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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Nun, wir arbeiten dran. Nicht zusammen mit der Mordkommission, sondern gewissermaßen privat. Da gibt es Gerüchte, wie Sie wissen. Hatten Sie je ein Verhältnis mit Nati?«
    Hardbecks scharf geschnittenes Gesicht unter dem aschblonden Haarschopf war zwar sonnengebräunt, zeigte aber teigige Haut, die Erschöpfung und Schlaflosigkeit verriet. Seine Hände zitterten leicht. Er war ein Mann, der aus seinem Rhythmus geworfen worden war und der mit dem Tod seines einzigen Kindes überfordert schien. Unverhofft hielt er eine Packung Zigaretten in der Hand und erklärte düster:
    »Ich habe seit zwanzig Jahren nicht mehr geraucht. Jetzt bilde ich mir ein, es würde mir gut tun.« Seine Hände zitterten so, dass er die Flamme des Einwegfeuerzeuges nicht ruhig an die Spitze der Zigarette halten konnte.
    Aggressiv fragte er: »Wollen wir uns wirklich mit so einem Scheiß wie Gerüchten beschäftigen?«
    »Aus unserer Sicht müssen wir«, sagte Emma höflich. »Wir können uns nicht erlauben, an Gerüchten vorbeizurecherchieren. Denn manchmal, das weiß doch jeder, ist an Gerüchten auch etwas Wahres.«
    »Ach, ist auch egal«, sagte er nach einigen Sekunden des Nachdenkens. »Tja, das mit den Gerüchten ist so eine Sache. Gerüchte gehören zum öffentlichen Leben und die meisten dieser Gerüchte sind zur Hälfte oder zu einem Viertel wahr. Manche Gerüchte, vor allem die, die aus Neid geboren werden, haben nicht einmal einen Kern Wahrheit.« Er strich sich mit der Hand durch das Gesicht. »Nein, ich hatte niemals etwas mit Nati. So etwas ist für mich undenkbar. Ich bin kein Moralbolzen, ich gucke gern schöne Frauen an. Ich freue mich ... ich freue mich an ihrem Anblick. Natalie war für mich immer eine Freundin von Sven. Wir verstanden uns gut, sehr gut sogar.« Hardbeck lächelte. »Wir haben den wildesten Tango in der Vulkaneifel getanzt. Das war so eine Ulknummer, wenn wir gut drauf waren ... O Gott.« Unvermittelt liefen ihm Tränen über die Wangen. »Das ist so eine furchtbare Scheiße.« Fahrig griff er nach dem Weinglas und trank es aus. Er verschluckte sich und begann zu husten. »Scheiße!«, wiederholte er.
    »Ich habe auch einen Kognak«, bot ich an.
    »Nein, nein, danke, das geht schon. Aber vielleicht haben Sie ein Papiertaschentuch?«
    Emma wühlte unter einem Kissen und reichte ihm eine Packung über den Tisch. »Lassen Sie sich Zeit.«
    Hardbeck wischte sich über die Augen und drückte dann die Zigarette in den Aschenbecher. »Vielleicht ist es das Beste, Sie stellen einfach Ihre Fragen. Das geht schneller.«
    »Wir haben keine Eile«, meinte Rodenstock. »Möchten Sie einen Happen essen?«
    »Vielleicht ein Stück Brot? Ich weiß gar nicht, ob ich heute überhaupt schon etwas gegessen habe.«
    Mein Hund Cisco stürmte ins Zimmer und bellte fröhlich. Er ging uns gewaltig auf die Nerven und gab erst Ruhe, als er auf meinen Schoß springen und sich dort einrollen durfte.
    Emma fuhrwerkte in der Küche herum, Teller schepperten, Besteck klirrte, Rodenstock zündete sich eine seiner gewaltigen Zigarren an, ich stopfte mir eine Pfeife.
    Ich sagte: »Das Haus von Tina Colin erscheint uns rätselhaft. Was lief dort eigentlich wirklich ab?«
    »Wir nennen es das Clubhaus. Ich bin der Gründer, wenn man so will, oder der Erfinder. Ich hatte Tina Colin kennen gelernt und schätzte sie auf Anhieb. Nicht als Frau, sondern mehr als Kumpel. Sie ist der Typ Mensch, der streng auf seinen Vorteil bedacht ist, aber auch bereit ist, dafür zu arbeiten. Wirtschaftlich ging es ihr dreckig. Sie saß in Bongard im alten Forsthaus, der Mann war abgehauen, sie hatte die Tochter und wusste nicht weiter. Da schlug ich ihr vor: Du kannst unser Clubhaus werden, wir brauchen so etwas.«
    »Wer ist ›wir‹?«, fragte Rodenstock.
    »Wir? Nun, ›wir‹ sind Unternehmer, mittelständische Unternehmer. Früher haben wir uns in unseren Jagdhütten getroffen und dort über Geschäfte geredet. Aber irgendwann hatten wir es satt, immer in feuchten Klamotten in feuchten Hütten herumzusitzen und Spaghetti aus Dosen reinzuschaufeln. In Hotels mochten wir nicht gehen, weil da zu viel Betrieb ist und einem ständig auf die Finger gesehen wird. Kneipen waren auch nicht das Richtige. Da kam Tina gerade recht. Das Haus liegt abseits, kein Mensch kommt dort vorbei, bestenfalls zwei-, dreimal im Jahr Wanderer.«
    »Inzwischen ist das eine richtige Luxusherberge«, murmelte ich.
    Emma kam mit einem Tablett voll belegter Brote herein und stellte sie

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