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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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veröffentlichen?«
    »Natürlich in allererster Linie das Vorstandsmitglied, das zuständig ist für Entwicklung in diesem Automobilkonzern. Ich weiß aus Zeitungen und Magazinen, daß das ein gewisser Andreas von Schöntann ist, uralter Adel, seit siebenhundert Jahren geschlechtskrank. Im Ernst, der Mann ist als Manager anscheinend gut, ein Überfliegertyp. Dauernd am Nürburgring, weil er auch die Motorsportseite des Unternehmens koordiniert. Er verkauft sich als sozial, ein Häuptling Robin Hood mit Herz für die Armen und Geknechteten. Man sagt, er habe sein eigenes Image zum Non-Plus-Ultra der Branche gemacht. Er wird als ungemein eitel geschildert, fragt also dauernd: Wie sehe ich dabei aus?«
    »Kennst du ihn persönlich?«
    »Nein.«
    »Und diese Rückrufaktion kann ihm schaden?«
    »Natürlich. Die hundert Millionen werden von keiner Versicherung getragen, es ist tatsächlicher Verlust. Und das Image leidet kräftig. Mein dringender Verdacht geht allerdings dahin, daß Harro nicht nur allein diese Rückrufaktion zum Thema machen wollte. Ich vermute, er hat noch weitere Dinge ausgegraben.«
    »Hast du recherchiert, was das für Leute sind, die zum Nürburgring kommen?«
    »Nein. Aber ich denke, daß das eine brancheninterne Kirmes ist. Diese Leute haben einen Wahnsinnseinfluß. Stell dir mal vor, wieviel Geld es zum Beispiel für einen Reifenhersteller bedeutet, wenn jemand entscheidet, welcher Reifen auf einen neuen Wagen gezogen wird. Das geht nicht in die zig Millionen, das geht gleich in die Hunderte. Ich fürchte, wir werden uns jeden Tag ein paarmal wundern.«
    »Falls Harro ermordet wurde«, bemerkte Rodenstock trocken. »Falls.«
    »Ich hab noch vor ein paar Stunden gedacht, ich blamiere mich bis auf die Knochen, wenn ich behaupte, daß etwas mit Harros Tod nicht stimmt. Jetzt gehe ich fast jede Wette ein, daß es so ist. Ich wundere mich nur, daß es immer noch Gifte gibt, die auf Anhieb nicht erkennbar sind.«
    »Die Zahl dieser Gifte hat sich erhöht«, erklärte der ehemalige Kriminalrat. »Je größer die wissenschaftlichen Sprünge sind, die die chemische Industrie macht, um so höher ist die Zahl der unbedingt tödlichen Gifte. Arsen und Spitzenhäubchen ist nichts als ein niedliches Spiel. Ich schätze mal, ich könnte dich mit rund dreißig bis vierzig Giften erledigen, die alle nicht nachweisbar sind. Sie gehen im Körper Reaktionen mit körpereigenen Stoffen ein und sind quasi spurlos verschwunden.«
    »Danke für die Vorlesung.«
    Wir zogen an Ulmen vorbei.
    »Wenn dieser Autoboß Harro hat umlegen lassen, wird er nicht zu überführen sein«, sagte er nachdenklich.
    »Das denke ich auch«, nickte ich. »Es sei denn, er hängt sich auf, weil er so ein mieses Schwein ist.«
    »Den Gefallen wird er uns nicht tun.« Er lachte unterdrückt. »Ist er verheiratet? Mit wem? Und wo wohnt er?«
    »Keine Antwort, keine Ahnung.« Dann war ich neugierig genug, um zu fragen. »Hat Emma dich auch darauf hingewiesen, daß deine Tochter dein Geld haben will?«
    »Hat sie nicht. Sie hält sich da raus. Sie mag meine Tochter nicht, das spüre ich. Aber sie spricht nicht darüber. Außerdem hat Emmas Familie soviel Geld, daß sie über meine Ersparnisse nur lachen würde. Neulich bin ich mit ihr in Trier spazierengegangen. Da kamen wir an einem alten Haus vorbei, das gerade renoviert wurde. So richtig schöne alte Bürgerpracht. Ich geriet ins Schwärmen. Da sagte sie furztrocken: Wenn dir das soviel bedeutet, kaufe ich es dir. Ich dachte, sie wollte mich verscheißern, bis ich merkte, sie meinte das ernst. Soviel zur finanziellen Situation meiner ... meiner ... ach, scheiße, Emmas.«
    »Und das macht dir Kummer, oder?«
    Er schwieg eine Weile. »Ich bin hoffnungslos altmodisch. Ich lebe in der Vorstellung, daß ich das Geld zum Leben ranschaffen muß. Nicht die Frau. Also habe ich Angst vor dem Augenblick, in dem Emma sagt: Wie bitte? Dieses kleine Anwesen kostet nur drei Millionen? Dann packen Sie es mir doch ein.«
    Ich lachte bis kurz vor Kelberg.
    Es war ein tröstlicher Anblick: mein Haus, meine Mauer, mein Gartenloch für den Teich und mein Paul und mein Willi in der Haustür, beleidigt zwar, aber eigentlich guter Dinge.
    »Ich mag das hier«, sagte Emma hell. »Und ich mag deine Betten.«
    »Das könnte mißverstanden werden«, gab ich zurück und begann, ihre Koffer reinzuschleppen.
    Wenig später begegnete sie mir auf der Treppe und war schon in einem Morgenmantel, in einem nachtblauen Ding, das

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