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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Baumeister, wirklich nicht.«
    »Ich gehe«, murmelte Rodenstock.
    »Ist ja witzig«, polterte Kischkewitz. »Ausgerechnet der Rentner! Rodenstock, das geht nicht.«
    »Das ist ja irre!«, rief die Frau begeistert. »Und was, wenn ich sage: Ich versuche es?«
    Nun musste Kischkewitz lachen. »Dann haben wir eine Inflation. Aber das Problem ist doch: Wie kommen wir über diese verdammten zweihundert Meter Wiese, ohne erschossen zu werden?«
    »Wie Siegfried mit der Tarnkappe«, erwiderte die Frau trocken. »Oder war das jemand anders?«
    »Wie sind denn die Lichtverhältnisse auf den anderen drei Seiten?«, fragte ich.
    »Gleich gut, gleich schlecht«, gab Kischkewitz zur Antwort.
    »Und wo befindet sich der längste Anmarschweg?«
    »Auf der anderen Seite. Mindestens dreihundert Meter freie Fläche.«
    »Dann gehe ich von dort aus«, sagte ich. »Und fluch jetzt nicht rum, ich gehe. Ich bin sowieso abgebrannt.«
    »Ich gehe mit«, entschied Rodenstock. »So ein bisschen abgebrannt bin ich schließlich auch.« Er sah Kischkewitz an. »Du kannst ja sagen, wir hätten es ohne deine Einwilligung getan. Und du kannst sagen, wir wären losgegangen, ohne dir vorher Bescheid zu geben.«
    »Ihr seid meschugge!«, seufzte Kischkewitz.
    »Das ist unser Vorteil«, grinste ich. »Ihr habt Glück, dass Emma nicht hier ist. Die würde glatt mit dem Fahrrad da rüberfahren. Ich habe noch einen Vorschlag. Wir sollten uns sehen lassen. Auf allen vier Seiten. Ganz offen auf der Wiese stehen und warten. Und keine Waffen zeigen. Er muss wissen, dass wir nicht feindselig sind.«
    »Das ist gut«, sagte die Frau mit hoher Stimme. »Chef, das könnte gehen.«
    »Diese Sonderkommission steht im Licht der Öffentlichkeit«, sagte Kischkewitz müde. »Wenn die BILD berichtet, dass ein Journalist und ein Polizeirentner das Ding für uns übernommen haben, bin ich fällig. Ich werde nach Labrador versetzt und darf Parksündern am Polarkreis Verwarnungen an die Scheibe kleben. Rodenstock, du bist unfair.«
    Rodenstock lächelte matt. »Dann wollen wir mal.« Er nickte mir zu, stand von seinem Baumstamm auf und ging parallel zum Wiesenrand in den Wald hinein. Ich folgte ihm.
    »Habt ihr euch schon über die eine Million Mark in bar erkundigt?«, fragte ich, als ich ihn eingeholt hatte.
    »Haben wir. Drieschs Banken wissen nichts davon. Und seine Frau Anna weiß nichts davon. Keiner scheint den Hauch einer Ahnung zu haben, woher er das Geld hatte.«
    »Aber der Vorgang an sich ist verifiziert? Ich meine, es ist nicht nur ein Gerücht, oder?«
    »Nein, ist es nicht. Driesch ist tatsächlich nach Mallorca geflogen und hat dort eine Million Bares für den Kauf eines Hauses hingeblättert. Was glaubst du, wird er schießen?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht sollten wir vorsichtshalber ein Heftpflaster mitnehmen.«
    Der Tannenwald endete an einem alten Weg und ging dann in Mischwald über. Die Sonnenflecken auf dem Boden waren grell und ließen die Farne leuchten. Ein Eichelhäherpaar stob schimpfend davon. Das kleine Haus mit dem jungen Mann darin lag jetzt links von uns.
    »Es kommt darauf an, was er aus unserer Körperhaltung liest«, murmelte der kluge Rodenstock. »Ich finde es gut, dass Emma nicht hier ist. Sie wollte ausschlafen. Sie hätte uns in Grund und Boden geredet und wäre allein losgegangen.«
    »Richtig«, nickte ich. »Ich wollte dir noch sagen, dass ich dich jetzt verstehe.«
    Er sah mich von der Seite an. »Das ist gut. Ich gebe zu, ich war vernagelt und ein bisschen dämlich. Es tut mir Leid.«
    »Erledigt«, sagte ich.
    Links von uns hockte ein Mann hinter einer Buschbirke. Er hatte einen Revolver in der rechten Hand und hob die linke, um uns zu grüßen.
    »Wir haben immer noch keine Ahnung, was Jakob Driesch neun Stunden lang getrieben hat.« Rodenstock wandte sich jetzt nach links, kam aus dem Wald heraus und ging in die Wiese hinein.
    Von diesem Punkt aus war das kleine Haus sicher mehr als dreihundert Meter entfernt. Wir konnten nur das Dach sehen, weil wir uns in einer Geländefalte befanden.
    »Des Rätsels Lösung wird einfach sein«, sagte ich. »Rätsel sind meistens einfach, wenn sie gelöst sind.« Es war eine dieser dümmlichen Bemerkungen, die man nur macht, wenn man in heller Aufregung irgendetwas plappert, ohne über den Inhalt nachzudenken.
    »Was sagen deine Versicherungen?«, fragte Rodenstock, als ob es im Moment nichts Wichtigeres gäbe.
    »Die Kripo hat den Bau freigegeben, die Versicherungen haben

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