Eifel-Ralley
kein Geld der Welt.« Plötzlich hatte ich eine Idee. Ich sagte: »Jessica Born weiß natürlich auch, daß Harro Simoneit bei Ihnen im Dorint war. Ein paar Minuten später lag er tot auf dem Parkplatz.«
»Also hat Frau Born Sie informiert.« Er sah mich scharf an. »Ich sagte doch, die Frau ist ausgeflippt, die gehört in die Psychiatrie.« Er stand auf. Auf dem Weg zur Tür drehte er sich noch einmal um. »Ich werde gegen jeden Verlag vorgehen, der Ihre Manuskripte auch nur liest.«
»Sie sind ein Arschloch«, erwiderte ich gelassen. »Beantworten Sie mir nur noch eine Frage: Wie viele Fernsehleute, wie viele Magazinredaktionen, wie viele Tageszeitungen haben Sie in den letzten 24 Stunden um ein Interview gebeten? Dreißig? Vierzig? Oder mehr?«
Er antwortete nicht, sondern marschierte zum Haus hinaus, die Wagentür knallte, sein Chauffeur fuhr los.
»Er ist verrückt«, sagte Dinah nachdenklich. »Er hat sogar das Tonband vergessen. Glaubst du, daß er Harro Simoneit getötet hat?«
»Keine Ahnung. Er muß überwacht werden. Die Konten dieser Firmen in Luxemburg müssen gesperrt werden. Ruf bitte Kwiatkowski an und informiere ihn, er muß diese Überwachungen durchsetzen. Und sag ihm, wir schenken ihm ein Tonband.«
Zehntes Kapitel
Eine Stunde später trudelten Rodenstock und Emma ein. Rodenstock war auf eine ganz neue Art aufgeregt, und erst dachte ich, er habe einen soliden Krach mit Emma oder sei beschämt wegen der falschen Einschätzung des Bauern Manni. Aber es war weder das eine, noch das andere.
Als wir zwei im Garten hockten und ich ihm von dem morgendlichen Besuch berichtete, unterbrach er mich plötzlich. »Ich möchte wegen des Bauern nicht viel sagen. Ich hatte nur die Hoffnung, ihn retten zu können.«
»Schon gut, ich habe dich verstanden.«
Er grinste leicht. »Ich muß etwas beichten. Etwas, von dem ich normalerweise nicht reden würde. Aber dir erzähle ich es. Man hat so seine Lebenserfahrung. Eine davon hatte ich nie. Ich habe nie eine Frau in einem Auto geliebt. Ich weiß gar nicht, warum nicht. Na sicher, ich hatte viel Kundschaft, die es ausschließlich dort trieb. Auf den Hintersitzen. Goggomobil, Käfer, Ente, Kadett. Es waren meistens die kleinen Leute mit den kleinen Autos. Jetzt werde ich irgendwann siebzig, jetzt habe ich das nachgeholt.« Er lachte leise. »Es wurde wirklich Zeit, und es war Gott sei Dank kein Kleinwagen.«
»Das ist gut«, sagte ich. »Spät kommst du, doch du kommst.«
Er sah mich an und begann dann glucksend zu lachen. »Für den Spruch drei Tage frei.«
»Wir haben keine drei Tage«, sagte ich. »Was machen wir nun?«
»Wir nehmen uns endlich Jessica Born und ihren Freund Timo Eggenrot vor. Eggenrot und Born werden versuchen, aus der Geschichte herauszukommen. Wahrscheinlich, ich sage wahrscheinlich, hat die Born den großen Reibach gemacht. Genug, um den Rest des Lebens ohne Sorgen leben zu können. Die Dame ist jung, blond und legt Wert auf weiße Zähne. Sie ist eine, die immer schon davon geträumt hat, auf den Balearen oder Bahamas oder Caymans zu leben.«
»Du glaubst also, sie setzen sich in aller Ruhe ab?«
»Genau. Sie werden sich noch nicht mal beeilen müssen. Kein Mensch kann sie aufhalten, es sei denn, es besteht dringender Tatverdacht wegen Mordes. Und genau das ist unwahrscheinlich. Eggenrot und Born wissen nicht, daß Kwiatkowski sie unter Bewachung gestellt hat. Verhaften kann Kwiatkowski sie im Augenblick nicht.«
»Aber was willst du konkret tun?«
»Wir müssen versuchen, Eggenrot und Born zu trennen. Gemeinsam sind sie wahrscheinlich nicht zu knacken.«
»Wie sollen wir das anstellen?«
Rodenstock hob beide Arme, ließ sie sinken und zuckte zusammen, weil die Wunde noch schmerzte. »Das weiß ich noch nicht.«
»Laß uns die Frauen fragen.«
Ehe wir das Haus erreicht hatten, brauste Kwiatkowski in einem Golf-Kombi auf den Hof, stieg aus, stemmte die Arme in die Hüften und dröhnte: »Erstens soll es hier Kaffee geben, zweitens sowas wie eine Schnitte Brot, drittens vielleicht zum Abschluß einen Schnaps, viertens soll ich ein aufschlußreiches Tonband bekommen, fünftens sind alle einigermaßen unter Kontrolle: von Schöntann, seine Frau, Jessica Born, Timo Eggenrot. Leider habe ich verdammt wenig stichhaltige Verdachtsmomente gegen sie, die ich an die Staatsanwaltschaft weitergeben könnte. Aber etwas habe ich erreicht: Ich verfüge nun für zehn bis vierzehn Tage über eine Sekretärin!« Er sah Rodenstock an. »Die
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