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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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die Fensteröffnungen ausmachen. Wenige
Schritte von uns entfernt stand Paolo, leicht breitbeinig, die Arme gestreckt.
Er gab einen Schuss ab und offensichtlich war er erfolgreich, denn vor den
Fenstern ertönte ein qualvoller Schrei.
    Dann war Rodenstock neben mir, ich roch ihn. »Vorsicht!«,
flüsterte er.
    Immer besser konnte ich die Umrisse erkennen, die Oberkanten
der Möbel, die Oberflächen von Tischen, Schränken.
    Â»Rodenstock?«
    Â»Alles in Ordnung«, antwortete er leise. »Da kommen zwei
weitere über den Rasen. Siehst du sie? Halb rechts auf zwei Uhr, dreißig
Meter.«
    Â»Ja.«
    Â»Lass sie kommen. Nicht bewegen.«
    Auf dem Rasen rief jemand: »Paolo, zeig dich, ehe wir
dich in den Himmel schicken.«
    Â»Du bist ein Arsch«, entgegnete Paolo verächtlich.
    Â»Wir nehmen deine Frau und deine Kinder mit«, sagte der
Mann im Garten.
    Erneut tauchte Paolo vor einer der Fensteröffnungen auf
und schoss. Augenblicklich verschwanden die beiden Männer, einer schrie auf.
Anschließend waren schnell laufende Schritte zu hören, dann herrschte eine
tödliche Ruhe.
    Â»Chef«, sagte die Stimme, die die erste Warnung ausgesprochen
hatte. »Sie sind weg über die Mauer.«
    Â»Warten!«, befahl Paolo scharf.
    Â»Chef, zwei fehlen.«
    Â»Die liegen vor den Fenstern«, gab Rodenstock Auskunft.
    Â»Licht, Chef?«
    Â»Ja, Licht«, sagte Paolo. »Und seht nach, was unsere getroffenen
Besucher so machen. Jonny sollte vielleicht die Bullen rufen. Und natürlich
einen Notarzt.« Immer noch stand er vor dem zerschossenen rechten Fenster.
Unvermittelt trat er gegen den Rahmen, dass es nur so schepperte. »Verdammte Scheiße!
Soll ich deswegen hier weg?«
    Â»Wir verdrücken uns«, murmelte Rodenstock. »Und zwar
zügig.«
    Â»Das kann ich gut verstehen«, sagte Paolo und grinste wie
ein Gauner.
    Â»Schnell noch eine Frage«, sagte ich. »Es ging also um
Frauen. Woher kamen die?«
    Â»Aus dem Osten«, antwortete Paolo prompt. »Wrocław, Brno,
Olsztyn und Košice. Vier Tranchen zu je dreißig. Mehr sage ich nicht.«
    Â»Zu welchem Preis?«, fragte Rodenstock dennoch.
    Â»Achthunderttausend je Tranche. Nun ist aber endgültig
Schluss. Und entschuldigen Sie die Aufregung, das war wirklich nicht
beabsichtigt.«
    Â»Grüßen Sie Ihre Frau recht herzlich von uns«, sagte ich.
In einem gastfreundlichen Haus sind solche Sätze angebracht.
    Wir stiegen über den Schutt, den der andere Besuch zurückgelassen
hatte. Die Zerstörung war beachtlich und es würde einiges kosten, das wieder in
Ordnung zu bringen.
    Â»Ein cooler Typ«, meinte Rodenstock, als wir das kleine
Tor erreichten.
    Â»Ja, und wie so viele seiner Art hat er den falschen
Beruf.«
    Bevor Rodenstock den Wagen startete, notierte er etwas.
»Wrocław ist auf Deutsch Breslau, Brno Brünn in der Tschechischen Republik,
Olsztyn Allenstein und Košice ist eine Stadt in der Slowakei. Ist das soweit
richtig?«
    Â»Richtig. Und wenn eine Tranche bei dreißig lag, ging es
um insgesamt einhundertzwanzig Frauen. Viermal achthunderttausend Euro macht
drei Komma zwei Millionen. Aber wozu so viele?«
    Rodenstock grinste plötzlich über beide Backen. »Die Welt
zu Gast bei Freunden. Moralgeschwängerte Kreise haben immer schon befürchtet,
dass die Zahl der Huren anlässlich der Fußballweltmeisterschaft rapide in die
Höhe schnellen würde.«
    Â»Und wie verfahren wir jetzt weiter?«
    Er strahlte vor Heiterkeit. »Du liebe Güte, wir haben so
eine Tranche gesehen. Erinnerst du dich an den polnischen Bus mit den Oberschülerinnen,
die zusammen mit einem katholischen Priester die Grenze passierten? Wir haben
in Guben den Film der Überwachungskamera gesehen. Und ich habe hier im Auto die
Mappe mit den Fotos.«
    Rodenstock stieg aus und summte dabei vor sich hin. Dann
saß er wieder neben mir und zückte ein Foto: »Schau hier, unser geliebter Pater
Rufus. Und dann erinnere dich: Der Priester, den wir in der Aufzeichnung als
Begleiter des Busses gesehen haben, sah genauso aus. Oder? Aber wir waren so
grandios, nicht darauf zu kommen, weil wir das für unmöglich gehalten haben.«
    Â»Da fehlt mir ein passender Fluch.«
    Â»Und jetzt wird mir auch klar, was es mit Wanda auf sich
hat. Sie ist eine dieser verkauften Frauen, sie hat doch gesagt, sie stamme aus
der Gegend

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