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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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war so, als habe der strahlende Sommermorgen so etwas wie eine neue Kraft auf Petra übertragen. Sie lächelte sogar, als sie mich begrüßte. »Deine Frau ist wirklich phantastisch.«
    »Habt ihr wenigstens etwas geschlafen?«
    »Das nicht. Aber das ist auch nicht wichtig, oder?«
    »Das ist es nicht«, nickte ich. »Das ist Emma, eine gute Freundin.«
    Dinah sah schlecht aus. »Ich bin fix und fertig«, flüsterte sie. »Wie geht es den Katzen?«
    »Gut«, sagte ich. »Ich habe einen Koffer für dich mit den Sachen.«
    »Leg ihn ins Gästezimmer.«
    »Und wann wirst du schlafen?«
    »Irgendwann, wenn es nicht auffällt.«
    »Ich brauche dich nämlich noch.«
    »Ich dich auch. Petra ist etwas eingefallen. Da gibt es einen älteren Journalisten, der etwas wissen könnte.«
    »Name? Und wo wohnt der?«
    »In Balkhausen. Das ist ein Winzlingsort gleich neben der Rennstrecke. Der heißt, warte mal, Ingo. Ingo Mende.«
    »Ich fahre zu ihm. Und paß auf dich auf.« Ich nahm Harros Notizen aus seinem Schreibtisch und stieg damit in den Wagen. Ich fuhr die schmale Straße hoch in die Hänge oberhalb Adenaus. Dort parkte ich und nahm mir die Zettel vor. Ich versuchte, sie irgendwie zu ordnen, und blieb an einem hängen, auf dem nur ein Satz stand:
    K. I. warnt mich. Wer war K. L? Und wer wurde gewarnt? Und vor was? Vor wem? Warum? Ich brauchte wirklich Hilfe.
    In Balkhausen hatte ich die Wahl zwischen zehn oder fünfzehn kleinen Häusern. Mehr machte Balkhausen nicht aus. Jemand, der in das Orange eines Straßenarbeiters gekleidet war, antwortete mir auf meine Frage, daß Ingo Mende gleich den Weg herunter wohne, viertes Haus links. Aber man könne das Haus nicht sehen, das läge hinter und unter Bäumen. Ich dankte artig.
    Man sah zwar eine Ecke des Holzhauses, aber man sah sie nur, wenn man wußte, daß dort ein Haus war. Der Platz war traumhaft, und ich hätte ihn niemals fünfhundert Meter vom Nürburgring entfernt erwartet. Ein Weg, dicht mit langen Gräsern bewachsen, fast unwirklich grün, führte durch eine lange Reihe von Weißtannen auf einen Platz, den man nur als verwunschen bezeichnen konnte. Ich schellte.
    Der Lautsprecher quäkte blechern. »Ja, bitte?«
    »Baumeister hier, ein Kollege. Mein Freund Harro Simoneit ist tot. Ich würde gern mit Ihnen sprechen.«
    Einen Augenblick blieb es ruhig.
    »Kommen Sie rein. Ich habe davon gehört. Gehen Sie rechts um das Haus herum.«
    Mende war weißhaarig, vielleicht fünfundsechzig Jahre alt. Er hatte ruhige Augen und wirkte sehr gelassen. »Kommen Sie rein, und suchen Sie sich einen Platz. Falls Sie einen finden, setzen Sie sich.«
    Seine Vorsicht war berechtigt. Der Raum war vollkommen verstellt mit Büchern und Akten. Unendliche Mengen auf Regalen, Stühlen, Tischen, zwei Sofas.
    »Ich glaube, ich bleibe lieber stehen.«
    »Quatsch!« sagte er freundlich und gab einem Aktenstapel einen Stoß. Die Akten fielen um und gaben einen Hocker frei. Mende grinste und entschied: »Wir gehen besser nach nebenan.«
    Dort befand sich ein großer, fast leerer Raum. Nur ein Schlagzeug und zwei Korg-Synthesizer standen darin.
    »Hier tobe ich mich aus«, erklärte der Journalist lapidar. »Sowas braucht der Mensch.« Er schubste zwei Klavierhocker in die Raummitte. »Wollen Sie mich etwa interviewen, Herr Kollege?«
    »Oh, nein, ich brauche einfach Hilfe. Ich habe keine Ahnung vom Nürburgring und keine Ahnung von der damit verbundenen Welt. Die kommt mir einfach komisch vor.«
    »Sie ist komisch«, lächelte er. Dann wurde er unvermittelt ernst. »Die Komik ist allerdings häufig nur eine Maske. Eigentlich ist diese Welt knallhart.«
    »Und wie kommen Sie in diese Welt?«
    »Gewissermaßen von Geburt an«, sagte er. »Wollen Sie etwas trinken?«
    »Vielleicht ein Wasser oder so.«
    Er verschwand, kam mit einer Flasche Mineralwasser zurück und goß ein. »Ich komme aus einer Familie, in der die meisten Leutchen etwas mit Autos zu tun haben. Entweder sie verkaufen sie, oder sie fahren sie berufsmäßig. Dann habe ich eine Frau geheiratet, deren Großvater schon eine Zylinderschleiferei in Köln betrieb. Schade um Simoneit. Ist da was faul?«
    »Ich glaube, daß er umgebracht worden ist. Aber das kann sich als Paranoia erweisen. Deshalb bin ich hier. Er hat eine Geschichte recherchiert, die möglicherweise einem Mächtigen geschadet hätte. Ich kenne den Mann nicht, er heißt Andreas von Schöntann. Bis jetzt weiß ich nur, daß Harro den Verdacht hatte, daß dieser von Schöntann

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