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Eifel-Kreuz

Eifel-Kreuz

Titel: Eifel-Kreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wurde er getötet. Gabriele
hatte einfach Pech, als seine Begleiterin musste sie ebenfalls sterben. Wer die
Taten wirklich ausgeführt hat, das wissen wir noch nicht, aber das kriegen wir
noch heraus. Wanda ist eine der polnischen Frauen, Sven hat sie irgendwie aus
der Gruppe lösen können und in die Eifel gebracht.«
    Â»Pater Rufus«, wiederholte Maria.
    Â»Ja. Die Kreuzigung hat nichts mit falsch verstandenem Katholizismus
zu tun, wie ich erst glaubte. Auch der Antrieb für das Handeln von Pater Rufus
ist schlicht die reine Gier.«
    Â»Aber es tun sich doch immer wieder die gleichen alten
Zöpfe auf!«, widersprach sie heftig.
    Â»Schon richtig. Nur hat das nichts mit dem Glauben an
Gott zu tun.«
    Â»Nein, aber es hat etwas mit dem Glauben an Mutter Kirche
zu tun.« Maria war nun wirklich sauer. »Pater Rufus hat ein Gymnasium geführt
und seine Macht missbraucht. Obendrein hat er die Eltern in der Gewissheit
gewiegt, ihre Kinder zu besonders guten Menschen zu erziehen, indem er ihnen
streng katholische Werte vermittelte. Das ist massiver Betrug. Das ist der
gleiche Mechanismus, der früher in den Dörfern angewandt wurde, um das
Glaubensvolk folgsam zu halten.«
    Â»Ja, du hast recht.«
    Nach einer Weile meinte sie nachdenklich: »Neben Vater
Dillinger und Pater Rufus muss es noch jemanden geben. Rufus wird sich kaum die
Hände schmutzig gemacht und auf Sven geschossen haben, selbst wenn die
Kreuzigung seine Idee war. Und dass der Vater den eigenen Sohn gerichtet hat,
kann ich mir noch weniger vorstellen.«
    Â»Das klingt einleuchtend. Aber hast du auch eine Idee,
wer das sein könnte? Die Gangster, die wir getroffen haben, waren es nicht.«
    Sie zuckte die Achseln.
    Â»Lass uns von etwas anderem reden. Erzähl mal was von
dir. Willst du dauerhaft in der Eifel bleiben?«
    Â»Ja, wahrscheinlich schon. Meine Eltern leben in Straßburg
und mein Verhältnis zu ihnen ist nicht das beste. Nein, ich will hier bleiben.
Ich hätte gern einen eigenen Laden, und eines Tages kommt der auch.«
    Â»Wie alt bist du eigentlich?«
    Â»Sechsunddreißig.« Sie stellte ihre Kaffeetasse im Gras
ab und sagte heiter: »So, und jetzt zeig mir dein Haus!«
    Ende des offiziellen Teils.
    In meinem Haus, das will ich betonen, sieht es immer so
aus, als werde dort wirklich gelebt. Man kann auf keinen Fall Spiegeleier vom
Boden essen und sollte auch nicht in unhöflicher Weise zu streng in die Ecken
schauen oder die Spinnweben an den Lampen anstarren, den Staub auf den Büchern
oder das Chaos rund um meinen Kopierer, auf dem ich meine Unterwäsche zu
stapeln pflege.
    Ich habe es eben immer gern dicht am wirklichen Leben und
den hausfraulichen Umgang mit scharfen Reinigungsmitteln finde ich
ausgesprochen dumm, denn da gehen die durchaus nützlichen Bakterien reihenweise
kaputt.
    Daher gestaltete ich die Führung so, dass ich die
jeweilige Tür aufriss und kurz mitteilte: »Hier der ausgebaute Dachboden mit
Billardplatte!« Tür zu. Oder: »Das ist das Kämmerchen für allen Ballast dieses
Lebens!« Peng, Türe schließen. »Hier befindet sich mein Badezimmer!« Die Tür
kurz aufstoßen und sofort wieder zuknallen, wobei mir einfiel, die Handtücher
seit vier Wochen nicht gewechselt zu haben.
    Â»Das Badezimmer?«, fragte Maria gedehnt. »Kann ich mal
kurz, dauert nur ein paar Minuten.« Dann schlug sie mir die Tür vor der Nase
zu, ich hörte sämtliche Wasserhähne gleichzeitig rauschen, stand im Treppenhaus
und ahnte Fürchterliches. Dumpf starrte ich auf den Fangkorb einer Kreuzspinne,
was in dieser Situation überhaupt nicht hilfreich war.
    Dann erschien sie wieder in meinem Bademantel, hatte mit
Sicherheit nichts darunter am Leibe, ging mir zielsicher und brutal an die
Wäsche und versicherte: »Du brauchst keine Angst zu haben, ich habe schließlich
auch welche!«
    Irgendwie fanden wir die Tür zum Schlafzimmer und den direkten
Weg in das Bett, und sie überraschte mich mit vielen wunderbaren, rücksichtslos
erotischen Daseinsformen, wobei ich nicht mehr wusste, was unten und was oben
war.
    Nach der ersten, sehr heftigen Explosion unserer Körper
und Seelen lag sie auf dem Rücken, hielt die Augen geschlossen, sah
ausgesprochen schön und schon wieder begehrenswert aus. Dann bemerkte ich, dass
ihr Gesicht tränenüberströmt war. Sie murmelte: »Ich war so lange

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