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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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betreiben würde.« Er grinste. »Darüber redet die Bevölkerung hier seit vielen Jahren und natürlich war ich immer neugierig. Ich habe Natalie mal gefragt, was ihre Mutter beruflich macht. Und wissen Sie, was sie antwortete? ›Meine Mutter privatisiert! ‹, sagte sie. Nähere Erklärungen bekam ich nicht. Wenn Nati fehlte, dann nie, weil sie krank war. Es ist aber vorgekommen, dass die Mutter in der Schule anrief und erklärte: ›Natalie kommt heute nicht, heute Morgen ist es vier Uhr gewordene Ich wusste natürlich von Gesprächen mit Walter Hardbeck, was dort ablief. Weil eben Walter Hardbeck häufig im alten Forsthaus in Bongard war. Er meinte, das Haus schließe eine echte Lücke. Denn die vermögenden Herren misstrauen Hotels und so lag Tina Colin mit ihrer Geschäftsidee vollkommen richtig.«
    »Die Geschichte der beiden«, mahnte ich.
    »Richtig, ja. Entschuldigung, ich schweife dauernd ab. Also, sie waren neugierig aufeinander. Das fing früh an, da waren sie sechzehn oder so. Sie haben miteinander geschlafen. Das weiß jeder und sie erzählten das auch in aller Unschuld. Aber – und jetzt kommt ein entscheidendes Aber: Ich glaube nicht, dass Sven Hardbeck Natalies große Liebe war. Ich glaube viel eher, dass sie dankbar war, unter seinen Schutz kriechen zu können. Sie war sicher auch dankbar, dass er sich rührend um sie kümmerte, aber die große, glühende Liebe war es nie. Wir müssen die Sache differenzierter betrachten. Ich weiß, Natalie hoffte auf ihren Märchenprinzen, und ich weiß, das war nicht Sven. Ich habe gehört, die beiden seien verlobt, aber ich weiß hundertprozentig, dass von Natalies Seite aus diese Geschichte nicht für die Ewigkeit war. Und im Grunde habe ich das kleine Luder immer in Verdacht gehabt, dass sie hier und da am Wegesrand naschte. Bei Sven war das sehr schwankend. Zuweilen hing er an Natalie wie eine Klette, dann löste er sich wieder eine Zeit lang. Dann fing sie ihn wieder ein.«
    »Wie war es zuletzt?«, fragte Emma dazwischen.
    »Zuletzt war er ihr sehr verfallen«, überlegte der Lehrer. »Er wollte ins Ausland gehen, wie Ihnen sicher bekannt ist.
    Und irgendwie konnte er sich wohl nicht vorstellen, wie das ohne sie funktionieren würde. Ich denke, deshalb hat er sie auch getötet. Meiner Meinung nach hat er begriffen, dass er sie nicht für immer an sich binden konnte. Da hat er ... Tja, da hat er die Notbremse gezogen und ist ausgerastet.« Er sah uns der Reihe nach an. »Das ist meine Überzeugung.«
    »Und was ist, wenn er vor ihr starb?«, fragte Rodenstock.
    »Das würde nicht viel ändern. Dann hat er sie nicht getötet, aber die Bewertung ihrer Verbindung bleibt die gleiche. Irgendwie war das für Sven aussichtslos.« Er starrte auf seine Schuhe. »Ich bin mir sicher, dass sie zuerst starb. Durch seine Hand. Und dann fuhr Sven gegen die Wand.« Er sah auf die Uhr. »Ich muss. Ich erwarte eine Gruppe Eltern.« Er reichte nacheinander die Hand und ging zu seinem Auto.
    »Das alles hat Hand und Fuß«, murmelte Rodenstock, als wir wieder unter uns waren. »Und da wir schon einmal dabei sind: Was hat denn Natalies Mutter dir nun erzählt?«
    Ich berichtete so genau wie möglich, vergaß auch nicht, die beiden alten Bauern zu erwähnen und die Wahrscheinlichkeit, dass Tina Colin ihre Geschichte exklusiv verhökert hatte. Und ich erzählte von Matthias und was er mir von der narzisstischen Abtretung berichtet hatte.
    »Wenn ihr mich fragt und wenn ich zusammenfassen darf: Die Liebesgeschichte ist ein wichtiger Punkt. Aber ein mindestens ebenso wichtiger ist das Müllgeschäft. Und darüber würde ich gerne mehr wissen. Ich rufe jetzt Svens Vater an, vorausgesetzt, er ist überhaupt zu sprechen.« Ich konnte es mir nicht verkneifen, hinzuzusetzen: »Und den Besitzer der hohen heiseren Stimme kennen wir noch nicht. Und auch nicht den, der die Möbel in den Wald warf. Und ohne die kommen wir nicht weiter.«
    »Vielleicht ist das ein und dieselbe Person«, überlegte Emma. »Ich brauche mal meine Pillen für den Magen, mein Lieber.«
    Ich ging ins Haus, um zu telefonieren. Im kühlen, dämmrigen Flur überkam mich das Gefühl, etwas Einfaches übersehen zu haben, aber ich wusste nicht, was.
    Im Telefonbuch stand: Hardbeck, Walter, Unternehmer, Ursula, Sven. Im Höfchen 2. Kein Wort von Müll. Wahrscheinlich war seine Firma an anderer Stelle verzeichnet. Unter Hardbeck war eine der heiß begehrten dreistelligen Nummern angegeben.
    »Hardbeck GmbH, das Büro«,

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