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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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meldete sich eine Frauenstimme. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Mein Name ist Siggi Baumeister, ich bin Journalist und rufe aus Brück an. Kann ich bitte Herrn Walter Hardbeck sprechen?«
    »Das wird schwer möglich sein«, erklärte sie unpersönlich. »Er redet nicht mit Journalisten. Grundsätzlich nicht.«
    »Ich rufe nicht als Journalist an.«
    »Was wollen Sie denn von ihm?«
    »Ich möchte etwas von ihm wissen.«
    »Was denn, wenn ich fragen darf?«
    »Ob er der Meinung ist, dass sein Sohn Sven hoffnungslos von Natalie Colin abhängig war. Und was er von dem Gerücht hält, das besagt, dass nicht nur Sven Hardbeck etwas mit Natalie hatte, sondern auch sein Vater. Zudem gibt es ein Gerücht, dass Natalie schwanger war, von Sven wahrscheinlich. Zur Klärung der Gerüchte will ich mit Walter Hardbeck reden.«
    Eine Weile war es still. Dann hauchte sie: »Moment, ich versuche es.«
    Es kam Musik auf. Freude, schöner Götterfunken, gesungen von einem Chor mit viel Schmalz.
    Dann eine Stimme: »Hardbeck hier. Was kann ich für Sie tun?« Erstaunlich sachlich.
    »Ich kläre Gerüchte. Mein Name ist Siggi Baumeister, ich bin Journalist. Seit vielen Jahren hier in der Eifel ...«
    »Ja, ja, ich habe von Ihnen gehört. Hören Sie, meine Erfahrungen mit den Medien sind schlecht, und das hat nichts mit dem Tod der Kinder zu tun. Ich gebe kein Interview.«
    »Ich will kein Interview. Ich veröffentliche von unserer Unterhaltung zunächst einmal gar nichts. Und wenn ich etwas veröffentliche, kriegen Sie vorher den Text auf den Tisch. Im Moment geht es nur darum, den Täter zu fassen.«
    »Das sagt ihr doch alle«, murmelte er wegwerfend.
    »Mir ist es ernst damit. Vielleicht kann ich mit Ihrer Frau darüber sprechen?«
    »Das geht auf keinen Fall. Sie schläft, sie bekommt Beruhigungsmittel.«
    »Entschuldigung, das wusste ich nicht. Ich brauche eine halbe Stunde Ihrer Zeit, nicht mehr.«
    »Guter Mann, nein, nicht möglich. Hier stehen sich die Fernsehteams die Beine in den Bauch.«
    »Dann kommen Sie doch in mein Haus«, schlug ich vor. »In Brück, neben der Kirche. Rodenstock, ein Kriminalist, ist auch anwesend und ...«
    »Dann käme ich hier mal raus«, überlegte er plötzlich. »Also gut, ich komme rüber. Aber ich verlange Fairness und kein Wort an Ihre Kollegen.«
    »Kein Wort«, versprach ich und unterbrach die Verbindung. Es war wesentlich einfacher gelaufen, als ich befürchtet hatte.
    Auf einmal verstand ich, was ich bisher übersehen hatte.
    Ich lief in den Garten und rief: »Nehmen wir an, der Polizist hat Recht. Erst fielen die Möbel in den Wald, dann die Fässer, dann Natalies Leiche. Wer kommt auf die Idee, Möbel ausgerechnet dort abzulegen? Und warum?«
    »Mach ein Preisausschreiben draus«, rügte Rodenstock sanft. »Lass uns an deiner Weisheit teilnehmen.«
    Ich merkte erst jetzt, dass Emma auf der Gartenliege lag, in eine Decke eingewickelt war und schlief.
    »Es ist ganz einfach«, erklärte ich leise. »Alle Eifler haben in der Nähe ihres Dorfes ein oder zwei Stellen, wo sie alten Kram abschmeißen, von Grünabfällen über Bauschutt bis hin zu alten Möbeln eben. Jedenfalls war das über Jahrzehnte normal. Bis die wilden Kippen dichtgemacht wurden und man an die Bevölkerung appellierte, alte Möbel zum Sperrmüll zu geben. Warum, um Himmels willen, schmeißt heute noch jemand alte Möbel in den Wald?«
    Rodenstock schaute mich an und seine Augen wurden weit. »Weil er es gewohnt ist, weil er überhaupt nicht nachdenkt. Deshalb.«
    »Sechs Richtige«, nickte ich. »Und was folgern wir daraus, Schüler Rodenstock? Es ist ganz einfach. Wer immer es war, er schmeißt seine Wohnzimmereinrichtung an der Stelle ab, wo schon sein Vater die alte Wohnzimmereinrichtung versenkt hat. Es ist eine alte Kippe, es ist gar keine neue. Unter dem vielen alten vermodernden Laub werden wir eine fast vergessene Kippe finden, mit allem Scheiß, den man auf Kippen findet.«
    »Aber selbst wenn es so ist, es bringt uns nicht weiter.«
    »Doch, es bringt uns weiter. Ich gehe jede Wette ein, dass der Müllentsorger ein alter Mann ist, einer, der die Kippe sein Leben lang benutzt hat, einer aus Mannebach. Darauf will ich hinaus.«
    »Das heißt, du wirst nach Mannebach fahren.«
    »Erraten. Aber erst kommt Hardbeck vorbei, der Vater des toten Jungen.«
    »Der kommt? Kannst du zaubern?«
    »Er ist froh, mal aus seinem Haus herauszukönnen. Die Fernsehleute haben sein Eigenheim umstellt.«
    »Deine Branche ist

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