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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Versicherungsfragen. Sag Rodenstock, er soll sofort Frau Lauer-Nack in Daun anrufen. Schöne Grüße von mir. Sie soll sich auf die Hufe schwingen und ihr Mundwerk wetzen. Die Frau hat den unbedingten Vorteil, auch schweigen zu können. Das macht sie gefährlich. Und ihr Kumpel Thielen wird ihr helfen.«
    »Ich sage es ihm. Und, wie geht es dir?«
    »Nicht gut. Walter Sirl hat es erwischt, Rodenstock wird es erzählt haben.«
    »Hat er. Kann das mit Harro zusammenhängen?«
    »Das kann es sehr wohl. Ich komme gleich, und vielleicht sollten wir zusehen, daß wir ein paar Stunden für uns haben. Ich brauche deine Haut.«
    »Das ist sehr gut«, sagte sie zufrieden.
    »Meine Frau ist bei Harros Frau«, erklärte ich Mende. »Harro sollte gestern erfahren, daß er wahrscheinlich bald Vater sein wird.«
    »Du lieber Gott«, sagte er betroffen.
    »Ich denke, ich fahre mal. Ich muß mich kümmern. Rufen Sie mich an?«
    »Ich rufe Sie an, sobald ich die Zettel durchgearbeitet habe. Morgen, denke ich. Ich gehe zu Fuß heim, ich brauche jetzt Luft.«
    Ich fuhr durch die Unterführung unter dem Ring her und dann die Hänge hinunter nach Adenau. Ich überlegte die ganze Zeit, wer es wohl auf sich genommen hatte, Walters Mutter zu sagen, daß sie jetzt für den Rest ihres Lebens allein sein würde.
    Und dann begriff ich plötzlich, daß ich ihn gemocht hatte, aber wenig über ihn wußte. Es kam mir irgendwie schäbig vor, daß ich jetzt versuchen mußte, etwas über sein Leben zu erfahren. Hatte er Freunde, eine Freundin? War er glücklich, unglücklich? Was trieb ihn dauernd auf den Ring? Steckte irgend etwas dahinter? War er ein Todsucher? Hatte er nicht fuchsrote Haare? Hatte er! Er hatte wie ein Nachfahre jener Kelten gewirkt, die einmal die Eifel in Besitz genommen hatten. Ich erinnerte mich auch an sein Lachen. Es war breit und vollkommen unschuldig.
    Ein Bauer mit einem Mähdrescher tuckerte vor mir dahin, und ich war für die Unterbrechung dankbar und tuckerte hinter ihm her. Ich überholte nicht, ich hatte es nicht mehr eilig. Was passiert war, war passiert. Eile wirkte gänzlich unpassend.
    Ich kam in eine bedrückende Szenerie, am liebsten hätte ich mich auf der Stelle gedreht und wäre geflüchtet. Das Haus war voll mit Leuten, die mir fremd waren. Und sie redeten auch nicht mit mir oder untereinander. Sie waren eingesponnen in ihre Trauer um Harro, und sie konnten es nicht fassen. Sie liefen wie Gespenster aneinander vorbei.
    Emma und Dinah werkelten in der Küche. Emma sagte gerade: »Wir sollten vielleicht eine kräftige Brühe machen. Essen ist gut bei Trauergesellschaften. Ich kenne mich da aus.«
    »Dann machen wir das«, sagte Dinah etwas atemlos. Sie sah sehr blaß aus.
    Auf einem Stuhl hockte Petra und hielt eine Hand auf ihren Bauch, als müsse sie das winzige Wesen darin beruhigen. Sie sah mich mit einem seltsam klaren Blick an. »Du hast es gehört. Was hältst du davon, daß jemand ihn getötet hat?«
    »Ich bin ziemlich am Ende«, sagte ich. »Ich fasse es nicht.«
    »Dein Freund sagt, ihr werdet versuchen, den Mörder zu finden.« Ihre Stimme wurde klagend.
    Ich nickte. »Hast du geschlafen?«
    »Noch nicht. Ich will nicht schlafen.«
    »Vielleicht sollte Salchow dir etwas spritzen?«
    »Er kommt gleich«, murmelte Dinah über die Schulter. »Er kommt vorbei und kümmert sich um sie.«
    »Petra?« fragte Emma. »Wo hast du deine tiefen Teller, oder Suppentassen?«
    »Rechts vor dir im Schrank.«
    »Wieviel Leute sind jetzt im Haus?«
    »Ich glaube, achtzehn«, antwortete Dinah. »Aber das ist auch egal. Weißt du, was mir eingefallen ist? Wir sollten einen Vanillepudding machen, so eine Art Fla. Das schmiert die Seele, sagt Siggi immer, das beruhigt.«
    »Nicht schlecht«, befand Emma. »Wo ist eigentlich Rodenstock?«
    »Im Wohnzimmer. Er spricht mit Harros Vater. Sie trinken Kognak, jede Menge Kognak.«
    »Kognak hilft«, nickte Emma. »Haben wir auch anderen Schnaps?«
    »Ich habe eben einen gesehen. Einen Apfelschnaps.«
    »Her damit«, sagte Emma.
    »Ich will einen Sechsfachen«, sagte Petra tonlos.
    »Kriegst du, mein Kind«, murmelte Emma begütigend. »Haben jetzt um die Mittagszeit die Geschäfte auf?«
    »Unten am Markt immer«, sagte Petra. »Ich frage mich, ob Harro gewußt hat, was auf ihn zukommen würde.«
    »Das hat er nicht«, sagte ich. »Er hat nichts gewußt und nichts gespürt.« Dann hielt ich es nicht länger aus und sagte, ich müsse dringend pinkeln. Ich ging hinaus.
    Rodenstock

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