Eifel-Müll
die Hand und nickte den anderen zu. Sie lächelten zurück und waren eine außerordentlich freundliche Männerrunde.
Endlich fuhr ich heim, legte mich im Wohnzimmer auf das Sofa und starrte durch die Terrassentür in meinen Garten. Der Tag war gekommen und ich war hundemüde. Bevor ich einschlief, ließ ich Cisco zu mir herein und wir stritten uns eine kurze Weile um das beste Kissen. Dann gab er Ruhe und legte seinen Kopf auf meinen Bauch.
Als sich die Katzen wild schreiend und fauchend vor der Terrassentür prügelten, wurde ich wach. Sie hatten wahrscheinlich den Hund und mich entdeckt und tobten jetzt ihren Eifersuchtsfrust aus. Ich quälte mich zur Tür und öffnete sie. »Kommt rein, aber geht bitte vorsichtig mit mir um.«
Sie fauchten kurz in Richtung des Hundes und wollten sich dann trollen. Ich erntete vorwurfsvolle Blicke. Die Tür war zu. Ich erinnerte mich an meinen Kater Willi, der in solchen Fällen locker und leicht auf die Klinke gesprungen war und sich selbst geholfen hatte. Ich öffnete die Tür und sah in Veras Gesicht.
»Wir frühstücken gerade beziehungsweise wir essen die Mahlzeit, die man um diese Tageszeit isst. Also früher Nachmittagskaffee oder so.«
Die drei hockten um den Küchentisch.
»Du warst umtriebig«, sagte Rodenstock. »Das ist kein Vorwurf, aber erzählst du uns, was passiert ist?«
Ich berichtete ihnen und fragte: »Hat die Spurensicherung am Auto etwas gefunden?«
»Wenig.« Rodenstock schüttelte den Kopf. »Das Einzige, was sie entdeckt haben, sind die Reifenspuren von Natalies Auto und die Reifenspuren eines anderen Wagen. Die Abdrücke ergeben aber nichts, außer dass es sich um eine Nullachtfuffzehn-Bereifung handelt, die hier in der Gegend im Frühling dieses Jahres als Schnäppchen angeboten wurde.«
»Was hat Becker gesagt, als er nach Natalies Besuch gefragt worden ist?«
»Er hat ausgesagt, sie habe einen Schlüssel für die Tür im Zaun hinter seinem Haus gehabt, aber sie habe das Haus nicht betreten, weil seine Hausdame sie sofort abgewimmelt hat.«
»Mir kommt es so vor, als ob sich Natalies Lebensrhythmus beschleunigt hat«, sagte Emma versunken. »Als ob sie plötzlich schneller gelebt hat. Sie hatte das Flugticket, sie wollte starten. Vorher wollte sie noch Hans Becker in Maria Laach aufsuchen, weil sie noch Geld von ihm zu bekommen hatte. Alles war normal, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie bei Becker auftauchte. Sie fuhr dort weg, weil Becker nicht da war. Warum fuhr sie weg, warum hat sie nicht auf Becker gewartet? Und vor allem wie? Ihr Auto blieb dort stehen.«
»Ich denke, sie ist nicht in einem anderen Auto weggefahren. Ich denke, sie wurde weggefahren«, unterbrach ich.
Emma überlegte weiter. »Da ist noch etwas, was ich nicht verstehe. Nehmen wir an, die Zeitangabe von Tina Colin stimmt: Natalie verließ das Haus in Bongard gegen 11 Uhr. Sie taucht aber erst zwei Stunden später bei Adrian Schminck in Boos auf. Was hat sie in der Zeit getrieben, denn Boos konnte sie bequem in einer halben Stunde erreichen. Wo war sie also vorher? Etwa ab 18 Uhr war sie wahrscheinlich in der Gewalt des Mörders ...« Nachdenklich wiegte sie den Kopf hin und her. »Natalie wollte weg, hatte aber noch eine Menge zu erledigen. Der Rhythmus wurde schneller. Gleichzeitig musste sie so tun, als fließe das Leben wie immer gemächlich weiter. Was kann passiert sein, dass der Mörder genau jetzt plötzlich zuschlug? Und noch etwas frage ich: Geschah die Tat, weil er sie hasste, oder geschah die Tat, weil er sie liebte?«
»Das sind zwei Gefühle, die dicht nebeneinander liegen«, murmelte Vera. »Vielleicht hat er sie gehasst und geliebt.«
»Moment«, sagte Emma plötzlich erregt. »Vielleicht ist das alles viel einfacher! Wir vergessen, dass wir in der Eifel sind. Was macht ein Eifler Mädchen, das auf Teufel komm raus die Eifel verlassen will? Was macht sie vorher?«
»Sie bringt ihre Sachen in Ordnung ... sie verkauft ihr Auto«, antwortete Vera langsam und tonlos. »Sicher, sie verkauft den Mini, sie macht alles zu Geld, was sie nicht mitnehmen kann. O Gott, warum sind wir nicht eher darauf gekommen?«
»Wir waren zu sehr mit dem Müll und seinen Repräsentanten beschäftigt.« Rodenstock lächelte fein. »Hervorragend, meine Liebe. Sie will den Austin Mini verkaufen. An wen?«
»Sie fährt nach Daun, sie klappert die Autohändler ab«, schlug ich vor.
»Nein«, widersprach Emma. »Sie wird sich an jemanden wenden, den sie kennt, dem sie vertraut.
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