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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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dafür, daß sie alles regelt. Dienstlich und privat, würde ich sagen. Sie ist irgendwie hochgekommen. Jetzt ist sie oben und will natürlich oben bleiben. Und damit sie oben bleibt, braucht sie die totale Kontrolle. Also bezahlt sie mich. Logisch, oder?« Es war deutlich, daß sie uns eiskalt ansehen wollte. Aber das ging nicht, weil sich Tränen in ihre Augen stahlen. »Ach, Scheiße!« sagte sie wild, schniefte und suchte nach einem Taschentuch hinter den Kissen. Dann musterte sie Rodenstock: »Wer bist du denn eigentlich?«
    »Sein Freund«, sagte er und wies auf mich. »Ich bin ein Bulle im Ruhestand.«
    »Also doch.«
    »Nein«, sagte er. »Ich verwende nichts von dem, was du uns sagst. Harro hat von Schöntann recherchiert, nicht wahr?«
    Sie nickte.
    »Weißt du auch, worum es ging?«
    »Nicht genau. Ich will auch gar nichts wissen. Ich rede nie über Kunden. Das ist nicht gut fürs Geschäft.«
    »Ich denke, du willst dieses Geschäft nicht mehr?« sagte ich.
    »Was meinst du damit?«
    »Ich meine, daß du dieses Geschäft, dein Geschäft, nicht mehr ausüben willst.«
    »Hat Walter...«
    »Nein, Walter hat nichts erzählt. Nicht uns«, stellte Rodenstock richtig. »Nochmal, Harro hat von Schöntann recherchiert. Es ging um eine Rückrufaktion, oder?«
    »Ja.« Irmchen war erleichtert, sie strahlte plötzlich. »Aber davon verstehe ich nichts. Da müßt ihr mit anderen reden.«
    »Hör zu«, sagte ich bedächtig. »Walter ist tot. Hast du dich nicht gefragt, wer sowas Verrücktes macht?«
    »Doch«, nickte sie. »Hab ich.« Dann wurde ihr Mund schmal, und sie begann zu weinen.
    »Zu welcher Antwort bist du gekommen?« fragte ich unnachgiebig weiter.
    »Zu keiner«, sagte sie. »Das ist einfach zu irre. Erst Harro, dann Walter.«
    Ich schloß die Augen und riskierte es. »Meinst du, daß Andreas von Schöntann sowas macht?«
    Sie hörte augenblicklich auf zu weinen und starrte mich fassungslos an. Es kam ein merkwürdiges Krächzen aus ihrem Mund, dann ein stotterndes Lachen, schließlich lachte sie schallend. »Andreas? Der? Um Gottes willen. Der hat doch schon Schwierigkeiten, wenn er sich beim Rasieren schneidet. Nie und nimmer. Ach so«, setzte sie hinzu, »weil Harro nach diesen Rückrufen gefragt hat? Aber warum soll er denn nicht fragen? Er ist doch Journalist, oder? Das ist doch sein Beruf!«
    »Stimmt«, sagte Rodenstock trocken. »Trotzdem ist jemand hingegangen und hat erst Harro und dann Walter getötet. Das kriegen wir schließlich nicht aus der Welt, oder? Wieso ausgerechnet Walter, von dem man sagt, er konnte keiner Fliege was zuleide tun?«
    Sie sackte wieder in sich zusammen. »Ich weiß es wirklich nicht. Gießt du mir noch einen Kaffee ein?«
    Rodenstock goß ihr ein. »Können wir mal Klartext reden?«
    »Können wir«, sagte Irmchen leise. »Es läuft sowieso darauf hinaus, daß ich das dumme Schwein am bitteren Ende bin. Das kenne ich schon.«
    Rodenstock beschwichtigte: »Du kannst mir glauben, daß wir das nicht zulassen. Wir haben die Information, daß du dich mit Walter zusammentun wolltest. Ihr wolltet in Adenau einen Betrieb aufmachen, eine Kunstschmiede. Stimmt das wenigstens?«
    »Ja«, sagte sie erstaunt. »Woher wißt ihr das?«
    »Von Harros Frau. Und die hat es von Harro. Walter wollte Rat und hat Harro gefragt, was er davon hält.«
    Schweigen.
    »Und was hat Harro ihm geraten?« Es fiel ihr fast körperlich schwer, das zu fragen.
    »Harro war dafür. Er sagte, du wärst prima für Walter.« Rodenstock lächelte Irmchen an. »Du brauchst also nicht darauf zu pochen, daß du auch in diesem Fall die Dumme bist.«
    Sie starrte ihn an, und ihre Augen verschleierten sich erneut. Plötzlich sprang sie auf und lief hinaus. Es dauerte eine kleine Weile. Dann kam sie zurück und gab Rodenstock einen Briefumschlag. Er öffnete ihn und holte ein gefaltetes DIN-A4-Blatt heraus. Da stand:
    Liebes Irmchen!
    Ich denke, wir können am 15. November heiraten. Bis dahin habe ich das Grundstück und die Genehmigung in
    Adenau.
    Unterschrieben hatte Walter pedantisch mit Bis demnächst Dein Walter Sirl. Seinen Namen hatte er schwungvoll mit einem eleganten Bogen unterstrichen, so, als habe er äußerst gute Laune gehabt, als er das schrieb.
    Rodenstock nickte, gab mir das Briefchen, setzte sich dann neben Irmchen und nahm sie in die Arme. »Mein armes Kleines«, sagte er sanft. »Und du weißt wirklich nicht, wer Harro oder Walter oder beide getötet hat?«
    »Nein. Ich denke Tag und Nacht

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