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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hören als zwei«, setzte sie vollkommen überflüssig hinzu.
    »Ich werde da sein«, wiederholte ich. »Du solltest auch nicht allein Auto fahren. Das ist im Augenblick zu riskant. Du hast auch noch die Strapazen der langen Reise in den Knochen, vergiss das bitte nicht.« Wahrscheinlich war das ein vollkommen lebensferner Rat, weil Emma immer dann besonders rasant und riskant fuhr, wenn sie unter Stress stand.
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    Dann fragte Tessa: »Was hältst du von Ana von Kolff?«
    »Sehr viel. Sie hat Kraft. Hast du herausgefunden, wer dieser unbekannte Stefan ist, von dem Blue so viel gesprochen hat? Sie wird dir davon erzählt haben.«
    »Bisher nicht. Da das Gebiet Eulenhof ziemlich exakt auf der Grenze liegt, haben wir beim Verfassungsschutz beider Bundesländer, also Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz offiziell angefragt, ob sie in der Eifel einen Agenten namens Stefan platziert haben. Sie sagen übereinstimmend nein.«
    Tante Liene wurde vorübergehend wach und blinzelte in das Licht über dem Tisch. Sie machte einige Male den Mund auf und zu, fand sich aber schnell zurecht, und bemerkte: »Ahh!« Danach, weiterführend: »Huhh!« Und dann lächelte sie selig, als hätte sie einen schönen Traum gehabt.
    »Are you hungry?«, fragte Emma.
    Tante Liene nickte energisch.
    Emma holte ein Schüsselchen mit einer ekelhaft aussehenden, grauen Pampe von der Arbeitsplatte und begann, die alte Frau zu füttern. »Banane hilft immer!«, betonte sie. Sie saß auf der Sessellehne und waltete gelassen ihres Amtes, Löffelchen für Löffelchen.
    »Hat sie eigentlich irgendetwas wiedererkannt?«, fragte ich.
    »Nichts«, antwortete Emma. »Nur einmal, auf der Autobahn im Thüringer Wald, bemerkte sie ganz aufgeregt, dass sie den Umriss eines Berges schon einmal gesehen hat. Aber das dauerte nur Sekunden, dann war es vorbei. Sie hat in Auschwitz und draußen in Buchenwald so sehr weinen müssen, dass sie einschlief. Aber sie ist merklich zufriedener geworden in den letzten Tagen. Ich denke, sie hat ihre Ruhe erreicht und kann jetzt loslassen. Ich habe in ihren Papieren gesehen, dass sie übermorgen Geburtstag hat. Sie wird vierundneunzig.«
    »Spricht sie über Antisemitismus?«, fragte Tessa.
    »Selten. Sie sagt, den gab es immer, aber sie sagt auch, das werden wir schon schaffen.«
    »Das so ist«, krächzte die Greisin aus dem fernen Australien klar und unmissverständlich. Wir sahen ihren Augen an, dass sie wohl jedes Wort verstanden hatte und dass sie geradezu vergnügt war, in dieser Runde zu sitzen.
    »Du bist ganz zufrieden, Tante Liene, oder?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte sie hellwach und lebhaft wie ein Kind.
    »Magst du rauf ins Bett und ein bisschen schlafen?«, fragte Emma.
    »Yep«, nickte sie.
    Es wirkte ganz leicht, als Emma, die nun wirklich kein Kraftprotz war, Tante Liene auf den Arm nahm und die Treppe hinauftrug.
    Bevor Tessa und ich in irgendeine Form des Austauschs finden konnten, meldete sich mein Handy, und der Bauer Bodo Lippmann fluchte schnell und heftig: »Verdammt noch mal, ihr seid nie zu erreichen. Der alte Kriminalist nicht, du nicht, überhaupt keiner, keine Sau!«
    »Man kann ein Handyklingeln auch mal überhören, und Rodenstock liegt im Krankenhaus. Beruhige dich. Was ist denn los?«
    »Hier haben sie einen Mann … also, sie haben den fertiggemacht.«
    »Erzähl mir nichts von einem neuen Mord!«
    »Wieso denn Mord? Ich meine, der lebt doch noch, jedenfalls zuletzt noch, was ich weiß, verdammt noch mal. Und ich sitze jetzt hier mit den Taschen und Koffern und dem Technikkram …«
    »Bodo, was ist denn los? Und langsam bitte.«
    »Also, zu mir kam ein Mann, der stellte sich als Fotograf vor. Unsereiner kennt ja kaum Fotografen, und heutzutage hat ja jeder so ein Ding und drückt drauf und sagt: Ich bin ein Fotograf. Was weiß ich denn … Also, er war so … so ein Kumpel, und ich dachte, klar …«
    »Wo bist du jetzt, Bodo?«
    »Wo soll ich schon sein? Bei mir bin ich.«
    »Und wo ist der Mann?«
    »Also im Hubschrauber, ab nach Bonn in die Uniklinik. Er hat mir eine Visitenkarte dagelassen, Guido Perl heißt er. Gleich nachdem die Polizei kam.«
    »Wann ist das passiert?«
    »Na ja, es wird so anderthalb Stunden her sein.«
    »Wenn du bei dir in der Küche sitzt, dann komme ich jetzt mal.«
    »Na, geht doch!«, bemerkte er triumphierend.
    Ich wollte etwas zu Tessa sagen, bemerkte aber, dass sie ebenfalls telefonierte. Ich wartete, bis sie fertig war. Es gab ein

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