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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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waren in viele Stämme geteilt, und kein Mensch wäre auf die Idee gekommen, das alles deutsch zu nennen.«
    »Aber das deutsche Wesen formte sich damals«, sagte Veit Glaubrecht neben uns. Seine Stimme war ungewöhnlich hoch.
    »Das ist Kokolores, mein Lieber«, sagte ich. »Dann haben Sie hier wohl auch einen Thingplatz, auf dem sich die Ältesten versammeln, Recht sprechen und ab und zu eine Jungfrau testen.«
    »Das ist eine Beleidigung!«, stellte Ulrich Hahn scharf fest. »Ich habe nicht gedacht, dass Sie so ausfällig und unsachlich sein würden.«
    »Lassen Sie mich das Zimmer sehen, in dem er gelebt hat. Anschließend können Sie richtig beleidigt sein. Dann haben Sie auch länger davon.«
    »Es ist um die Ecke«, murmelte Veit Glaubrecht.
    »Sie haben die ehemaligen Gebäude völlig neu ausgebaut«, sagte ich. »Wie viele Zimmer bieten Sie an?«
    »Zweiundvierzig«, antwortete Ulrich Hahn, nun einige Grade kälter als zuvor.
    »Wer sind diese Gäste?«, fragte ich.
    »Das sagte ich schon«, erwiderte Hahn. »Manager, die hier Erholung finden.«
    »Und schießen«, ergänzte ich.
    Vor uns schloss Veit Glaubrecht eine schmale, braune Tür auf. Rechts davon waren zwei kleine Fenster zu sehen. Der Blick musste weit in die Hügel gehen. Irgendwie passte das zu dem Toten.
    »Bitte sehr«, sagte Hahn und ließ mich vorangehen.
    Wir betraten ein überschaubares Appartement mit Kochecke und einem kleinen Bad. Es wirkte bunt und aufgeräumt. Auf einem großen, hellblauen Kissen saß ein Plüschhase, uralt und zottelig. An der rechten Wand stand ein übervolles Bücherregal, davor gab es einen kleinen Tisch mit einem Bildschirm und einer Tastatur.
    »Was zahlte er denn?«, fragte ich.
    »Zweihundert«, sagte Glaubrecht. »Das war natürlich ein Freundschaftspreis, wir mochten ihn ja schließlich.«
    »Und was trieb er hier den ganzen Tag?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Ulrich Hahn. »Keine Ahnung.«
    »Das glaube ich Ihnen auf keinen Fall«, sagte ich freundlich. »Aber bemühen Sie sich nicht um weitere Lügen, ich glaube Ihnen sowieso nicht.« Ich stand an dem Tischchen. »Ich habe eine letzte Frage: Das hier ist ein Bildschirm mit einer Tastatur. Soweit, so gut. Aber wo ist sein Rechner?«
    Es war sehr still.
    Dann kam der Schlag.

3. Kapitel
    Ich hörte irgendetwas, aber ich konnte nichts verstehen, es war wie ein Rauschen, in dem sich viele Geräusche vermengten. Es klang wie das statische Knistern in Funkgeräten. Irgendjemand redete mit mir, aber ich sah niemanden, weil ich in einem trüben Dunkel steckte. Und ich ging, aber ich wusste nicht, auf was ich zuging. Und wieder sagte jemand irgendetwas, und ich konnte nicht sprechen. Ich bewegte mich aber, das spürte ich deutlich, ich bewegte meine Beine. Dann hielt mich jemand fest, und zwar am rechten Arm. Ich spürte eine andere Hand, die mich am linken Arm packte.
    Dann eine Stimme dicht an meinem Ohr: »So. Und jetzt setzen Sie sich!«
    Also setzte ich mich.
    Ich erkannte die Stimme von Ulrich Hahn, der dicht neben mir war und sagte: »Sie machen aber auch Geschichten!« Das klang einwandfrei vorwurfsvoll.
    »Was ist denn passiert?«, fragte ich. Ich saß in meinem Auto. Sehen konnte ich nichts, aber ich spürte den Autositz, es war mein Autositz.
    »Sie sind von oben herunter auf den Bildschirm geschlagen«, sagte er. »Kommen Sie gut nach Hause, Sie Unglückswurm.« Das klang väterlich gutmütig. »Der Schlüssel steckt.« Dann entfernten sich Schritte.
    Wie war das gemeint gewesen? Ich sollte von oben auf den Bildschirm von Blue geschlagen sein? Ich war doch kein Anfallskranker. Ich versuchte, die Augen zu öffnen, und das tat richtig weh. Dann konzentrierte sich der Schmerz hinter meinem rechten Auge. Aber ich konnte plötzlich wieder sehen.
    Ich saß in meinem Auto auf dem Parkplatz des Eulenhofs, die Sonne schien, am Himmel trieben ein paar Schäfchenwolken vorüber, es war 17.24 Uhr, der Tag ging langsam zur Neige.
    Ich fuhr mit der Hand über mein Gesicht, und die Hand war nass. Es war Blut. Ich erschrak nicht einmal.
    Es war glasklar: Ich musste die Leute mit meinen Provokationen oder einfach mit meinem Erscheinen sehr stark verunsichert haben. Wahrscheinlich hatte der treue Veit Glaubrecht mich niedergeschlagen, als sie begriffen, dass ich nicht zu bestechen und auch nicht zu neutralisieren war.
    Ich klappte die Sonnenblende herunter und besah mich im Spiegel. Das sah nicht gut aus, und die Wunde, die von der rechten Nasenwurzel bis dicht

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