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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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pünktlich durch die Glastür geschossen. Sie war schlank, blond und in ein kleines Schwarzes verpackt. Sie war hübsch und trug schwarze, einfache Slipper, die so klangen, als seien sie genagelt. Sie sah sich nicht um, sondern steuerte geradewegs auf mich zu, reichte mir die Hand, als wolle sie Wimpel mit mir tauschen, und sagte etwas atemlos: »Jessica Born. Ich nehme an, Sie sind Herr Baumeister.
    Wir müssen noch fünf Minuten warten. Ich habe eben mit Herrn von Schöntann telefoniert, er braucht noch Zeit für einen anderen Besucher.«
    »Kein Problem, ich warte.«
    »Gut.« Sie drehte sich um, schoß zur Bar, ließ sich etwas in ein Glas füllen und kam wieder zurück. Bisher hatte sie nicht eine einzige langsame Bewegung gemacht.
    »Das mit Harro Simoneit ist ja tragisch«, sagte sie in einem Ton, der besagte, daß sie das im Grunde nicht die Spur interessierte. »Was treiben Sie eigentlich so? Ich meine, was machen Sie, wenn Sie sich nicht um Ihren Freund kümmern?«
    »Ich schreibe Reportagen«, plauderte ich. »Meistens soziale Themen. Die mit Autos nicht das geringste zu tun haben.«
    »Aber Autos sind doch spannend.« Sie hatte ein Staubfleckchen auf ihrem Kleinen Schwarzen entdeckt und versuchte nun, es zu entfernen.
    »Ich finde Autos nicht spannend«, sagte ich. »Gebrauchsgegenstände.«
    »Da würden Ihnen Millionen heftig widersprechen. Und wahrscheinlich würden Sie in meiner Branche viel mehr Geld verdienen als in Ihrer.«
    »Das mag sein«, sagte ich.
    »Wir suchen laufend Texter. Haben Sie nicht Lust?« Sie sah mich nicht an, sie war immer noch mit diesem Staub beschäftigt. Dann guckte sie unvermittelt auf und strahlte. »Sie könnten doch in die Großstadt kommen. Hier ist doch der Hund begraben.« Sie biß sich auf die Unterlippe, sie sah allerliebst aus.
    Ich wußte genau, daß das noch keine perfekte Bestechung war. Es war der Versuch herauszufinden, ob ich auf das Wort Geld anspringen würde. Es war das, was man eine grundsätzliche Abklärung nennt.
    »Aber Sie wissen doch gar nicht, ob ich so etwas kann«, wandte ich vorsichtig ein. Dabei mühte ich mich, sehr nachdenklich auszusehen.
    Sie zog einen Schmollmund. »Ich bin ja kein heuriges Häschen mehr, das können Sie mir glauben. Ich habe mir ein paar Sachen von Ihnen besorgt. Ich habe die Geschichte über die alten Menschen in der Großstadt gelesen. Phantastisch.« Sie beugte sich sehr weit zu mir vor. »Wissen Sie, was mich aufmerksam gemacht hat? Wissen Sie nicht, wetten? Sie formulieren am Telefon druckreif.«
    »Oh«, sagte ich und wurde rot vor Freude. Jedenfalls bemühte ich mich darum.
    »Ich denke, es muß doch auf die Dauer hier in der Gegend langweilig sein. Aber Sie könnten ja auch hierbleiben, wenn Sie ein Häuschen haben. Ich würde Ihnen Zeit lassen. Sagen wir, ich gebe Ihnen die Spezialanfertigung unseres Kombis. Drei Liter, annähernd zweihundert PS. Sie fahren ihn vier Wochen, Sie fahren ihn stramm. Und Sie machen dann einen Zehn-Seiten-Bericht. Ich hoffe nämlich, daß durch Sie unsere Sprache aufgefrischt wird. Neue Begriffe, mit denen der Konsument umgeht und die wir einfach nicht schnallen, weil wir zu fachmännisch sind. Ich könnte versuchen, das durchzudrücken. Wir brauchen Leute wie Sie dringend.«
    »Das verwirrt mich jetzt etwas«, murmelte ich neutral.
    »Na klar«, sagte sie fröhlich. »Sie müssen erst mal die Sache mit Harro verdauen. Ist ja wirklich tragisch.« Sie fummelte wieder an dem Staub herum, den man nicht sehen konnte. »Erledigen Sie erst diese Geschichte, und dann reden wir. Okay?«
    »Das könnte so okay sein«, nickte ich. »Wie funktioniert das mit der Bezahlung?« Ich versuchte sachlich zu bleiben. »Ich möchte nicht angestellt sein.«
    »Oh.« Sie sah mir tief in die Augen. »Das verstehe ich. Wir machen eine Jahressumme aus. Sagen wir 250.000. Plus Tagesspesen, wenn Sie unterwegs sind, plus Benzingelder und so weiter. Alle Flüge frei.« Sie lächelte. »Sie brauchen sich um die Brötchen keine Sorgen mehr zu machen.«
    »Das hört sich gut an«, sagte ich mit gesenktem Blick. »Das hört sich wirklich sehr gut an. Darf man auch kritische Bemerkungen machen?«
    »Selbstverständlich. Sie helfen damit ja unseren Abteilungen, die an den Autos arbeiten. Wir zahlen für kritische Anmerkungen, also Fahrwerksabstimmungen, die nicht gut sind beispielsweise, Extrahonorare. Andy, also Herr von Schöntann, liebt diese Berichte besonders.« Sie sah auf die Uhr und fragte: »Wollen wir denn

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