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Eifel-Müll

Eifel-Müll

Titel: Eifel-Müll Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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weg«, sagte ich beruhigend. »In Mannebach, im Wald. Hat Sven Nati gesehen? Tot?«
    »Nein, nein. Sven hier gewest.« Er sagte gewest, nicht gewesen, aber er wusste genau, um welchen Punkt es ging. »Huhu mit Sven.«
    »Wo seid ihr denn gewesen?«
    »Wald, im Wald gewest.«
    »Bei Tina, bei der Mutter von Nati?«
    »Nein. Im Wald gewest und gefahren. Auto. Weit gefahrt.«
    »Ich bin fertig«, murmelte Vera. »Er muss dringend zu einem Arzt, ich habe keine medizinische Sachkenntnis, aber er wird sterben, wenn wir nichts tun.«
    »Was willst du denn tun, wenn er nicht will?«
    »Er muss wollen«, sagte sie entschlossen und beugte sich vor.
    Dann schlug sie mit beiden Händen zu. Es ging so schnell, dass ich ihren Bewegungen nicht folgen konnte. Vera benutzte die Handkanten und traf ihn beidseitig in der Halsbeuge. Huhu war sofort bewusstlos.
    »Ruf deinen Arzt an, sag ihm, wir kommen.« Veras Stimme duldete keinen Widerspruch.
    Ich ging hinaus und bat den alten Mann inständig, dass Detlev da sein möge.
    Er war da und ich ließ mich auf kein Gespräch ein. Ich sagte ihm, dass wir unterwegs seien, dass es ziemlich schlimm aussehe und dass er seinen Hintern aus dem Bett bewegen solle.
    Wir schleppten Huhu keuchend zwischen uns. Er war groß und schwer.
    »Wie lange dauert denn so ein K. o.?«
    »Weiß ich nicht. Vorsicht, da liegt was auf dem Boden. Jetzt mach die hintere Tür auf, rein mit ihm.«
    Es war ein hartes Stück Arbeit, bis wir losfahren konnten.
    »Du hast das geahnt, nicht wahr?«, sagte Vera leise.
    »Ja. Huhu war bei Sven im Auto, als es geschah. Das ist auch logisch. Sie waren ein Leben lang die besten Freunde.«
    »Kischkewitz wird dir dankbar sein für Huhu.«
    »Er kann mich mal.«
    »Er kann doch nichts für den Maulkorb.«
    »Stimmt auch wieder.«
    »Warum hat er Huhu nicht längst kassiert? Ahnt er den Zusammenhang nicht?«
    »Doch«, widersprach ich. »Kischkewitz wird die Verbindung von Sven und Huhu längst begriffen haben, aber er hält andere Dinge vermutlich für wichtiger. Und ich möchte liebend gern wissen, was das ist.«
    »Das Forsthaus in Bongard.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht.« Ich betrachtete im Rückspiegel Huhus Gesicht. Es war ein ruhiges Gesicht.
    Mit Vollgas fuhr ich durch die Straßenbaustelle des neuen Gewerbegebietes in Kradenbach.
    »Glaubst du jetzt, dass Sven doch der Täter war?«
    »Nein, Sven war es nicht. Sven mag schrecklich gelitten haben, aber er war wahrscheinlich nicht in der Lage, Nati zu töten. Das war jemand anderes. Ich glaube Huhu, wenn er sagt, dass er die tote Nati im Wald nicht gesehen hat. Ich denke übrigens, dass Huhu Natalie nicht mochte. Sie waren Konkurrenten. Wahrscheinlich wäre er normalerweise froh gewesen, zu hören, dass sie nicht mehr lebt.«
    Ich rauschte durch den Kreisverkehr in Dreis, dann rechts durch den Torbogen. Die Praxisräume waren erleuchtet und wirkten wie die Fenster einer einladenden Herberge. Detlev stand draußen, neben ihm seine Frau – »der Engel meiner Truppe«, wie er immer sagte.
    »Was ist mit ihm?«
    Ich erklärte es, während wir uns bemühten, Huhu aus dem Auto herauszukriegen.
    »Der saß mit Sven Hardbeck zusammen im Auto?«
    »Daran ist kaum ein Zweifel.«
    »Und er stinkt wie eine Kneipe im Karneval.«
    »Er hat auch viel gesoffen. Das war gut so. Warte, bis du seine Hand gesehen hast.«
    Wir schleppten Huhu ins Haus und legten ihn auf die Liege im Behandlungszimmer.
    »Wie wird er reagieren, wenn er aufwacht?«
    »Wahrscheinlich panisch«, sagte ich. »Vera, bleibst du hier? Ich will mit Kischkewitz sprechen. Er sollte Bescheid wissen.« Ich ging hinaus, es war jetzt drei Uhr.
    Kischkewitz war nicht erreichbar, es hieß, er schlafe ein paar Stunden.
    »Dann seinen Vertreter bitte.«
    Der Vertreter war eine Frau, deren Namen ich nicht kannte.
    Ich sagte: »Ich habe den Mann, der bei Sven Hardbeck im Auto saß, als er tödlich verunglückte.«
    »Aha«, erwiderte sie kühl. »Und was sollen wir mit dem?«
    »Himmel!«, fluchte ich. »Was für ein Scheiß!« Ich unterbrach die Verbindung. Dass Mordkommissionen zuweilen einen Maulkorb verpasst bekommen, kann man als Laie begreifen, dass sie unhöflich sind, ist nicht einzusehen.
    Nach einer halben Stunde rollte ein Fahrzeug des Roten Kreuzes auf den Hof und Huhu wurde, sanft betäubt, ins Krankenhaus nach Daun geschafft. Vera war auf die gute Idee gekommen, Vater Hardbeck aus dem Schlaf zu holen, damit Huhu im Krankenhaus in den ersten Stunden nicht

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