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Eifel-Schnee

Eifel-Schnee

Titel: Eifel-Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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eine Wüstendurchquerung hinter uns.
    Dinah und Rodenstock einigten sich auf einen trockenen Riesling, ich bekam einen Kaffee, und wir konnten Beate Leisten dafür gewinnen, uns Schweinemedaillions in einem Gemüsebett zu bereiten. Derweil kredenzte uns ihr Gefährte Michael Piater die letzten Neuigkeiten vom Nürburgring, jene Neuigkeiten, die in keiner Zeitung stehen. Wir aßen genüßlich, bestellten ein ausführliches Dessert, und Rodenstock beschloß, daß er uns eingeladen habe. »Meine Rente muß zu irgendwas nutze sein«, murmelte er.
    Schließlich lieh ich mir Michaels Handy und rief in Holland Jörn van Straaten an, um mich für den kommenden Morgen anzukündigen.
    »Herzlich willkommen«, sagte er freundlich. »Hat man die Täter gefaßt?«
    »Noch nicht«, gab ich Auskunft.
    Wir langten gegen neun Uhr wieder zu Hause an, und Rodenstock zog sich sofort in sein Zimmer zurück, nachdem er sich lauthals beschwert hatte, daß dieser Fall aus seinem Gehirn einen ungeordneten Steinbruch gemacht habe.
    Um sechs Uhr am nächsten Morgen fuhren wir los und kamen uns heldenhaft vor. Es war nicht nur noch stockdunkel und kalt, sondern auch nebelig. Die Sicht reichte nicht weiter als 50 Meter. Hillesheim, Jünkerath, Kronenburg brachten wir schnell hinter uns, weil ich die Strecke genau kannte. Dann aber, als wir jenseits des wuchtigen Kirchturms von Hallschlag durch die Suppe schwammen, mußte ich langsamer werden, um nicht Gefahr zu laufen, einen Unfall zu verursachen. Wir stotterten die B 265 entlang, passierten den kleinen belgischen Supermarkt zur Linken, hinter dem gleich die Krippenausstellung Krippana liegt, rutschten nach Losheim hinein und kletterten vorsichtig hoch zum Weißen Stein, den endlose Wälder überziehen. In Hellenthal machte das große Freigehege Werbung mit dem Verleih von Motorschlitten, und Rodenstock sagte verächtlich: »Damit kriegen die den Restwald auch noch kaputt.«
    Kurz vor Höfen erreichten wir die B 258; die Sicht wurde etwas besser, und im Tal der Rur war dann endgültig freie Fahrt angesagt. Hinter Aachen ging es über die A 4 nach Maastricht – Autobahn direkt bis s'Hertogenbosch.
    Das flache Land mit den schönen Kiefernwäldern machte uns ruhig.
    »Auf dem Drogensektor sind die Holländer Zauberer«, bemerkte ich und war stolz darauf, das zu wissen. »Sie haben durch eine liberale Drogenpolitik in den Jahren von 1982 bis 1991 die Zahl der Drogentoten um fast die Hälfte reduziert. Der Rest Europas ist neidisch und schimpft auf sie. Es ist wie in jeder Familie.«
    »Gehen wir mit zu diesem van Straaten?« fragte Dinah.
    »Das wäre nicht diplomatisch«, meinte Rodenstock. »Baumeister sollte jetzt erstmal allein gehen.«
    »Rechnest du damit, daß wir nochmal zu ihm müssen?« fragte sie.
    Er nickte. »Und wahrscheinlich sogar ein drittes und viertes Mal. Während Baumeister bei ihm ist, recherchieren wir in der Stadt den Jörn van Straaten. Vielleicht kommt dabei was raus.«
    Wir fielen am Marktplatz in das Hotel Central ein, und ich machte mich unverzüglich auf den Weg in die Verwerstraat Nr. 78. Es war ein schmales, sehr altes schönes Bürgerhaus. Im Erdgeschoß war ein Geschäft untergebracht. Van Straaten – Antiek hieß es, und als Zusatz gab es die Information preis, daß sich van Straaten auf Fernost spezialisiert hatte. Meine kulturgeschichtlichen Bildungslücken haben erhebliche Ausmaße. Ich war aber durchaus in der Lage einzuschätzen, daß van Straaten sich ziemlich teuer verkaufte: An keinem Stück war ein Preisschild, es war nicht die Spur von Staub zu entdecken, das Schaufenster wirkte unaufdringlich elegant und hatte keine Ähnlichkeit mit der Nippeskommode meiner alten, längst verblichenen Tante Maria, die allen Kitsch der Welt gesammelt und ihn jedem Besucher als ihre antike Sammlung erlesener Stücke angedient hatte.
    Ein Glockenspiel ertönte sanft, als ich die Tür zum Geschäft aufzog. Es roch sofort eindringlich nach einer Brasilzigarre von Davidoff in der Preislage um die 100 Mark das Stück, und ich fragte mich, was eine Frau wie Betty wohl gedacht haben mochte, als sie zum erstenmal in diese Versammlung kapitalistischer Sammelsurien tauchte.
    Besonders eindrucksvoll war die Verteilung der Lichter. Der Raum war etwa sechs Meter breit, hatte aber sicherlich eine Tiefe von nahezu zwanzig Metern. Während im Normalfall in einem solchen Geschäft unendlich viele Stücke den Besucher verwirren, hatte van Straaten sich auf wenige, ganz bestimmte Exponate

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