Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
war einfach Tradition, daß wir die Chance bekamen, allein miteinander zu sprechen. Was war los in deinem Leben, was war ekelhaft, was hat Spaß gemacht – all diese einfachen Dinge.
    »Sie ist eine großartige Frau. Sie ist so großartig, daß ich es noch immer nicht fassen kann, daß sie mich mag...«
    »Moment, Einspruch Euer Ehren. Sie mag dich nicht, sie liebt dich. Daß dich jemand lieben könnte, setzt mich auch in Erstaunen, aber es ist nun einmal so.«
    »Na gut«, nuschelte Rodenstock nach einer Weile. »Also, sie liebt mich. Und trotzdem erstaunt mich das. Eigentlich ist doch an mir nichts dran.«
    »Deine Bescheidenheit ist den Pulitzerpreis wert. Du hast recht, an dir ist überhaupt nichts dran. Aber jetzt mal im Ernst: Was macht deine Gesundheit?«
    »Der geht es gut. Der geht es so gut, daß ich mißtrauisch bin. Der Krebs steht und rührt sich nicht. Der Arzt sagt, er habe den Eindruck, der Tumor bildet sich zurück, trocknet irgendwie aus.« Er seufzte. »Meine Tochter hat angerufen.« Das kam eher zögernd. Er näherte sich wahrscheinlich einer negativen Schlagzeile seines Lebens.
    »Laß mich raten: Sie hat dir gesagt, du sollst unter keinen Umständen Emma heiraten, weil du zu alt bist und weil Emma nichts für dich ist.«
    »Das ist richtig«, nickte er ohne jedes Erstaunen. »Ich nehme an, meine Tochter hält das für einen guten Rat.«
    Eine Weile herrschte Pause, während wir aus dem Moseltal auf die Eifel-Hochebene fuhren.
    »Hast du eigentlich Erspartes?« fragte ich.
    »Ja«, sagte er trocken. »Daran habe ich auch schon gedacht. Ohne Lebensversicherungen und so, ungefähr 300.000. Ich kriege eine anständige Pension und habe in den letzten Jahren nie etwas davon gebraucht.«
    »Weiß deine Tochter davon?«
    »Sicher weiß sie das. Das ist genau der Punkt, der mir Kummer macht. Ich kann den Gedanken nicht wegscheuchen, daß sie es unter anderem auch auf den Zaster abgesehen hat.« Er seufzte wieder. »Das ist ein Scheißgefühl, mein Lieber.«
    Links von uns stand der Vollmond und übergoß den Wald mit Silber.
    »Ich könnte ein Konto einrichten, und du überweist diese Ersparnisse einfach.«
    »Wieso denn das?«
    »Damit du nicht in die Versuchung kommst, dich freizukaufen«, erwiderte ich. Dann dachte ich etwas verkrampft, daß ich ihm möglicherweise wehgetan hatte. Schließlich war sie seine Tochter. »Du mußt das richtig verstehen«, sagte ich hastig. »Ich erlebe dich als einen sehr gutmütigen Menschen. Gutmütig ist nicht das richtige Wort, vielleicht ist gütig besser. Deine Tochter will nicht, daß du Emma heiratest. Du sagst, du tust es trotzdem, und überweist ihr fünfzigtausend, nur damit sie den Mund hält. Erzähl mir nicht, daß das nicht möglich ist.«
    Er schwieg eine Weile. »Ich habe ihr siebzigtausend überwiesen«, sagte er. »Du bist in deinen Hellsichtigkeiten richtig ekelhaft.«
    »Also richte ich dir ein Konto ein«, sagte ich. »Du mußt dann immer erst mich fragen, ob du Geld verschenken darfst.«
    Er sah mich an und lachte schließlich unterdrückt, bis ich auch zu lachen begann und wir zwei Kilometer lang kicherten wie zwei Pennäler, die den Hausmeister eingeschlossen haben.
    »Tu das. Richte mir ein Konto ein. Im Ernst. Wahrscheinlich bin ich ein lausiger Vater, aber ehrlich gestanden ist mir das im Moment scheißegal.«
    »Das sollte es auch«, nickte ich. »Dabei entsteht die Frage, ob ihr überhaupt heiraten wollt.«
    »Weiß ich noch nicht. Ich denke, wir brauchen das nicht.«
    »Ich bin anderer Meinung«, widersprach ich. »Was meinst du, was für ein Chaos entsteht, wenn ihr nicht verheiratet seid und in die Grube fahrt. Dann stehen die lieben Kinderchen und Enkelchen da und schreien dem Geld nach und kriegen vor lauter Gier lange Hälse ...«
    »Das habe ich mir auch überlegt«, nickte er.
    »Will Emma nicht?«
    »Ich glaube, sie will schon, aber sie ist zu stolz, irgend etwas in diese Richtung anzustoßen.«
    »Also, mich würde es freuen.« Ich lenkte mit dem Knie und zündete die Pfeife an.
    »Und du und Dinah?«
    »Ja, warum eigentlich nicht?« meinte ich vorsichtig. »Warum nicht? Machen wir doch eine Doppelhochzeit, wenn es sich ergibt.«
    Er lachte nur. Dann wechselte er unvermittelt das Thema: »Was passiert eigentlich, wenn es Mord war?«
    »Was weiß ich. Viel Öffentlichkeit, denke ich mal. Harro war sehr beliebt, sogar unter Kollegen.«
    »Wen hätte es getroffen, wenn er dazu gekommen wäre, die Geschichte zu

Weitere Kostenlose Bücher