Eifel-Müll
rechte Hand verletzt. Aber er lässt keinen an sich ran.« Hardbeck presste die Lippen aufeinander.
Wir schwiegen eine Weile, bis Emma fragte: »Warum ist es für Sie so unwahrscheinlich, dass Sven Natalie getötet hat?«
Hardbeck sah Emma eindringlich an. »Wenn mein Sven sie getötet hat, dann muss es irgendwie ... unter Zwang passiert sein, nicht wahr? Es gibt Leute, die behaupten, mein Sohn sei von ihr abhängig gewesen und Natalie habe sich von Sven lösen wollen. Das stimmt aber nicht! Machen wir uns nichts vor: Mein Sven war wirtschaftlich gesehen die beste Partie, die ein Mädchen in der Eifel machen kann. Und Mutter Tina hat verdammt darauf geachtet, dass Natalie niemals etwas tat, was Sven nicht gefallen hätte. Tina ist ein prima Kumpel, aber auch eine harter Rechnerin. Ihr Traumschwiegersohn hieß immer Sven. Natalie wusste das und hatte das verinnerlicht. Wäre ich jetzt gemein, würde ich behaupten: Tina und Natalie Colin waren einfach nur geldgierig. Sie lebten für diese Gier.«
»War es denn ernst mit einer eventuellen Heirat?«, fragte ich.
Hardbeck schüttelte den Kopf und für den Bruchteil einer Sekunde lächelte er spöttisch. »Nie. Sven mochte Nati, er mochte sie garantiert sehr. Aber das Letzte, was er in dieser Sache zu mir sagte, war: ›Papa, lass dich nicht von Tina nageln. Ich heirate Nati nicht, nicht in diesem Leben. ‹ Er sagte, Nati sei als Ehefrau nicht gut genug.«
»Kann das nicht eine Laune gewesen sein?«, fragte Emma. »Junge Menschen sind auf diesem Sektor zuweilen sehr labil. Die Formulierung, Nati sei nicht gut genug als Ehefrau – ist das nicht ziemlich arrogant?«
Er schüttelte bedachtsam den Kopf. »Nein, so ist das nicht zu verstehen. Sven ist in früheren Jahren mit Nati oft durch die Hölle gegangen. Er ist... er war sehr sensibel. Nati führte in dem Forsthaus ein Leben, das ihn misstrauisch machte. Und Sven war romantisch, er glaubte tatsächlich an Gefühle. Nati war oft viel zu cool und redete übers Ficken wie meine Frau über ein Frühstück. Entschuldigung, aber so war es.«
»Da gibt es nichts zu entschuldigen«, entgegnete Emma. »Was wollten Sie? Wollten Sie Natalie als Schwiegertochter?«
»Nie!«, antwortete er fest. »Die Beziehung der beiden war eine Jugendfreundschaft, von mir aus eine Jugendliebe. Aber als Schwiegertochter hätte ich mir Nati nie gewünscht. Ich hätte sie letztlich akzeptiert, aber ich war heilfroh, als Sven ganz von sich aus sagte, sie sei eine gute Freundin, aber als Ehefrau nicht geeignet.«
»Was meinte er damit?«, fragte Rodenstock.
»Sie war zu attraktiv und Svens Gefühl reichte nicht aus, sie zu heiraten. Sie können sich nicht vorstellen, wie erleichtert ich war. Man muss doch auch sehen, was Sven bei uns, bei seinen Eltern erlebte. Wir sind ein Ehepaar, das sich blind aufeinander verlassen kann. Es gibt Krach, selbstverständlich, aber normalerweise behandeln wir einander mit großem Respekt. Und ich weiß definitiv, dass Sven auch andere Mädchen hatte. Außerdem, um das klarzustellen: Tina Colins Haus war ein Clubhaus, für uns Unternehmer gut, bequem und verschwiegen. Aber falls Sie glauben, dass mein Sohn Sven mit Natalie dort so gut wie zu Hause war, irren Sie. Er wurde rausgehalten. Er holte Nati ab, aber eben nur das. Soweit ich weiß, hat er in seinem Leben nie dort geschlafen, nicht ein einziges Mal.«
»Das glaube ich, da wären ihm sämtliche Illusionen den Bach runtergegangen.« Emma sah Hardbeck amüsiert an. »Wie reagierte Natalie auf die anderen Mädchen von Sven?«
»Komisch!«, stellte er harsch fest. »Ihre Reaktion war nicht die eines verliebten jungen Menschen. Sie nahm es hin und war ganz die kleine Brave, Liebende. In dieser Sache war Natalie ferngesteuert von ihrer Mutter. Allein Tina gab Anweisungen und Verhaltensmaßregeln, von Natalie selbst kam wenig. Kinder, ich habe das selbst erlebt, ich war dabei. Tina ging mit Natalie um wie eine Dompteuse.« Er fuchtelte mit beiden Händen, warb um unser Wohlwollen.
»Hatte Ihr Sohn, nein, haben Sie eine Waffe vom Kaliber 7.65? Eine Walther PPK?«, erkundigte ich mich.
»Ja, das wollte auch schon die Mordkommission wissen. Die liegt aber weggeschlossen und unbenutzt in meinem Waffenschrank. Der ist mit vier Schlössern gesichert, außer mir hat niemand Zutritt. Ich habe die Waffe natürlich Herrn Kischkewitz gegeben, damit die Kriminaltechniker prüfen können, ob aus ihr gefeuert wurde. Und da kommt noch so ein merkwürdiges Ding daher. Das
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