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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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»Ich hole mir eine Pfeife und Tabak.« Ich lief hoch in mein Arbeitszimmer und beobachtete durch das Fenster, wie Dinah den Wagen fotografierte. Dann griff ich ein paar Pfeifen und einen Tabaksbeutel und ging wieder hinunter.
    »Ich rauche schon lange nicht mehr«, plauderte der Manager.
    »Das verrät Charakter und Willensstärke«, kommentierte ich. »Ich habe einen ausgesprochen schwachen Charakter. Was kann ich also für Sie tun?«
    Dinah gesellte sich uns, sie trug ein Tablett mit Tassen, Milch und Zucker vor dem Bauch. Und neben den Tassen lag der Fotoapparat. Sie stellte die Tassen auf, deponierte die Kamera achtlos auf den Tisch und sagte: »Ist gleich soweit.« Dann setzte sie sich neben mich.
    »Was können wir tun?« wiederholte ich.
    »Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber können wir das Gespräch unter vier Augen führen? Ich habe um Gottes willen keinerlei Mißtrauen gegen Sie, gnädige Frau. Aber mein Problem ist mehr als heikel.«
    »Das geht nicht.« Ich schüttelte den Kopf. »Sehen Sie, wir sind ein Team, wir arbeiten zusammen. Sie wollen Rat. Nun, vier Ohren hören mehr als zwei, und wir geben ohnehin keine Informationen an irgendwelche Leute weiter.«
    »Ja«, nickte er etwas lahm, wußte nicht, wie es weitergehen sollte, und wiederholte: »Das ist durchaus kein Mißtrauen gewesen, gnädige Frau. Nun gut, dann soll es so sein.«
    »Dann lassen Sie mal die Hosen runter«, sagte ich vergnügt.
    Er sah mich etwas irritiert an, und ich setzte nach: »Das waren Ihre Worte.«
    »Richtig«, murmelte er bedächtig.
    »Brauchen wir ein Tonband?« fragte Dinah.
    »Wenn wir helfen sollen, brauchen wir eines.« Ich sah von Schöntann an. »Haben Sie etwas dagegen?«
    »Nicht im geringsten«, sagte er erstaunlicherweise. »Aber Sie erlauben, daß ich dann auch mitschneide?«
    »Na, sicher doch«, Dinah schlug einen leichten Ton an.
    »Sie erlauben, daß ich mein Gerät hole?« Er stand auf.
    »Aber, bitte.« Ich mußte versuchen, ihn von dieser öden Höflichkeit herunterzubringen. »Wir haben keine Eile.«
    Er ging hinaus.
    »Der ist aber schlecht drauf«, murmelte meine Gefährtin.
    »Richtig. Und du bist richtig gut. Er ahnt sein Ende.«
    »Meinst du das wirklich?«
    »Ja. Er steht auf einer Grenze, er ist wie jemand, der in einem Sumpf hilflos einsinkt. Ich hole den Kaffee.«
    Von Schöntann kehrte zurück und legte ein kleines Aufnahmegerät auf den Tisch, nicht größer als eine Zigarettenschachtel.
    »Ich habe heute morgen meinem Anwalt eine eidesstattliche Versicherung gefaxt.« Er seufzte, während er Dinahs Hände betrachtete, die Kaffee eingössen. »Da sind Dinge geschehen, die ich nicht wollte, von denen ich nicht einmal geahnt habe, daß es sie gibt. Ich muß mich einfach absichern, verstehen Sie?«
    »Natürlich«, stimmte ich zu. »Kann ich das Fax haben?« Laß ihn kommen, Baumeister. Geh ihm nicht zu weit entgegen. Er ist im Grunde ein Verlierer, und er kann nicht mit diesem Gedanken umgehen.
    »Sie können diese eidesstattliche Versicherung haben, wenn mein Anwalt sie in dieser Form akzeptiert und für gut befindet.« Von Schöntann legte beide Hände auf seine Knie und wirkte einen Augenblick lang wie ein andächtiges Kommunionkind.
    »Das ist in Ordnung«, nickte ich. »Betrifft diese eidesstattliche Versicherung die Morde? Oder betrifft sie Ihre Geschäftstätigkeit in Luxemburg?«
    »Die Morde? Warum die Morde?« Er beobachtete konzentriert ein kleines Fenster in seinem Aufnahmegerät, in dem ein roter Zeiger bei jedem Wort ausschlug.
    »Weil die wohl mit Ihren Aktivitäten zusammenhängen«, erklärte Dinah. »Es ist so, daß wir bestimmte Fehler nicht machen sollten. Zum Beispiel sollten wir die Morde an Harro Simoneit, an Irmchen und Jonny nicht als etwas Eigenständiges betrachten. Diese Morde haben etwas mit den Schwarzgeldern zu tun, die über die Grenze gebracht wurden. Das steht außer Frage.«
    »Aber ich wußte nichts von diesem Luxemburg-Geschäft«, stellte er richtig. Das kam sehr sanft.
    »Wir müssen anders beginnen. Was steht denn nun in Ihrer eideststattlichen Versicherung?«
    »Ich möchte nicht in die Öffentlichkeit gezerrt werden«, antwortete der Manager wie aus der Pistole geschossen. »Ich werde mich gegen jede Veröffentlichung wehren, die irgend etwas von mir und meiner Familie behauptet, das nicht stimmt. Ich werde umgehend klagen.«
    »Von diesem Gedanken sollten Sie Abstand nehmen«, sagte ich so ruhig wie möglich. »Sie sind eine Person des

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