Eifel-Ralley
rollte, stand da ein offener Sportwagen der Marke ›Man-gönnt-sich-ja-sonst-nichts‹ und träumte vor sich hin.
»Das ist deine Versuchung«, meinte Rodenstock.
»Scheiß drauf«, sagte ich. »Wir haben vier Leichen, und die Idioten glauben, ich unterschreibe einen Vertrag, der mich killt. Was mich wirklich ärgert, ist die Tatsache, daß sie mich für so dämlich halten.«
»Das ist aber doch gut so«, wandte er ein. »Das zeigt uns doch, daß sie nicht aufmerksam genug hinsehen. Alle sind bestechlich, glauben sie. Also laß sie es glauben.«
»Das habe ich auch vor«, nickte ich.
Dinah öffnete uns die Tür. »Sie ist im Wohnzimmer«, sagte sie mit mühsam unterdrückter Wut. »Und sie behandelt Emma wie eine Hausangestellte.«
Emma stand in der Küchentür und lächelte leicht. »Gegen spezifische Formen von Dummheit sind auch Frauen nicht geschützt«, verkündete sie und sah mich an. »Du kennst diesen Typ. Sie ist ein Sexualtierchen mit dem Intellekt einer Amöbe.«
Das war die schärfste Beleidigung einer Geschlechtsgenossin, die ich je vom Emma gehört hatte. Ich beschloß, sie in meinem Tagebuch zu notieren.
»Ich beeile mich«, versprach ich. »Und ruft bitte Anja an, wir brauchen einen Tisch im Stellwerk in Monreal.«
In den Augen meiner Gefährtin tauchte so etwas wie ein Hoffnungsschimmer auf, und sie geruhte gnädig, mich wenigstens anzusehen.
Jessica Born saß auf dem Sofa und hatte zur Entspannung die Schuhe von den Füßen gestreift und die Beine auf meinen Tisch aus Ulmenbohle gelegt. Ich wollte instinktiv bemerken, daß das nicht die feine englische Art sei, aber dann entschied ich mich für den Lebemann Baumeister und übersah es.
»Siggi!« sagte sie begeistert, als habe sie mich soeben in ihrer geistigen Verwandtschaft entdeckt. »Das ist schön, daß Sie kommen. Ich habe, nach Ihrem Gespräch mit Andy, den Vertragstext aufgesetzt. Und falls Sie unterschreiben, habe ich angeregt, das Geld in der Marge des ersten Jahres morgen auf Ihr Konto zu überweisen. Damit auch klar ist, daß ich Sie wirklich haben will.« Eine Strähne ihres blonden Haares fiel ihr über die Augen, und sie blies das Hindernis erstaunlich mädchenhaft zurück. »Ich wußte ja, daß Sie und Andy zusammenpassen, aber ich wußte nicht, daß er Ihnen ein so großzügiges Angebot machen würde. Sie haben damit einen Rekord gebrochen. Nur noch ein Marketing-Mann bekommt das gleiche Salär. Ich sage Ihnen, Sie sind jetzt schon Legende bei uns.« Sie hatte ungefähr fünfzehn Zigaretten geraucht, und der Sauerstoff im Raum wurde knapp.
»Das ist aber ein netter Besuch«, sagte ich und ließ mich auf einem Sessel ihr gegenüber nieder. »Sie wollen ganz ernsthaft, daß ich sofort unterschreibe?«
»Aber ja!« erwiderte sie. »Manchmal kommt das Glück in Sekunden. Ein zauberhaftes altes Bauernhaus ist das hier. Hier können Sie sicherlich gut relaxen, oder?«
»Ach«, erwiderte ich, weil mir nichts anderes einfiel. »Japanisch können Sie auch?«
Da lachte sie fröhlich. »Ich dachte, wenn wir die vertraglichen Geschichten hinter uns haben, setzen wir uns in meine Karre und fahren irgendwohin richtig gut essen. Was halten Sie davon?«
»Vom Essen? Viel. Darf ich das Schriftstück denn mal lesen?«
»Oh ja, bitte sehr. Außerdem habe ich eines der Firmenapartments, das beste nebenbei gesagt, für Sie reservieren können.«
»Sie sind eine Zauberin«, schmeichelte ich.
»Das ist Einfluß«, sagte sie korrigierend. »Ich habe Andy gemacht, und infolgedessen revanchiert er sich hin und wieder.«
»Wie macht man denn Andy?« fragte ich.
»Man sieht sich an, was er für einen Fundus hat, was er so kann. Dann macht man einen Plan und arbeitet seine guten Seiten raus.«
»Und was macht man mit den schlechten?«
»Die kommen in die Gefriertruhe.« Sie kicherte, sie war ganz übermütig.
»Was war denn eigentlich mit Irmchen?« bohrte ich weiter. »Irmchen muß etwas gehabt haben, was Andy richtig anmacht.«
Sie wurde sachlich. »Richtig«, sagte sie klar und hart wie Glas. »Andy ist ein Chauvi, aber manchmal kriegt er den Kick nur, wenn er besiegt wird. Und sie besiegte ihn perfekt.«
Eine Weile herrschte Stille.
»Ach so«, sagte ich nicht sehr intelligent. »Aber sie wollte doch Walter heiraten«, ich tat vollkommen erstaunt.
»Oh, das hätte uns nicht weiter gestört«, erklärte Jessica Born. »Da hätte man sich arrangieren können. Ich hatte schon den Vorschlag auf dem Tisch, daß sie einfach zu uns ins
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