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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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paarmal gelogen, aber er braucht ja schließlich nicht die Wahrheit zu sagen, wenn es um sein Privatleben geht, oder?« Ich berichtete so umfassend wie möglich und wartete dann auf Rodenstocks Reaktion. Aber der sah nur meine Dinah augenzwinkernd an, und sie zwinkerte zurück.
    »Was soll diese Geheimnistuerei?« nörgelte ich.
    »Hat er wirklich gesagt, er habe nie eine Familie gehabt?« fragte Rodenstock.
    »Wirklich«, bestätigte ich. »Er nannte sich einen Junggesellen.«
    »Dann hat er in dem Punkt auch gelogen«, murmelte Rodenstock. »Er war verheiratet und hat vier Kinder. Die Frau und die Kinder leben in Amsterdam. Hat er wirklich gesagt, er habe nur dieses eine Geschäft?«
    »Ja, mein Gott. Er hat gesagt, das eine Geschäft reicht ihm.«
    »Man erzählt, daß er mindestens fünf dieser Läden hat. Hier, in Amsterdam, in Haarlem, auf Texel, in Utrecht.«
    »Was heißt ,man' sagt? Wer ist ,man'?«
    »Die Bullen«, strahlte Dinah. »Die Bullen, Baumeister.«
    »Muß ich euch jedes Wort einzeln aus der Nase ziehen?«
    »Ist das van Straaten?« Rodenstock warf ein Schwarzweißfoto auf den Tisch.
    »Sicher ist er das«, sagte ich. »Wird er etwa gesucht?«
    »Nicht die Spur«, sagte Rodenstock. »Jeder weiß, wo Jörn van Straaten zu finden ist. Ich erzähle dir jetzt die Geschichte, damit du nicht mehr im dunkeln tappst. Du solltest dich auf einige Überraschungen gefaßt machen. Van Straaten ist ein leuchtendes Beispiel für eine kapitalistische Gesellschaftsstruktur.« Er grinste. »Wie habe ich das gesagt?«
    »Du kriegst drei Tage Sonderurlaub«, lobte Dinah. »Los jetzt!«
    Rodenstock spielte mit einem Paket Bierfilzen von Heineken. »Immer, wenn ich in eine fremde Stadt einfalle, benutze ich einen speziellen Kalender.« Er zog ein kleines schwarzes Büchlein aus der Innentasche seines Jacketts. »Es ist mein IPA-Kalender. Da drin sind die Namen aller Frauen und Männer notiert, die in der International Police Association eine Rolle spielen. Ich habe nachgesehen, ob hier in s'Hertogenbosch jemand sitzt, den ich kenne. Siehe da, hier sitzt Emma. Sie ist eine bemerkenswerte Frau ...«
    »Und bildschön«, fügte Dinah ein.
    Rodenstock sah sie etwas irritiert an. »Richtig. Ganz nebenbei ist sie schön. Emma ist hoher Polizeioffizier und stellvertretender Polizeipräsident am Ort. Also sind wir zum Präsidium, und ich habe mich zu ihrem Schreibtisch durchgeschlagen. Emma und ich haben uns in Rom und Stockholm bei Tagungen getroffen, wir haben ein paarmal miteinander gegessen. Entscheidend ist, daß wir in ein paar kritischen Polizeifragen absolut nach wie vor einer Meinung sind. Es gab nicht den geringsten Grund, ihr irgend etwas zu verheimlichen. Wir haben ihr von Öles und Bettys Fall erzählt. Natürlich hatte sie davon gelesen, und sie hat sogar eine Akte, in der die beiden vorkommen. Glaubt man dieser Akte, dann ist dein Jörn van Straaten ein erstklassiges menschliches Schwein.«
    Rodenstock machte eine Pause, winkte der Bedienung und bestellte Kaffee und Gebäck. »Er war mit der Frau in Amsterdam rund zwanzig Jahre verheiratet. Sie ließen sich vor etwa zweieinhalb Jahren scheiden, und die holländischen Fahnder sind überzeugt, daß die Scheidung eine getürkte Veranstaltung war, eine von beiden Partnern zielsicher vorangetriebene Entwicklung. Erstens kann das Ehepaar auf diese Weise die Kinder vollkommen heraushalten, zweitens kann van Straatens Frau im dunkeln bleiben, so daß sie in der Lage ist, bei Pech und Pannen nahtlos seine Rolle zu übernehmen. Der eigentlich große Vorteil aber besteht darin, daß van Straaten seine Frau mit allen möglichen Dingen beauftragen kann, die sie erledigt und für die er ein wasserdichtes Alibi braucht. Sie kann für ihn reisen, sie kann für ihn Geld waschen, sie kann Transporte zusammenstellen, sie kann neue Geschäftsverbindungen aufbauen. Ich sage das nur, um deiner ekelhaften Frage zuvorzukommen, was denn eine Ehescheidung mit Drogenhandel zu tun haben könnte. Jedenfalls steht van Straaten seit Jahren in dem Verdacht, einer der größten Dealer zu sein, den die Niederländer haben. Er soll wahnsinnige Mengen aller möglichen Rauschgifte nach Deutschland exportieren. Das heißt, er finanziert diese Exporte und steuert indirekt die Dealernetze. Beweise fehlen bisher.« Er wirkte erheitert. »Meine Freundin Emma glaubt nun, daß Rodenstock ein Zauberer ist und der einzige, der van Straaten erledigen kann. Und das inklusive des Mordes an Ole und Betty.

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