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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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stellten möglicherweise Vergleiche an. Die Pinkelpause endete, als ein Fahrer sich zutraute, eine eigene Entscheidung zu treffen. Er bretterte einfach den Weg weiter in die Wildnis – und alle anderen folgten ihm.
    »Das ist sehr interessant«, bemerkte Rodenstock. »Deshalb gibt es Politiker.«
    Wir kehrten zur B 258 zurück und folgten ihr im rauschenden Tempo von etwa 25 km/h, bis kurz vor Virneburg die Abzweigung nach Wanderath das Ende aller Qualen versprach. Als habe der Himmel Rodenstocks Wünsche gesegnet, tauchte ein Schild auf, auf dem zu lesen war: Schumachers haben zwar verloren, aber unsere Bratwürste haben überlebt! 5 DM!
    »Das sind Eifeler!« strahlte Rodenstock begeistert. »Die haben Ahnung vom wirklichen Leben!«
    Er aß drei von den tatsächlich gut schmeckenden Dingern und starrte dabei vor sich hin. »Was machen wir, wenn Manni schießt?«
    »Warum sollte er schießen?« fragte ich.
    Er sah mich an, und ein wenig Fett tropfte von seinen Lippen. »Das weißt du genau«, sagte er.
    Ich nickte.
    Der hoffnungsvolle Handelsmann, dem die Sache mit den Bratwürsten eingefallen war, versicherte uns, daß der Laach-Hof unheimlich leicht zu finden sei. »Also, wenn ihr weiterfahrt, kommt nach rechts ein Wirtschaftsweg, geteert. Dann seht ihr den Hof vor dem Wald liegen. Allerdings hat mir eben einer erzählt, Manni ist krank.«
    »Na sowas!« sagte Rodenstock mit ausdrucksloser Miene.
    Als wir auf die vier Silotürme von Harvester zufuhren, kamen wir nicht weit. In einer Biegung mit beidseitig hohen Böschungen standen zwei Pkw, und ein Mann in einer Feuerwehruniform kam uns entgegen.
    »Hier kann man nicht durch.«
    »Wir müssen aber durch«, sagte Rodenstock und stieg aus.
    »Geht nicht.« Der Mann schüttelte energisch den Kopf.
    »Also, hören Sie mal«, sagte Rodenstock gütig. »Wenn ich Ihnen erkläre, daß wir da durchmüssen, dann müssen wir dadurch.«
    Der Mann kniff die Lippen zusammen. »Geht aber eigentlich nicht«, wiederholte er unsicher.
    »Warum geht das nicht?« fragte ich.
    »Manni ist krank«, sagte er.
    »Krank?« fragte Rodenstock. »Was heißt krank?«
    »Er läßt schon zwei Tage keinen auf den Hof. Auch die nicht, die für ihn arbeiten.«
    »Ja, und das Vieh?«
    »Das steht hinten auf der Südweide. Dort kann der alte Christian es melken. Aber er kriegt die Milch nicht auf den Hof. Der ... der Besitzer läßt ihn nicht.«
    Rodenstock stemmte die Arme in die Hüten. »Und wieso nicht?« fragte er aggressiv.
    »Der ballert sofort los«, sagte der Feuerwehrmann unglücklich.
    »Und wieso ist keine Polizei hier?«
    Der Feuerwehrmann machte ein paar Schritte auf der Stelle. »Ich bin ja Polizist. An Manni ist kein Rankommen. Und wir sind hier ja so, daß wir erst mal versuchen, ihm zu helfen, ehe wir einen Riesenaufstand machen. Und das dauert. Er schießt scharf, er schießt auf alles, was sich bewegt.«

Neuntes Kapitel
    »Was machen wir?« fragte ich.
    »Wir müssen an ihn ran«, beharrte Rodenstock. »Da hilft nichts.«
    »Wann wird Kwiatkowski mit den Seinen eintreffen?«
    »Wenn ich an den Verkehr denke und daran, daß er noch irgendwelche anderen Dinge managen muß, zum Beispiel die gesamte neue Sonderkommission, kann der bestenfalls in zwei Stunden hier sein.« Er wandte sich an den Feuerwehrmann. »Ich bin der Kriminalrat a. D. Rodenstock. Das ist Siggi Baumeister, ein Journalist und Freund. Und die Telefonnummer vom Leiter der Mordkommission, der augenblicklich in Adenau sitzt und Kwiatkowski heißt, ist folgende ...«
    Rodenstock diktierte die Nummer, und der Feuerwehrmann, der gleichzeitig Polizist war, schrieb sie sich sorgfältig auf. Dann musterte er Rodenstock und murmelte: »Ich kläre das eben.«
    Er zog ein Handy aus der Tasche und ging etwas abseits, um sich von Kwiatkowski die Bestätigung zu holen, daß es mit Rodenstock und mir seine Richtigkeit hatte. Offensichtlich machte er nicht viele Worte, denn nach einer Minute kehrte er zu uns zurück und nickte: »Alles klar. Ich erzähle mal, was ich vermute. Ich habe mit niemandem drüber geredet, und vielleicht mache ich mir ja umsonst Sorgen. Manni ist nämlich richtig durchgeknallt. Wir sind Freunde, wir haben schon im Sandkasten miteinander gespielt.«
    »Er hat wahrscheinlich jemanden getötet«, sagte ich. »Ich nehme an, daß er deshalb durchgeknallt ist. Oder vorher schon war.«
    »Sirl«, bestätigte der Polizist. »Walter Sirl. Auf der Rennstrecke abgeschossen, nicht wahr? Mit Schrot. Stand ja groß

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