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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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hob das Glas und sagte anschließend: »Prost.«
    »Prost«, sagte Tessa. »Können wir mal von Anfang an hören, was hier abgelaufen ist? Ich meine, wie kam der Mann denn auf diesen Hof?«
    »Ach so.« Bodo Lippmann nickte. »Also, es war so, dass Justens Karl anrief und sagte, er hätte da wen, der müsste mal einen Blick auf den Eulenhof werfen. Und fotografieren. Und ob der hier vorbeikommen könnte. ›Ja, klar‹, habe ich gesagt.«
    »Wer ist Justens Karl?«, fragte Tessa.
    »Also, Karl Justen ist ein Kollege, der in Wittlich sitzt und Tabak anbaut. Aber wie der jetzt an den Fotografen kommt, weiß ich nicht.«
    »Ist auch nicht wichtig«, entschied ich. »Der Fotograf kam also hierher.«
    »So isses«, nickte Bodo Lippmann.
    »Was sagte der genau?«, fragte Tessa.
    »Er sagte, er hätte einen Auftrag, den Eulenhof zu fotografieren und alle die Leute da, also nicht einfach die Gebäude, sondern besonders die Leute. Er könnte aber nicht einfach zu denen gehen und sie fotografieren. Weil, wenn die seinen Namen wüssten, dann wären sie damit nicht einverstanden. Weil, er hätte einen schlechten Ruf.«
    »Irgendetwas klingelt bei mir«, murmelte ich. »Ich weiß etwas und komme nicht drauf. Aber macht mal weiter.«
    »Also, ich frage, ›weshalb denn schlechter Ruf?‹ Und er sagt, er mache oft so verdeckte Operationen. Da kann sich unsereiner ja nichts drunter vorstellen. Und er sagt: ›Leute fotografieren, ohne dass die es merken.‹ ›Da musst du aber schnell sein, Junge‹, sage ich so. Und er lächelt und sagt: ›Das weiß ich schon.‹ Dann schleppt er alles aus seinem Auto rein. Hier in die Küche. Junge, denke ich, da kann man ja einen Laden mit aufmachen. Und er sagt auch noch, er macht Aufnahmen hier bei mir, und er schenkt mir die Fotos. Also, aus Dankbarkeit. Da …« Er wies auf zwei große Fotokoffer und drei Taschen, die in der Ecke des Raums standen.
    Ich ging hin und öffnete sie. Ich sah nur kurz hinein, der Befund war eindeutig: »Das sind Profigeräte«, sagte ich. »Das dürfte an die Hunderttausend kosten. Restlichtverstärker. Sechs Geräte mit Motor von Nikon bis Leica, alles da. Bodo, mach mal weiter.«
    »Er nimmt eine Kamera und macht ein langes Rohr dran, also ein langes Objektiv, und sagt: ›Das wird reichen.‹ Er sagt, er geht erst einmal von hinten ran, nur sehen, was da läuft, und ob er Plätze findet, von denen aus er Fotos machen kann. Ich beschreibe ihm das alles genau, und er hört mir auch gut zu. Er sagt, er geht nur gucken. Dann ist er los, strikt zur Straße, dann hoch in den Wald.«
    »Wie viel Uhr war es da?«, fragte Tessa.
    »So gegen acht Uhr«, antwortete Bodo. »Er sagte noch, er hätte noch fast zwei Stunden genügend Licht.«
    »Ich weiß es jetzt«, sagte ich. »Guido Perl ist ein Ass im Gewerbe. Er hat bei der letzten Ausschreibung des
World Press Photo Award
teilgenommen. Und er hat gewonnen. Mit einer Fotoreportage über extrem arme Menschen in Somalia, über ihre Ängste und Hoffnungen. Sagenhafte Aufnahmen in Schwarz-Weiß, sagenhafte Gesichter.«
    »Genau das fehlt mir noch«, sagte Tessa leise. »Große Aufmerksamkeit.«
    »Hat er gesagt, für wen er diese Aufnahmen machen soll?«, fragte ich.
    »Hat er nicht. Er hat gesagt, für ein Magazin. Er sprach immer nur von einem Magazin. Unsereiner hat da ja keinen Durchblick. Also, als er da raufging, war es so gegen acht.«
    »Das ist jetzt wichtig, Herr Lippmann«, sagte Tessa etwas zittrig. »Wie genau lief das ab? Wann haben Sie Herrn Perl wiedergesehen? Wie sah er da aus? Da ist jetzt jede Kleinigkeit wichtig. Also, er trug eine Lederjacke und hatte einen Fotoapparat bei sich. Stimmt das so? Bitte warten Sie kurz …« Sie stand plötzlich auf, holte ihr Handy heraus, ging von dem Tisch weg, rief jemanden an und sagte: »Ich kann es euch nicht ersparen, ihr müsst noch mal raus. Jetzt. Zu einem Bauern namens Bodo Lippmann in Bongard.« Sie gab die Adresse durch, kam zurück an den Tisch. »Wann genau haben Sie Guido Perl wiedergesehen? Er ging um acht Uhr da hoch, um hinter den Eulenhof zu kommen. Was passierte dann?«
    »Erst mal passierte gar nichts«, antwortete Bodo Lippmann. »Wir haben hier gegessen, ganz normal. Ich habe mit meinem älteren Sohn Matheaufgaben gemacht und meine Frau mit dem Kleinen englische Vokabeln. Um neun Uhr herum habe ich gedacht: Wo bleibt der Kerl? Aber, es passierte ja nichts. Aber wenn man weiß, wie schnell die mit Gewalt bei der Hand sind, dann weiß man ja

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