Eifel-Müll
allein war.
Wir trollten uns nach Hause, meine Hütte lag in tiefer Dunkelheit und es war beruhigend, dass in Emmas Zimmer kein Licht mehr brannte. Doch plötzlich gingen die Scheinwerfer eines Wagens an und ein schwerer BMW schoss von meinem Hof auf die Straße und ging mit quietschenden Reifen auf die Reise.
»Was war das?«, fragte Vera verblüfft.
»Wahrscheinlich hatte Rodenstock Besuch, wir werden es erfahren.«
Im Haus war es stockdunkel. Cisco schlich um meine Beine und winselte.
»Ich lade dich ein«, sagte ich zu Vera. »Immer vorausgesetzt, du machst mir keinen Heiratsantrag.«
»Gut«, grinste Vera, »das kann ich später immer noch erledigen.«
Cisco winselte zum Gotterbarmen und ich murmelte gut gelaunt und fröhlich: »Wieso machen wir nicht einen Dreier? Was spricht dagegen?«
Rodenstock flüsterte von irgendwoher aus dem Treppenhaus in die Dunkelheit, hohl wie ein Gespenst: »Wo seid ihr gewesen?«
Das hatte zur Folge, dass sämtliche kuscheligen Träume nicht umgesetzt werden konnten. Dafür frühstückten wir gegen vier Uhr morgens gemeinsam, wobei Emma uns mit Speckpfannkuchen versorgte und dabei kräftige jüdische Witze zum Besten gab.
Rodenstock hatte das Paketpapier an die Wand meines Arbeitszimmers geheftet und die wesentlichen Punkte in schönen Großbuchstaben niedergeschrieben. Schwarz war das, was wir wussten, rot war das, was ungeklärt war. Die Wand war fast komplett rot.
Ich fragte: »Sollen wir nun nach jemandem suchen, der über eine Waffe des Kalibers 7.65 verfügt?«
»Das kann nicht dein Ernst sein«, widersprach Vera. »Nach offiziellen Schätzungen verfügen die Deutschen über mindestens zehn Millionen nicht registrierter Schusswaffen.«
»Der Fachmann spricht«, lächelte Rodenstock. »Was ist mit Müll? Wollen wir endlich darüber reden?«
»Wir müssen«, sagte ich ohne Begeisterung. »Aber erzähl uns zuerst, wer dich besucht hat.«
»Kischkewitz war hier. Nicht, um große Sensationen zu überbringen, sondern nur um zu reden. Um zehn Uhr ist eine Pressekonferenz in Trier. Und das, was dort bekannt gegeben wird, hat er mir jetzt schon erzählt. Das ist eine Menge. Es gibt einen Hauptverdächtigen – den Mann, der der Graf genannt wird. Der Pole, der LKW-Fahrer, ist entlassen worden. U-Haft war nicht zu rechtfertigen. Er hat wahrscheinlich gewusst, dass er Sauereien transportierte, aber das ist nicht beweisbar. Sein Rechtsanwalt hat ihn innerhalb einer Stunde freibekommen. Und dann ist etwas passiert, was euch die Schuhe ausziehen wird: Die beiden Polizeibeamten, die den Fundort der Toten bis zum Eintreffen der Mordkommission bewachten, sind spurlos verschwunden.«
»Das ist nicht wahr!«, sagte Vera verblüfft.
»Doch, doch«, nickte Emma. »Und sie stehen in einem denkwürdigen Zusammenhang mit der toten Natalie. Das könnte eine richtig schmutzige Geschichte werden.«
»Moment, Moment«, unterbrach ich schnell. »Das geht mir alles zu hastig. Da will die Mordkommission die Welt wohl neu erfinden. Wieso steht plötzlich der Graf unter Mordverdacht? Und dann noch zwei spurlos verschwundene Bullen? Vielleicht sitzen die nur mit Dünnpfiff auf einem Donnerbalken? Bei allen Heiligen, ist diese Kommission verrückt geworden?«
Es herrschte einen Moment Ruhe. »Ist sie nicht«, sagte Rodenstock dann sanft. »Sie ist unter Druck geraten, unter erheblichen professionellen und politischen Druck. Ein paar Oberstaatsanwälte wollen unbedingt Karriere machen. Und es wird heute im Trierischen Volksfreund einen Bericht geben, der alles Wissen neu infrage stellt. Zwei Journalisten namens Roland Grün und Stephan Sartoris haben gute Arbeit geleistet ... Und jetzt ist der Bär los. Aber, Baumeister hat Recht. Fangen wir am Beginn an.«
Ich war plötzlich sehr erschöpft und wahrscheinlich war ich unfair, aber ich fragte, bevor Rodenstock weiterreden konnte: »Hat die Mordkommission denn inzwischen Natalies Auto gefunden und den Tag vor ihrem Tod rekonstruieren können?«
Emma lächelte. »Du bist ein Ekel. Das hat sie noch nicht.«
»Wieso wird dann dieser ominöse Graf als Mordverdächtiger verkauft?«
»Das hat nun wieder mit Müll zu tun«, erklärte Rodenstock. »Ich sehe ja ein und gebe zu, dass da noch große Beweislücken sind, aber hättest du die Güte, die Schnauze zu halten und zuzuhören?« Nun war er eindeutig verärgert.
»Schon gut, schon gut, ich höre zu.«
Doch sein Handy meldete sich und er sagte knapp: »Ja, bitte?« Dann reichte er es mir
Weitere Kostenlose Bücher