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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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stark, wenn er einen Fuß verliert? Er ist sehr jung.«
    »Sagen Sie dem Vater bitte nichts«, bat er. »Das möchte ich selbst tun.«
    »Klar«, versprach ich. Ich bedankte mich und machte mich auf den Heimweg. Ich fuhr ganz trödelig und überlegte, wie Mario damit fertig werden würde, daß er nur noch einen Fuß hatte.
    Dinah und Rodenstock waren inzwischen wieder zu Hause. Ich berichtete ihnen, woher ich kam, und Rodenstock fluchte wild, als mache er sich Vorwürfe.
    »Das ist ja schrecklich«, hauchte Dinah tonlos. »Und er weiß nichts davon?«
    »Nichts. Was sagt die Staatsanwaltschaft zu der Kassette?«
    »Sie waren einfach sauer, daß wir auf die Idee gekommen sind und sie nicht«, lächelte Dinah. »Aber sie konnten sich schlecht beschweren. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß sie der Mordkommission nicht allzuviel zutrauen.«
    Ich legte mir Moon over Bourbonstreet auf, Rodenstock war schon im Bett verschwunden, Dinah hockte mir gegenüber in einem Sessel. Da gab das Faxgerät ein Klingelzeichen, und ich beobachtete, wie sich die Nachricht aus Hamburg malte: Wir möchten die Story exklusiv für die übernächste Ausgabe. Geht das? Und haben Sie Fotos?
    Alles klar! faxte ich zurück.
    »Du bist ganz schön fertig, nicht wahr?« fragte Dinah.
    »Ja« gab ich zu. »Die Geschichte schmeißt mich. Hinterher wird sich herausstellen, daß diese Tode schrecklich nutzlos waren – wie immer.«
    »Gehst du mit mir ins Bett?«
    »Ja. Aber ich werde nicht ...«
    »Ich auch nicht«, sagte sie schnell.
    Im Bett fragte sie plötzlich: »Hättest du eigentlich was dagegen, ein Kind zu kriegen?«
    »Ich kriege so selten eines«, entgegnete ich. »Nein, ich hätte nichts dagegen.«
    »Du brauchst mich auch nicht zu heiraten, Baumeister.«
    »Das weiß ich«, sagte ich. »Aber ich bin in dieser Beziehung schrecklich konservativ. Wenn du einen dicken Bauch bekommst, heirate ich dich.«
    »Wenn es ein Mädchen wird, soll es Sophie heißen«, sie hatte eine sehr träumerische Stimme, lag auf dem Rücken und bewegte sich nicht.
    »Und ein Junge?«
    »Da habe ich noch keinen Namen. Vielleicht Siggi II?«
    »Um Gottes willen, nicht sowas. Der Junge wird sein Leben lang leiden.«
    Nach einer Weile murmelte sie zufrieden: »Wir können ja noch darüber nachdenken. Schlaf gut, und ich liebe dich.«
    »Schöne Träume«, wünschte ich ihr. Dann starrte ich gegen die Decke und dachte darüber nach, wo der oder die Mörder Ole und Betty den Hals gebrochen haben könnte. Wahrscheinlich in der Scheunenwohnung. Wenn es wirklich Profis gewesen waren, dann hatten sie es bestimmt vermieden, mit zwei Leichen im Kofferraum durch die Hügel zu kurven. So dämlich würde kein Profisein.
    Das Telefonklingeln unterbrach meine Gedanken. Ich fluchte unterdrückt und beeilte mich. Die Kinderstimme, die ich mein ganzes Leben lang nicht mehr vergessen werde, sagte: »Hier ist Schappi, und ich wollte mal fragen, was du so herausgefunden hast.«
    »Nicht viel«, sagte ich. »Es ist mitten in der Nacht, kannst du nicht schlafen?«
    »Kann ich nicht, ich muß immer denken.«
    »Das wird sich bessern. Paß mal auf, eigentlich ist es gut, daß du anrufst. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du mir sagen, wann Ole und Betty am Heiligen Abend in der Scheune angekommen sind? Du hast mir erzählt, Betty hätte gesagt, du darfst am Heiligen Abend bei ihnen sein. Wann hat sie dir das gesagt?«
    »Ja, also, als sie wiederkamen. Ich weiß nicht, wann das war.«
    »Sie kamen von Daun, oder?«
    »Weiß ich nicht. Ich habe gesehen, wie sie kamen. Dann bin ich zu denen hin, und Betty sagte, sie fände es schön, wenn ich abends komme. Aber ich durfte ja nicht.«
    »Was hast du denn alles gemacht am Heiligen Abend? Ich meine, vor der Bescherung zu Hause. Hast du Geschenke für deine Mama und deinen Papa eingepackt?«
    »Ja, das habe ich auch gemacht. Das war, als ich bei Ole und Betty gewesen bin. Ich mußte dann ja in die Kirche, ich mußte in die 18-Uhr-Messe, ich bin Meßdiener.« Er klang stolz.
    »Gut, du bist also in die Kirche gegangen.«
    »Nein, mein Papa hat mich hingefahren. Das macht er immer.«
    »Das ist aber nett. Hast du bei Ole und Betty ein fremdes Auto stehen sehen?«
    »Nee, das fremde Auto war erst da, als wir zurückgekommen sind.«
    »Da hast du das gesehen?«
    »Ja, genau.«
    »Was für ein Kennzeichen hatte das denn, und was war das für ein Auto?«
    »Es war ein C 230 von Mercedes, das weiß ich, weil ich die Bilder sammele. Und er war aus Köln.

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