Eifel-Ralley
Dorint kommt.«
»Sie arrangieren alles?«
»Alles«, nickte sie. »Du lieber Gott, da läuft nichts mehr mit seiner Frau. Das ist doch normal, nach so vielen Jahren. Sie will ja auch nichts von ihm, außer eben die Knete, die Repräsentationen und die schönen Auftritte bei den Events vom Ring bis Monte Carlo. Und ich denke, sie ist schon restlos befriedigt, wenn ihr Michael oder Ralf Schumacher zulächeln. Halt stopp, nein, sie steht auf Villeneuve, aber der steht nicht auf sie. Wer steht schon auf sie?«
»Sie arrangieren Andys gesamtes Privatleben?«
»Nicht alles. Er sammelt seltene Erstdrucke aus der Zeit um Martin Luther. Da kenne ich mich nicht aus. Aber die Sachen, die er zum Alltag braucht – das mache ich alles. Andy ist unheimlich kompliziert. Man muß ihn studieren, ehe man ihn fährt. Ist wie bei einem Rennauto.«
»Ist er abhängig von Ihnen?«
»Wollen wir uns nicht duzen? Na ja, abhängig würde ich das nicht nennen. Aber er kauft keinen Anzug ohne mich. Wie wäre es jetzt mit einer Unterschrift?«
»Oh, Moment. Lesen darf ich doch vorher, oder?« Ich griff mir die Seiten und studierte sie.
Es war ein Vertrag ohne wenn und aber. Ich bekam das Geld und fing an, PR- und Werbetexte zu verfassen. Wie viele Texte ich abzuliefern hatte, wurde nicht gesagt. Der Vertrag trat heute in Kraft. Kündigen konnte jeder Beteiligte ein halbes Jahr vor Vertragsende. Ich hielt 800.000 Mark in der Hand, zuzüglich Spesen und Sonderleistungen. Ich dachte flüchtig, daß es Zeiten in meinem Leben gegeben hatte, in denen ich diesen Vertrag unter allen Umständen in den nächsten zehn Sekunden unterzeichnet hätte. Der gute Andy hatte schon unterschrieben.
»Sehr schön«, nickte ich. »Fast zu schön, um wahr zu sein.«
Jessica Born sah mich lauernd an. »Es ist wahr, es ist Realität.«
»Was hat Harro herausgefunden? Nichts mit Autos, nicht wahr? Es geht um viel Geld, oder?«
»Ich weiß es nicht. Simoneit recherchierte doch diese Rückrufaktion. Wieso Geld?«
»Das frag ich mich doch auch«, sagte ich. »Ich muß mir übrigens Gedanken machen, was ich mit dem Geld anfange, das ich bei euch verdienen kann.«
»Da kann ich dir helfen«, strahlte sie. »Kein Problem. Satte Erträge und ohne jedes Risiko.«
Ich schaute sie an, und ich bemühte mich, es traurig klingen zu lassen: »Ich unterschreibe nicht.«
»Wie bitte?«
»Ich sagte, ich unterschreibe nicht.«
»Das ist nicht dein Ernst!«
»Doch, doch. Ich kann das gar nicht unterschreiben. Meine Seele ist nicht käuflich, weißt du.«
»Niemand will dich kaufen.« Sie hatte plötzlich eine sehr schrille Stimme.
»Doch. Du.«
»Ich? Warum sollte ich dich kaufen?«
»Na ja, natürlich nur stellvertretend. Dein Chef, dein Andy, der will mich kaufen.«
»Das ist doch abartig«, sagte sie keifend. »Dein Kilopreis liegt doch unter dem von Goldfischen.«
»Aha«, sagte ich. »Sieh mal an. Für 800.000 Mark Baumeister. Ziemlich teure Goldfische, nicht wahr? Mädchen, tu mir einen Gefallen. Da ist der Ausgang. Benutz ihn.« Dann stand ich auf und riß die Tür auf. Ich sagte: »Spatz! Frau Born will heim.«
»Na endlich«, seufzte Dinah. »Ich dachte schon, die setzt Schimmel an.« Sie machte die Haustür auf.
Jessica Born ging hinaus, den Kopf gesenkt. Sie trippelte zu ihrem Auto, setzte sich hinein und startete. Sie würgte den Motor ab. Das zweite Mal schaffte sie es.
»Das war aber schön«, freute sich Emma hinter mir.
»Ich habe eine Feindin fürs Leben«, sagte ich. »Haben wir einen Tisch bei Anja?«
»Haben wir«, antwortete Dinah.
»Warum hattest du denn Angst?« fragte ich.
»Weil diese Typen den Eindruck vermitteln können, als kämen sie gerade aus deinem Bett«, erwiderte meine Gefährtin, und Emma nickte: »So isses.«
»Dann danke ich dir schön«, sagte ich. »Ich mußte feststellen, wie weit sie gehen. Sie gehen verdammt weit.«
»Sie wollen, daß du aufhörst zu recherchieren«, ergänzte Emma. »Aber das ist ja eigentlich normal. Wer hat das schon gern?«
»Laßt uns fahren«, sagte Rodenstock auf der Treppe. »Ich brauche eine Grillpfanne, und zwar die mit Bratkartoffeln.«
»Und ich will Spinat mit Lachs. Oder war das Brokkoli?« Dinah legte mir die Arme um den Hals, und alles war wieder gut – bis zum nächsten Mal.
Wir nahmen Emmas Wagen, weil der nach mehr Geld aussah. Ich mußte schon den Hinweg fahren, weil die drei fest gewillt waren, sich an trockenem Weißwein zu ergötzen, und so taten, als hätten sie schon
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