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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Beteiligungen.«
    »Sie entsorgen hier in der Gegend den Müll?«
    »Nicht hier«, erklärte er. »Woanders. Müll gibt es überall. Auf Wiedersehen.«
    Ich wartete im Hof, bis Hardbeck seinen Wagen gestartet hatte. Dann ging ich zurück.
    »Eine wahrscheinlich edle Runde. Kennt ihr einen der Namen?«, fragte ich.
    »Ich habe wenig Bekanntschaften im Reich des Geldes«, sagte Rodenstock düster. »Das werden harte Burschen sein. Wie geht es dir, meine Liebe?«
    »Nicht so gut. Immer wenn Ruhe herrscht, kommen diese blöden Schmerzen. Ich glaube, ich nehme eine Tablette. Es ist spät geworden, ich bin sehr müde.« Sie lächelte Rodenstock scheu an. »Noch etwa sechsunddreißig Stunden, dann wissen wir es.«
    »Ich fahre jetzt zu Gottfried, dem Warzenbeter«, sagte ich. »Ich kann sowieso noch nicht schlafen. Und ich will die Sache vom Tisch haben.«
    »Du solltest besser ins Bett gehen«, sagte Rodenstock. »Der Sohn ist vermutlich ein Aufschneider und wahrscheinlich überhaupt nicht wichtig.«
    »Ich hasse anonyme Anrufer«, beschied ich ihn. »Ich bin bald wieder hier.«
    Es war neun Uhr am Abend, die Sonne hatte sich noch nicht ganz verabschiedet und schickte einen rosa Schimmer, der im Westen in den Himmel kroch und unendlich kitschig wirkte. In den Gärten hockten die Menschen, unterhielten sich träge, grillten oder saßen einfach so beisammen.
    Mannebach war schnell erreicht. Es war gleichgültig, wen ich fragte, also steuerte ich das erste Haus an, schellte und fragte artig eine alte Frau, die die Tür öffnete: »Wie komme ich denn zu Gottfried?«
    »Drei Häuser weiter links«, erwiderte sie bemüht hochdeutsch und setzte dann im breiten Slang hinzu: »De aale Kabuff!« Ganz eindeutig: Sie war keine Freundin von Gottfried.
    ›De aale Kabuff‹ war ein altes kleines Bauernhaus im Stil der Trierer Einhäuser, in denen alles vom Heuboden über das Vieh bis hin zu den Menschen unter einem Dach untergebracht ist. Schon die Frontseite verdeutlichte, dass hier kein Geld zu holen war: Der kleine Bauernhof war total verkommen. Vor dem Hauseingang lagen Haufen alter, verrosteter Gerätschaften aus der Landwirtschaft, daneben gammelten vier schrottreife PKW vor sich hin, zum Teil aufgebockt, zum Teil ausgewaidet. Das Ganze war ein chaotisches Durcheinander, eine klassische Männerwirtschaft.
    Gottfried saß klein und zusammengekrümmt auf einer alten Bank neben dem Hauseingang. Er schmauchte zahnlos eine Pfeife und beobachtete mit unverhohlener Neugier, wie mein Wagen ausrollte und ich ausstieg. Ich schätzte ihn auf achtzig und wie viele alte Menschen trug er trotz der sommerlichen Wärme einen Pullover. Sein Gesicht unter dem kurzen, weißen Haar war eine Landschaft voller Falten und Schrunden, voll Leben und voll von einer eindeutigen Listigkeit.
    Noch ehe ich ein Wort sagen konnte, murmelte er: »Wat willste dann, Jung?«
    »Ich wollte mich bei dir erkundigen, warum du dein Wohnzimmer in den Busch geschmissen hast.«
    Er bekam kugelrunde Augen vor Verwunderung. »Muss ich dir das sagen?«
    »Nein«, bekannte ich.
    »Na siehste«, knurrte er. »Aber ich kann dir das sagen. Es ist die alte Kippe vom Dorf. Ich benutze sie eben. Bist du von der Behörde?«
    »Nein, bin ich nicht. Als du dein Wohnzimmer da hingeworfen hast, lagen da schon die Fässer rum?«
    »Nä, die kamen wohl später.«
    »Und wie viel Uhr war es, als du das Wohnzimmer abgeladen hast?«
    »So abends um diese Zeit, es war noch genug Licht. Wir haben da immer abgeladen, soweit ich mich erinnern kann.
    Als Kind schon. Ich zahl keine Strafe, zahl ich nicht. Ich hab kein Geld.«
    »Ich habe nichts mit Strafe zu tun. Wo ist denn Martin, dein Sohn?«
    »Hinten im Kabäuschen. Da musste ums Haus herum. Und laut klopfen, er sieht fern, er hört nichts. Er guckt Fußball. Es ist doch Europameisterschaft. Und da guckt er. Von morgens bis abends. Er guckt immer. Hat er wieder Scheiß gemacht?«
    »Nein, nein.« Ich machte mich auf den Weg um das Haus. Es gab einen schmalen Trampelpfad und selbst der lag voll Müll.
    Die Tür war verschlossen. Ich klopfte dagegen und wiederholte das ein paar Mal, bis sie sich quietschend öffnete.
    »Ach so was!«, sagte Martin hoch und heiser und war nicht im Geringsten verlegen. »Der hohe Herr kommt persönlich. Na, war das eine schöne Leiche?«
    »Kann ich Sie sprechen? Ich meine, muss das hier draußen sein?«
    »Nee, komm ruhig rein.«
    Er trug ein einstmals weißes T-Shirt mit einem Riss quer über den Bauch. Dazu

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