Eifel-Ralley
wirst.«
Die Frau, die die Tür öffnete, war klein, dick und freundlich. »Ja, bitte?«
»Wir hätten gern Herrn Hillesheim gesprochen. Es ist dringend«, spulte Rodenstock ab.
»Moment.« Sie drehte sich herum und verschwand. Nach etwa einer Minute erschien sie wieder. »Mein Mann läßt fragen, in welcher Angelegenheit?«
»Die Morde am Nürburgring«, sagte Rodenstock, als beschreibe er ein Teeservice. »Wir brauchen seine Hilfe.«
»Ach so, die Sache. Tja, da hört man ja den ganzen Tag von. Ich sag's ihm mal.« Sie verschwand wieder.
Als sie erneut erschien, verkündete sie: »Mein Mann sagt, damit hätte er nicht das geringste zu tun, und Sie sollen sich an die Polizei wenden.«
»Das geht aber nicht, Frau Hillesheim. Wir sind quasi die Polizei.«
Sie kniff die Augen zusammen, sie arbeitete. »Sind Sie nun die Polizei oder quasi die Polizei?«
»Wir kommen mit einer Bitte von Kriminaloberkommissar Kwiatkowski von der Mordkommission, die zur Zeit in Adenau an dem Fall arbeitet«, sagte Rodenstock zuvorkommend und höflich. »Außerdem brauchen Sie nicht immer zwischen Ihrem Mann und uns hin- und herzurennen. Sie können ihn auch selbst schicken.«
Das gefiel ihr so sehr, daß sie zu prusten begann: »Ich schick ihn mal raus.«
Der Mann, der dann zur Tür kam, wirkte wie eine seltsame Mischung aus erfolgreichem Manager und Gartenzwerg. Er war klein und rund wie ein Fußball, so breit wie hoch, aber er hatte Augen, die hart wirkten wie Fünfmarkstücke. Er trug die Hose eines unglaublich bunten Trainingsanzugs und darüber ein Unterhemd, das vorne für den Bauch nicht reichte. Dazu Schlappen an den Füßen, die er irgendwo in Mallorca erbeutet haben mußte. Er bellte: »Ja?« und baute sich vor uns auf.
»Mein Name ist Rodenstock«, sagte Rodenstock. »Kriminalrat a. D. Das ist Siggi Baumeister, ein Freund. Herr Kwiatkowski von der Mordkommission schickt uns. Wir wollen Sie nach einem Ihrer Kunden befragen. Der Kunde heißt Wenzel Stanicke. Und er hat ein merkwürdiges Geschäft eingefädelt. Das spielt unter Umständen eine Rolle bei den Morden.«
»Lassen Sie sich von meiner Sekretärin einen Termin geben.« Er lief ein bißchen rot an; vermutlich nahm er jeden Tag Beta-Blocker.
»Nicht so, Herr Hillesheim«, sagte ich. »Es geht um Mord und nicht um einen Kleinkredit. Wenn Sie das lieber mögen, können wir Ihnen auch einen Streifenwagen hinters Haus schicken.«
Er brüllte, er brüllte aus dem Stand ohne Anlauf. »Sie wagen es ...«
»Wenzel Stanicke«, sagte Rodenstock laut. »Herr Hillesheim, uns reichen drei Minuten. Aber die will ich jetzt und hier und nicht über Ihre Scheißsekretärin. Klar? Wenzel Stanicke. Kennen Sie ihn? Natürlich kennen Sie ihn.«
Hillesheim machte den Mund zu, er hatte endlich begriffen, daß das alles gar nicht spaßig war. »Stanicke? Stanicke? Kenne ich, ja.«
»Na, das ist doch schon was«, freute sich Rodenstock. Er hatte diese gemeine Stimme, vor der ich immer Angst habe, wenn er sie aus dem Schrank holt.
»Ich bin nicht richtig gekleidet!« sagte der Bankdirektor.
»Das stimmt«, nickte Rodenstock. »Aber wir brauchen Ihr Hirn und nicht Ihre Krawatten.«
Er wartete einige Sekunden. Als nichts geschah, setzte er hinzu: »Wir können es auch hier zwischen Tür und Angel erledigen.«
»Wie? Ach so. Ja, dann kommen Sie mal.« Der Mann drehte sich und schlappte vor uns her. Es ging durch ein Wohnzimmer der Marke Deutsche Eiche, dann durch eine Glastür auf eine Terrasse mit Blick über ein weites, meist bewaldetes Tal.
»Da sind Stühle«, sagte er und ließ sich in einem Sessel nieder.
Wir nahmen uns zwei Stühle und bauten sie vor ihm auf. Dann setzten wir uns.
Rodenstock erklärte: »Es ist so: Wir haben eine merkwürdige Quittung entdeckt...«
»Martha!« schrie Hillesheim. »Martha!« Und als sie von irgendwoher: »Ja, bitte?« rief, schrie er zurück: »Bring mal Stubbis für die Leutchen hier.«
»Ich trinke keinen Alkohol«, bemerkte ich.
»Wird schon noch«, sagte er unwillig, als habe er es mit einem störrischen Enkel zu tun.
Martha erschien mit dem Bier, und ihr Mann nahm die Flasche, setzte sie nach Eifeler Art an und trank sie zur Hälfte aus. Dann stellte er mit einem harten Knall das Gefäß auf den Tisch, grinste Rodenstock an und forderte: »Also, noch mal mit Gefühl. Was habt ihr für 'ne Quittung?« Irgendwie war er ein Schätzchen.
Rodenstock seufzte und legte die Quittung einfach vor ihn hin.
Er nahm das Papier und schrie
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