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Eifel-Ralley

Eifel-Ralley

Titel: Eifel-Ralley Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Köln genommen, sie arbeitete zunächst am Eigelstein als Hure. Das aber nur kurz. Kurioserweise tauchte sie dann als Abendschülerin auf, die das Abitur nachmachte. Das wissen wir, weil das BKA diesen Eggenrot ständig kontrolliert. Jessica ist übrigens bis heute mit Eggenrot sehr eng liiert. Sie tut nichts, ohne Eggenrot vorher zu fragen, und zweifellos hat er ihr das Abitur finanziert. Sie entwickelte sich zu einer Frau, die mit aller Macht nach oben will – bei dieser Kindheit und Jugend nicht verwunderlich. Dann spielte sie plötzlich eine gewaltige Rolle in einer GmbH, die Huren verschiebt und vermittelt. Also Huren aus München nach Marseille und umgekehrt, von Hamburg nach Frankfurt und umgekehrt. Man weiß, daß Timo Eggenrot hinter diesem Geschäft steckt, aber beweisen kann man nichts. Jessica Born ist Geschäftsführerin dieser GmbH gewesen. Das BKA wurde deshalb eingeschaltet, weil der Laden im Verdacht stand und steht, irrsinnige Mengen Geld zu waschen. Ein Verfahren wurde eröffnet und wieder eingestellt, die Beweise reichten nicht aus. Dann ist Jessica Born auf Andreas von Schöntann getroffen und sah die größte Chance ihres Lebens. Offenbar hat Timo Eggenrot sie unterstützt, denn er plazierte sie zunächst in einem normalen Büro in der Nähe von Andreas von Schöntann. Sie rutschte auf von Schöntann zu, bis er sie zu seiner Assistentin machte. Was Jessica Born und Timo Eggenrot bis heute verbindet, wissen wir nicht, wir wissen nur, daß er ständig im Hintergurnd auf sie achtet und daß sie nichts tut, was Eggenrot nicht gutheißt.«
    »Kennt von Schöntann Jessicas Geschichte?«
    »Das weiß niemand. Ich nehme aber an, daß er inzwischen nichts mehr unternehmen kann, ohne die Zustimmung Jessicas zu haben.«
    »Erpressung?« fragte ich.
    »Weiß ich nicht. Vielleicht gefällt es ihm ja auch, daß sie sich um alles kümmert, vielleicht realisiert er das alles nicht als Erpressung. Menschen sind manchmal komisch.«
    Eine Weile herrschte Schweigen.
    »Was machen wir damit?« fragte Dinah in die Stille.
    »Wir sollten Herrn Eggenrot aufsuchen und mit ihm ein Täßchen Tee trinken«, sagte Rodenstock.
    »Das sollten wir«, nickte ich. »Aber zuerst möchte ich in das nächste Bett springen, das vorbeikommt. Der Mensch braucht Schlaf.«
    Die anderen drei waren so träge, daß sie nur nickten und sich mit langsamen Bewegungen verzogen.
    Ich höre heute noch Dinah sagen: »Verdammt noch mal, ich kann nicht schlafen, ich bin viel zu aufgeregt.« Eine halbe Minute später schlief sie schon, zufrieden und zuweilen die Lippen bewegend wie ein Kind.
    Es gab eine sanftes Gepolter, als Willi die Schlafzimmertür öffnete und sich mit einem erleichterten Fiepser zu uns gesellte. Er legte sich in einem Halbkreis über meinen Kopf.
    So verschliefen wir den halben Sommertag und trafen uns erst gegen Abend wieder. Der Eisschrank war immer noch leer.
    »Unsere Ernährungslage ist brisant«, befand ich.
    Also fuhren wir um die Ecke in die Vulkanstuben und aßen einen erstklassigen rheinischen Sauerbraten. Wir sprachen kein Wort über den Fall. Die einzig längere Unterhaltung entspann sich mit dem Wirt und der Wirtin darüber, welchen Wein man am besten zu einem solchen Essen trinkt. Sie konnten sich nicht einigen, schließlich trank Dinah einen staubtrockenen und Rodenstock und Emma einen halbtrockenen.
    »Machen Sie mir bitte einen Kaffee«, bat ich.
    Da lachte die ganze Runde und fand das furchtbar witzig, bis Rodenstock fragte: »Daß du irgendwann mal zuviel Alkohol getrunken hast, ist klar. Aber wann war das und wieviel?«
    »Das war vor der Eifeler Zeit, und ich trank am Schluß so etwa zwei Flaschen Whisky am Tag, um mich anständig auf den Abend vorzubereiten.«
    »Und wo warst du da?«
    »Überall auf der Welt. Ich war einer dieser gnadenlos furchtbaren Reporter, meine Bosse wußten nicht, daß ich betrunken war. Sie dachten einfach, ich hätte Nerven ohne Ende.«
    Einen Moment war es still, und nur das Gemurmel der Männer an der Theke kam wie ein freundlicher kleiner Wasserfall zu uns herüber.
    »Da ist nämlich etwas, auf das wir neulich gestoßen sind«, sagte Emma und sah mich liebevoll an. »Du lebst hier in der Eifel in einem alten Bauernhaus. Du lernst Dinah kennen, ihr kauft dann dieses Haus. Aber nie taucht jemand aus deinem alten Leben auf.«
    »Deshalb fragte ich nach deinem Vater«, sagte Rodenstock merkwürdig unsicher. »Du kannst schließlich nicht von einem fremden Planeten gefallen

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