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Eifel-Liebe

Eifel-Liebe

Titel: Eifel-Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich abgerufen werden und feststellen müssen, dass alles Mühsal und Arbeit gewesen war, nichts sonst.

    »Lieber alter Mann«, röhrte ich laut und wütend in die Stille des Hauses, »tritt mir in den Arsch!«

     
    Ich wurde wach, weil das Telefon neben meinem Bett fiepte. Es war acht Uhr und zugleich mit dem Telefon meldeten sich die Nachrichten. Ich schaltete das Radio ab und griff nach dem Hörer.

    »Bitte, nur gute Nachrichten«, krächzte ich.

    »Sie hatten zweitausend Liter Heizöl bestellt, Herr Baumeister. Wir sind in zwanzig Minuten bei Ihnen.«

    »Das freut mich aber.«

    »Sie wollten ja auch eine gute Nachricht hören«, entgegnete der Mann süffisant.

    Ich zog mich an, ohne Verschönerungsarbeiten vorzunehmen, fütterte meinen Zoo, schaltete die Heizung aus, starrte in einen grauen und nieseligen Tag, knipste das Morgenmagazin im Fernsehen ein, ließ mir Neuigkeiten um die Ohren rieseln und wurde dann durch ein merkwürdig kreischendes Geräusch endgültig geweckt: Bei Rudi Latten gegenüber lief der Zementmixer.
    Endlich rauschte der Tankwagen mit dem Heizöl vor. Der Servicemann nölte, dass der Sommer entschieden zu nass und sein Gemüsegarten reinweg ersoffen sei. Tragikumwittert nickten wir uns zu, bis er nach einer halben Stunde das Weite suchte.

    Wieder meldete sich das Telefon und Oma Ohler sagte ohne Umschweife: »Nun haben wir den Salat! Die Elvira Klein ist tot. Umgebracht, sagen die Leute. Auch sie war ja in der Clique. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass man mal nachschauen sollte, was denn da in der Clique alles los ist. So sieht das hier in Meerfeld aus. Jetzt wissen Sie Bescheid!«

    Einen Moment war ich sprachlos. Dann sagte ich: »Guten Morgen, erst einmal. Und jetzt, bitte, ganz langsam und der Reihe nach alles noch mal. Wer ist Elvira Klein?«

    »Eine aus der Clique. Das sagte ich doch.« Oma Ohler war wütend, gleichzeitig kostete sie die Situation aus.

    »Oma Ohler, Sie sagten ›umgebracht‹. Wer hat das behauptet?«

    »Alle.«

    »Wer ist alle?«

    »Na ja, alle hier im Dorf. Sie ist frühmorgens gefunden worden. Sie lag abseits … also, da gibt es einen alten Weg, der von der Manderscheider Straße zur Bleckhausener Mühle geht. Längs der Kleinen Kyll. Da ist sie gefunden worden. Das muss so gegen sechs, sieben Uhr rum gewesen sein. Ich habe ja gesagt, dass mit der Clique was nicht stimmt. Und dass die Anna … dass mit der auch was nicht stimmt. Und dass es dem Rolli dreckig geht und dass die Clique eine Menge damit zu tun hat.«

    »Und wieso umgebracht?« Ich wollte auf diese ominöse Clique nicht eingehen, Oma Ohler würde mir erneut die Ohren zudröhnen und ich würde nichts verstehen.

    »Erstochen!«, kam es wie eine Explosion.

    »Die Tote heißt Elvira Klein?«

    »Ja, die Polizei hat schon alles abgesperrt.«

    »Ich seh mir das an und komme anschließend bei Ihnen vorbei. Wo wohnen Sie?«

    »Am alten Maarweg. Es ist die Nummer siebenundvierzig.« Plötzlich begann sie zu lamentieren: »Eigentlich habe ich doch gar keine Zeit, ich muss doch Essen für die Kinder machen. Und richtig angezogen bin ich auch noch nicht.«

    Das war die Höhe, das war einfach der Gipfel, ich konnte nicht einmal lachen. Ich unterbrach die Verbindung, zog mir die Lederweste über, stopfte Tabak und Pfeifen in die Taschen und saß schon im Auto.

    Unterwegs kamen mir erhebliche Zweifel. Was, wenn Oma Ohler sich verhört hatte? Was, wenn das Dorfgeklatsche nur ein wenig außer Kontrolle geraten war?

    Ich fuhr rechts in einen Waldweg hinein und rief die Kriminalwache in Wittlich an. Ich fragte, ob es eine Tote namens Elvira Klein gäbe. Doch der Mann am Telefon wusste noch nichts von seinem Glück und antwortete missmutig: »Kann sein, kann nicht sein, weiß ich nicht. Wer sind Sie denn?«

    »Ich bin von der Presse, Siggi Baumeister. Verbinden Sie mich dann bitte mit der Bereitschaft oder wie das heißt?«

    »Das bin ich«, konstatierte er kühl.

    »Dann geben Sie mir doch Herrn Kriminalrat Kischkewitz.«

    Er schwieg einige Sekunden. »Sie haben Wünsche! Der ist nicht im Haus. Alle meine Kolleginnen und Kollegen sind draußen. Wir arbeiten hier richtig.«

    Artig bedankte ich mich und überlegte, ob ich Kischkewitz’ Handynummer auswendig wusste. Sicherheitshalber kramte ich den Notizblock heraus, auf dem ich sie aufgeschrieben hatte, eine Nummer, die jedermann ausschließlich nach seiner strengen Richtlinie »nur im äußersten Notfall« benutzen durfte. Ich entschied, der

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