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Eifel-Krieg

Eifel-Krieg

Titel: Eifel-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Realitäten zu leben. Hier ist schon einer von ihnen beinahe erschossen worden. Wie kann denn dieser Doktor Richard Voigt so naiv sein und einfach in den Wald gehen? Haben Sie denn diese Leute nicht gewarnt?«
    Kischkewitz antwortete: »Alle Waldarbeiter, alle Förster, alle Waldbesitzer, alle Jäger sind natürlich informiert worden. Wir haben vor einem Heckenschützen gewarnt und darauf hingewiesen, dass niemand in dieser Gegend in die Wälder gehen soll. Auch alle Touristik-Leute sind angehalten worden, Wanderer und Spaziergänger zu warnen.«
    Ein junger Mann fragte schnell und scharf: »Dieser Eulenhof beherbergt ein ganzes Rudel Neonazis, wird behauptet. Liegt es nicht nahe, dass jemand diesen Jäger erschossen hat, weil er vom Eulenhof kam? Es gibt doch Leute, die Neonazis hassen, oder?«
    »Ein guter Einwand«, antwortete Kischkewitz und nickte bedächtig. »Aber ob dieser erschossene Jäger eine Nähe zu derartigen Leuten hatte, wissen wir noch nicht. Sie werden eine Antwort bekommen, wenn dieser Punkt abgeklärt ist.«
    Dieselbe Frau, die zuvor so provokativ gefragt hatte, sagte nun mit einer gehörigen Portion Sarkasmus: »Der erste angeschossene Jäger sollte ja wohl auch getötet werden, wenn mich nicht alles täuscht. Warum ist denn dieser Tote überhaupt in den Wald gegangen? Wie kann jemand so gnadenlos dämlich sein?«
    »Wieder eine berechtigte Frage«, gab Kischkewitz zurück. »Vielleicht wollte Doktor Richard Voigt jemanden treffen? Wir wissen es nicht.«
    Wieder der junge Mann: »Ich möchte eine Antwort auf die Frage, wie viele der Bewohner des Eulenhofs denn eindeutig rechts außen sind? Wenn dort abendliche Lesungen aus dem Buch
Mein Kampf
von Herrn Hitler stattfinden, dann scheint es sich doch um eine Art Hauptquartier zu handeln.«
    »Das kann ich Ihnen nicht beantworten. Zumindest im Moment noch nicht«, antwortete Kischkewitz.
    Der Pulk der Presseleute löste sich auf, Kischkewitz erhob sich und stand einen Moment ganz ruhig.
    »Wann hast du den Notruf empfangen?«, fragte ich.
    »Um 10.11 Uhr«, antwortete er.
    »Wer war es denn?«
    »Jemand, der aus Hillesheim kam, ein Wanderer. Er fuhr hier mit seinem Auto her und sah den Toten. Er rief sofort Polizei und Rettungswagen an. Erst danach erlitt er einen Schock. Er musste vom Notarzt behandelt werden, weil er keine Luft mehr bekam.«
    »Woher kommt er?«
    »Aus Köln. Er ist siebzig Jahre alt, ehemaliger Lehrer. Wir haben ihn sicherheitshalber ins Krankenhaus bringen lassen und dann seine Frau verständigt.«
    »Glaubst du, dass der Mörder den Toten hierher brachte?«
    »Ich weiß es nicht, Junge. Der Tote ist schmächtig, kein großes Gewicht. Der, der schoss, kann ihn hierher gebracht haben. Vielleicht waren es aber auch zwei Leute. Wir werden wahrscheinlich Mikrospuren an der Leiche finden, die Antworten auf diese Fragen geben. Falls er in einem Auto transportiert wurde, dann muss das jede Menge Spuren hinterlassen haben. Es steht für mich aber fest, dass der Täter mit großer Gelassenheit und Ruhe vorging. Und das haben wir ja nicht so gerne.« Er schüttelte den Kopf und schwieg einen Augenblick. Dann fragte er: »Wie geht es Emma?«
    »Beschissen«, antwortete ich.
    Der Audi von Tessa rollte über den Waldweg heran. Ich verabschiedete mich von Kischkewitz und ging zu ihr hinüber.
    »Schön, dich zu sehen«, sagte ich, als sie aus ihrem Wagen stieg. »Nicht schön, was dich hier erwartet. Ich bin daheim.«
    »Ich werde mich daran erinnern«, antwortete sie mit einem Lächeln.

9. Kapitel
    Wieder zu Hause rief ich Hansemann in der Redaktion in Hamburg an, um ihn zu informieren, dass wir einen zweiten Erschossenen hatten.
    »Im Westen nichts Neues«, reagierte er mit einem alten Romantitel, der vor Urzeiten um die Welt gegangen war. »Wir lassen Guido Perl aus der Klinik in Bonn nach Hamburg fliegen. Das sind wir dem alten Kämpfer schuldig. Und es geht ihm besser. Er hat nur noch ein paar Schrauben im Gesicht, was sein Aussehen aber erheblich verbessert. Und du gibst mir Bescheid, wenn du den Fall beschreiben kannst.«
    »Alles klar. Bis demnächst.«
    Die Eifel war von einem Tief mit einem sanften Mädchennamen überzogen worden, das scharfe Winde vom Atlantik herbrachte. Im Süden über der Mosel türmten sich Wolken auf, wahrscheinlich würde es gegen Abend gewittern.
    Ich weiß nicht, wann der Besuch an diesem Mittag vor der Tür stand, ich weiß nur, dass er mich überraschte.
    Die Frau war ebenso breit wie hoch. Sie lächelte

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