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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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mußte man geschmacklose 109 Mark hinlegen. Gelobt sei Bernie Ecclestone.
    Ich erinnerte mich, daß mir mal jemand erzählt hatte, jeden Morgen träfen sich die wirklichen Insider in dieser Tankstelle, die, die die Geschäfte schon rochen, wenn sie noch gar nicht vereinbart waren. »Ist das so?« fragte ich Mende. »Tagen dort die wirklichen Insider?«
    Er nickte. »Jeden Morgen, irgendwann zwischen acht und zehn trudeln sie hier ein. Ich frage mich wirklich, was an den Leutchen so wichtig ist, denn in den Gremien spielen sie keine Rolle. Aber sie wissen alles, sie wissen sogar, wenn der Starfahrer unter Blähungen leidet. Es sind Journalisten, Bauunternehmer, Straßenarbeiter, Ärzte. Weiß der Himmel, eine komische und seltene Clique. Diese ganze Welt um die Autos ist komisch. Aber das werden Sie noch spüren.«
    »Sie mögen von Schöntann nicht, nicht wahr?«
    »Nein«, Mende schüttelte entschieden den Kopf. »Ich mag ihn nicht. Und ich kann Ihnen genau sagen, warum ich ihn nicht mag. Weil er den Mann, der an seinen Bändern irgendein Auto zusammensetzt, längst vergessen hat. Von Schöntann ist ein Fatzke, und bisher hat er nicht bewiesen, daß er über Klasse verfügt. Wenn er sich hier herumtreibt, tut er so wie Graf Koks von der Gasanstalt: Alles hier gehört mir! Nein, nein, das mag ich nicht. Da fällt mir ein, daß er ein Zivilverfahren gegen drei der besten deutschen Tourenwagen-Fahrer laufen hat. Das ist ein zuckriges Stückchen. Ach, Quatsch, hören Sie mir einfach nicht mehr zu. Ich gebe es zu, ich bin sauer.«
    »Erzählen Sie ruhig«, sagte ich.
    »Im Ort Nürburg gibt es eine Pizzeria, in der sich die Fahrer treffen und miteinander schwatzen und ihren Spaß haben. Da passierte eines Abends folgende Geschichte: Anwesend waren sechs der besten deutschen Fahrer, ungefähr zehn unermüdliche Fans, ein Journalist und der Mann hinter der Theke. Nun muß man wissen, daß von Schöntann eine Frau geheiratet hat, die aus der Szene stammt, wahrlich kein Kind von Traurigkeit. Die heißt Bettina. Sie wurde aber mal Betty genannt und stand in eindeutigem Ruf. Jedenfalls haben die Fahrer gebechert und wurden immer ausgelassener. Und drei von ihnen erinnerten sich an Bettys Wohnwagen. Betty besaß nämlich mal einen Wohnwagen, in dem sie von Rennen zu Rennen fuhr. Eine Erinnerung jagte die nächste. Die drei berichteten also, was sich mit Betty alles tat, und einer von ihnen sagt unter Lachtränen: Die Frau war wirklich ein Wanderpokal. Jawohl! bestätigen die beiden anderen. Wenig später kriegen sie ein Verfahren wegen Beleidigung, übler Nachrede und dergleichen mehr an den Hals. Bettina von Schöntann verlangt von jedem 100.000 Mark Entschädigung. Und sie wird sie bekommen, denn ihr Mann hat die Macht, alle drei aus dem Geschäft zu drängen. Niemand wird bei einer Zivilklage behaupten, Frau von Schöntann habe zu anderen Zeiten fröhlich mit ihm gebumst. Das wäre Selbstmord, verstehen Sie? Reiner Selbstmord.«
    »Kann es sein, daß Harro so eine Geschichte ausgegraben hat?« fragte ich, plötzlich aufgeregt.
    »Möglich«, meinte Mende bedächtig. »Natürlich habe ich das auch schon überlegt. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, weil hübsche Frauen, die es zur gleichen Zeit mit dem halben Fahrerlager treiben, in dieser Branche vollkommen normal sind. Wenn hier die Formel 1 startet, werden die Jungfrauen busweise angekarrt. Man gönnt sich ja sonst nichts. Nein, nein, diese Geschichten von den Motorhaubenmädchen hat Harro nicht angepackt. Das ist nicht sein Stil. Er muß etwas gefunden haben, das viel tiefer trifft. Außerdem wollen wir ehrlich sein: Junge hübsche Frauen spielen in jeder Branche eine eindeutige Rolle, da brauchen wir nicht auf die Motorfreaks zu warten. Nein, nein. Harro muß etwas entdeckt haben, was jemanden um Haus und Hof bringen kann.«
    Ich stopfte mir die Camargue von Butz-Choquin, hockte mich in das staubige Gras und paffte vor mich hin. Mende ließ sich neben mir nieder.
    Mein Handy fiepte, es klang aufdringlich. Ich zog es aus der Tasche und öffnete die Verbindung.
    »Ich bin es, Dinah. Wir haben hier ein Problem. Rodenstock hat erzählt, es war Mord. Und wir brauchen jetzt nach seiner Ansicht sofort einen Anwalt, und zwar noch bevor die Kripo eine Pressekonferenz macht. Es muß jemand sein, der schnell, hart und resolut ist. Rodenstock will das unbedingt.«
    »Er hat recht«, sagte ich. »Petra braucht das. Es ergibt sich ein vollkommen anderer Ausgangspunkt für sämtliche

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