrafen, hat er eine eidesstattliche Versicherung vorgelegt, dass es sich bei
den beiden um die Polen Peter und Paul handele, die beide ihre Papiere verloren
hätten. Aber ihre Lebensläufe seien ohne Fehl und Tadel und sie könnten eine
Vollzeitstelle beim Gymnasium antreten. So kamen sie problemlos an neue Papiere
und neue Namen und sind auf diese Weise in die Legalität abgetaucht.«
    Â»Wie kann man so etwas herausfinden?«, fragte ich.
    Â»Indem man ein paar Brocken Polnisch spricht und mit
netten Kollegen da drüben redet«, erklärte Tante Anni handzahm, aber zutiefst
stolz. »Wir haben also vier Figuren im Spiel, die durchaus die Kreuzigung
bewerkstelligen konnten.« Sie zwinkerte ein bisschen: »Und jetzt hätte ich gern
noch einen Schnaps.« Dann strahlte sie Maria an und bemerkte: »Du machst einen
glücklichen Eindruck.«
    Â»Das bin ich auch«, sagte Maria artig.
    Â»Das muss auch sein«, nickte Tante Anni. Aber sie konnte
es sich nicht verkneifen und setzte hinzu: »Wenigstens für eine Weile.«
    Selbstverständlich war Maria daraufhin nicht in der Lage
zu vermeiden, ganz nebenbei zu erwähnen, dass nur wir beide, ausschließlich sie
und ich, das zu entscheiden hätten.
    So ist das, wenn Zicken sich treffen.
    Ich ging ins Wohnzimmer und informierte Rodenstock
telefonisch über die Polen im Gefolge von Pater Rufus.
    Doch wie so häufig in unserem gemeinsamen Dasein winkte
er ab: »Kenne ich schon. Nur leider sind Peter und Paul, wie du sie nennst,
flüchtig. Seit gestern Morgen. Entweder sind sie gewarnt worden oder sie haben
aus dem Ausnahmezustand am Gymnasium und dem Wirbel um Pater Rufus die richtigen
Schlüsse gezogen.«
    Â»Was ist mit Julia?«
    Â»Emma hat sie zu Hause abgeladen und die Mutter musste
sich anhören, was ihr Kind zu sagen hat. Nach Emmas Bericht war das eine
unerfreuliche und schrille Begegnung, denn Frau Dillinger lässt nichts auf
ihren Mann kommen. Ihr Mann in kriminelle Machenschaften verstrickt? Völliger
Blödsinn! Wobei sie das natürlich anders ausdrückt, sie sagt: ›Mein Mann ist
moralisch wie ethisch jenseits jeder Kritik!‹ Und dann: ›Mein Mann ist von
höchster katholischer Qualität!‹ So was habe ich noch

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