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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Einwohner im Kreis Daun zu, oder?«
    »Das ist richtig«, gab ich zu. »Wenn Sie es nicht waren, muß das also eine Reinkarnation von Ihnen gewesen sein, oder jemand hat Sie geklont.«
    »Mal eine Frage, Herr Baumeister«, sagte er. »Wie oft soll ich denn diesen Ole getroffen haben?«
    »Mindestens viermal«, log ich.
    Kremers seufzte. »Du lieber Himmel, da hat Sie aber jemand aufs Kreuz gelegt. Sagen Sie mir den Namen der Frau, und ich bringe das in Ordnung.«
    »Das geht nicht. Informantenschutz«, entschied ich.
    »Können wir keinen Handel abschließen? Sie sagen mir den Namen, und ich gebe Ihnen einen bisher unveröffentlichten Bericht über Betrügereien und Einbruch mit Hehlerei im Kreis Daun.«
    »Nein, danke«, lehnte ich ab.
    »Sie wissen ja, es wird viel geredet, wenn der Tag lang ist«, kalauerte er.
    »Es war ja nur eine Frage«, sagte ich. »Vielen Dank denn auch.« Ich hängte ein.
    »Du hast ihn unruhig gemacht«, überlegte Rodenstock. »Er wird versuchen herauszufinden, welche Frau ihn verpfiffen hat. Aber im Grunde taugt seine Aussage nicht, um irgend etwas darauf aufzubauen.«
    Mein Handy schrillte, und eine kräftige Männerstimme sagte bedächtig: »Hier ist Grundmann vom Krankenhaus in Daun. Könnten Sie schnell herkommen?«
    »Irgendwas mit Mario?« fragte ich ängstlich.
    »Mit dem auch. Er ist heute morgen operiert worden. Der Fuß war nicht zu retten. Es ist etwas anderes passiert, Sie sollten wirklich kommen.«
    Ich kannte das. Dieser totale Abbruch der gewohnten Rhythmen im Leben, diese Hilflosigkeit angesichts all der Brutalitäten machte Menschen zu äußerst präzise arbeitenden Informanten. Es war so, als könnten sie durch ihre Informationen den Fall schneller zum Abschluß bringen, als sei nichts wichtiger, als alles vergessen zu können.
    »Ich komme«, sagte ich und wandte mich an Rodenstock. »Es gibt Arbeit, du bist keine kleine Hausfrau mehr.«
    »Was ist?«
    »Sie haben dem Mario den rechten Fuß amputieren müssen. Heute morgen. Und der Arzt hat was für uns.«
    »Das ist ja furchtbar«, murmelte er. »Der Junge wirkte so aufgeweckt, richtig helle.«
    »Laß uns fahren«, forderte ich.
    Dr. Grundmann stand beim Pförtner und sah schmal und blaß aus. »Es ist etwas ganz Verrücktes passiert.«
    »Das ist mein Freund Rodenstock«, sagte ich. »Absolut ein Freund.« Sie reichten sich kurz die Hand.
    »Wir gehen am besten in mein Büro«, schlug Grundmann vor. Er ging mit weit ausholenden Schritten voran, sein Büro war ein kleines Kabuff, in dem kaum Platz war für uns drei.
    »Ich erzähle Ihnen den Fall und muß Sie gleichzeitig um absolute Diskretion bitten. Ich habe mich entschlossen, Sie einzuweihen, weil ich vermute, daß das alles irgendwie mit Mario zusammenhängt und den Gerüchten über Drogen hier im Landkreis.« Er setzte sich umständlich und murmelte plötzlich: »Ich werde eine Zigarette rauchen.« Er beugte sich über ein Fach seines Schreibtisches. »Hier müssen doch welche liegen. Ah ja, da sind sie.« Es waren Gauloises.
    Ich nahm die Zenta von Georg Jensen und stopfte sie mir.
    »Wir sind hier natürlich nicht auf Drogen spezialisiert«, begann er. Er paffte, er konnte gar nicht rauchen. »Aber immerhin haben wir bei Drogenfällen Aufnahmepflicht, und wir haben junge Ärzte gezielt zur Weiterbildung geschickt. Wir wissen also, was zu tun ist, wenn ein Drogenfall eingeliefert wird. Und die Fälle häufen sich in der letzten Zeit in einem bedrohlichen Umfang. Nun zu dieser Sache jetzt. Ein Sproß einer sehr bekannten, sehr wohlhabenden Familie aus Gerolstein hängt seit Jahren an der Nadel. Heroin. Eigentlich ist er ein Polytoxikoman, er nimmt also alles, was ihn an- und abtörnt ...«
    »Halt, stop«, sagte Rodenstock schnell, »wie alt ist der Knabe?«
    »Sechsundzwanzig.«
    »Seit wann süchtig?«
    »Das wissen wir nicht. Er selbst spricht von drei Jahren, ich nehme an, es sind mindestens sechs.«
    »Können wir den Klarnamen haben?« fragte ich.
    Grundmann schüttelte den Kopf. »Das geht nicht, aber ich gebe Ihnen Hinweise. Der junge Mann ist auf dringende Bitten seines Vaters freiwillig zunächst in das Krankenhaus nach Gerolstein gegangen. Zur körperlichen Entgiftung. Er hatte versprochen, anschließend nahtlos in eine stationäre Therapie nach München zu verschwinden. Nur dann macht ein solches Verfahren Sinn. Aber dann passierte etwas, das nicht eingeplant war: der junge Mann bekam dermaßen viel Besuch, daß der Kollege in Gerolstein die

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