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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Waffen im Anschlag. Die Männer grinsten, aber ich mochte mir nicht vorstellen, was sie im Ernstfall zu tun bereit waren. Dann wurde der Zustand wieder zurückgefahren und uns allen kam es so vor, als hätten wir schlecht geträumt.
    »Sie können mir glauben, dass ich auf diese technische Spielerei und auf eine derartige Armada nicht stolz bin. Meine Frau beschwerte sich mal bitter, sie könne nicht einmal mehr in Ruhe mit mir schlafen, ohne dass jemand auf unser Bett stiert. Aber zurück zu meiner Geschichte. Damals bin ich auch vor Auslandsaufenthalten gewarnt worden. Richtig ernst genommen habe ich das alles nicht. Besonders London solle ich meiden, erklärte die Polizei. Doch ich erhielt die Gelegenheit, Diamanten aus Russland zu kaufen. In London. Genauer gesagt bei einem Zwischenhändler in Notting Hill. Die Preise waren verlockend, ich sah die Chance einen hohen Gewinn einzufahren, wenn ich in Bombay an dortige Händler weiterverkaufte. Ich wollte mir das Geschäft nicht entgehen lassen. Ich sagte zu niemandem ein Wort, ich flog Linie nach London, Business-Class. Ich machte das Geschäft mit dem Mann in Notting Hill. Dann ging ich zu Fuß in mein Hotel zurück. Ich hatte nicht einmal eine Aktentasche bei mir. Plötzlich sind hinter mir zwei junge Männer, wilde Gestalten, Irokesen-Haarschnitt, militärische Tarnklamotten. Sie fassen mich rechts und links. Sie redeten kein Wort. Ich dachte: Jetzt bist du dran! Und verfluchte mich, dass ich keinen meiner Beschützer mitgenommen hatte. Ich sagte: Ihr könnt eine Million haben oder zwei oder drei. Sie antworteten nicht, kein Wort. Sie griffen nur fester zu. Ihr könnt auch zehn Millionen haben, sagte ich. Keine Antwort. Sie stießen mich in einen Hauseingang, dann eine Treppe hoch. Oben ging es in ein Zimmer, in dem viele Matratzen herumlagen. Da drauf lümmelten sich Jungen und Mädchen und rauchten und alle waren high. Grauenhaft abgerissene Gestalten, sie sahen aus wie Todkranke. Dann forderten die beiden, die mich aufgegriffen hatten: ›Geld raus!‹ Ich hatte gerade einen Scheck über 54 Millionen Dollar ausgestellt, aber ich hatte kein Pfund in der Tasche, absolut nichts. Ich erklärte: ›Ich habe Plastikgeld, sonst nichts.‹ Sie schlugen mich, ich wurde ohnmächtig. Sie müssen mich durchsucht haben. Als ich aufwachte, lag ich auf einer dieser stinkenden Matratzen und sie sagten, sie würden mit mir zum Geldautomaten gehen und ich solle nicht versuchen, sie zu verarschen, denn dann sei ich eine Leiche. Mittlerweile war mir klar, dass das keine Entführer waren, das waren einfach billige, hilflose Kleinkriminelle. Ich ging mit ihnen zu einem Geldautomaten, zog ein paar hundert Pfund und gab sie ihnen. Dann schlugen sie mich zusammen und ließen mich liegen.« Quint hielt die Hände vor das Gesicht gefaltet. »Frage: Kann es Driesch nicht ebenso ergangen sein? Er geriet in irgend so eine Szene und wurde so zum Opfer?«
    »Möglich«, sagte Vera. »Aber seit Wilmas Tod glaube ich nicht mehr daran.«
    »Was glaubst du denn?«, fragte Emma.
    »Ich schließe mich deinem Gedankengang an und setze ihn fort«, erwiderte sie. »Wilma muss darauf gekommen sein, dass sie etwas wusste, was sie bisher einfach nicht in Betracht gezogen hatte. Und das muss dazu geführt haben, dass ihr plötzlich klar wurde, wer Jakob Driesch erschossen hat. Und da der Mörder das ebenfalls ahnte oder begriff, hat er sie eingeladen und sie getötet.«
    »Wilma hat die Einladung des Mörders zu einem Spaziergang angenommen?«, fragte ich irritiert.
    »Warum denn nicht?«, fragte sie aggressiv zurück. »Überleg doch mal: Wilma glaubte doch, dass der Mörder nicht wusste, dass sie auf seiner Spur war. Es war zwar riskant, aber wer Wilma kannte, weiß, dass sie auf so eine Einladung eingegangen wäre.«
    »Also kein Irrer«, murmelte Rodenstock in die Stille.
    »Kein Irrer!«, stimmte Vera zu. »Beziehungsweise, der Täter kann schon irre sein, sogar unter Schüben leiden. Aber innerhalb des Bildes handelt er konsequent und logisch.«
    »Was die junge Dame sagt, könnte richtig sein«, meinte Paul Quint mit sanfter Ironie. »Wir sollten vielleicht überlegen, ob nicht ein Windkraftgegner in Frage kommt, so ein Typ, der Leserbriefe an Zeitungen schreibt, der sich aufregt über jedes einzelne Rad, der es ungeheuerlich findet, weil es die Natur zerstört.«
    »Gibt es viele davon?«, fragte ich.
    »Erstaunlich viele. Noch mehr Menschen haben allerdings was gegen Windkraftanlagen, weil sie

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