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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Frauenzimmer war, ließ sich zwischendurch einen Kaffee servieren und entschied, sich von einem Kollegen abholen zu lassen, damit ich nicht gezwungen war, zu unchristlicher Stunde Monschau anzusteuern.
    So geschah es denn auch.
    Ich fuhr zu meiner Ruine, fütterte die Fische bei strömendem Regen, versammelte die Katzen um mich, stand mit ihnen gemeinsam im Schlamm meiner ehemaligen Küche, sprach liebevoll zu ihnen und spürte das große und ungemein erhebende Gemeinschaftsgefühl einer geschlagenen Sippe. »Wir sollten vielleicht in eine Lavahöhle ziehen, uns Felle umhängen und um das Feuer tanzen. Ich bin euer Schamane und weissage uns eine gloriose Zukunft aus den kleinen Knochen der Mäuse, dir ihr mir fangt und die ich brate.«
    Im Anschluss an diese Verbrüderungsaktion traf ich drei Sachverständige, die mir mitleidvoll versicherten, das Haus sei ja wohl »total hinüber« und müsse entkernt und wieder hochgezogen werden. Sie stapften mannhaft durch den Dreck, starrten lange und eingehend in jeden Raum, und einer von ihnen, ein blasser Hellblonder, wurde abrupt etwa fünfzig Zentimeter kleiner, als er zusammen mit einem großen Brocken des Fußbodens nach unten durchsackte. Er sah mich an und sagte mit den Augen eines Gestrandeten: »Tut mir Leid.«
    Wir zogen ihn wieder hoch und er war untröstlich über seine versaute Hose und eine leichte Schramme an der linken Wade. Runde zwanzig Minuten lang sinnierte er darüber, ob ihm seine Versicherung die Hose ersetzen würde.
    Gegen Mittag landete ich in Daun, gönnte mir im Cafe Schuler Reibekuchen mit Apfelmus und rief dann Anna an. Ich fand, sie war mir eine Erklärung schuldig.
    »Ich verstehe dich nicht so ganz. Du gibst mir Auskunft über Jakob und vergisst dabei zu erwähnen, dass er in den letzten Monaten die Arbeit an dem Projekt in Hollerath schleifen ließ.«
    Sie antwortete nicht sofort. Endlich sagte sie langsam: »Das stimmt, aber ich habe das gar nicht so mitbekommen. Und ich denke auch, dass das überhaupt keine Rolle mehr spielt.«
    »Das ist nicht wahr. Paul Quint hat das Projekt indirekt abgeschossen. Er baut die Anlage jetzt in Belgien. Wie kann das keine Rolle spielen?«
    »Ach Gott, Baumeister. Jakob ist tot, er ist gegangen, er hat mich allein gelassen. Glaubst du im Ernst, derartige Kleinigkeiten berühren mich? Was weiß ich, weshalb er Hollerath schluren ließ!«
    »Willst du denn nicht, dass sein Mörder gefasst wird?«
    Sie seufzte. »Ich denke, zurzeit ist mir das ... scheißegal, um die Wahrheit zu sagen. Aber ich kenne dich ein bisschen, du bist hartnäckig. Also, komm her und wir reden darüber.«
    »Danke. Ich fahre sofort los.«
    Diesmal fuhr ich nicht schnell, nicht einmal zügig, ich rollte dahin, ich hatte alle Zeit der Welt. Jakob Driesch, Annette von Hülsdonk, Wilma Bruns, eine traurige Bilanz. Jemand hatte Rache genommen. Rache für was? Hatte jemand Angst gehabt und getötet? Angst wovor, vor wem? Es war unklar, alles in dieser Geschichte war unklar. Fiel Annette von Hülsdonk aus dieser Serie heraus? Weil Bastian sie erschossen hatte, als er begreifen musste, dass sie ihn längst verlassen hatte? Und wieso hatte ausgerechnet diese junge Frau sich für Windkraftanlagen eingesetzt, leidenschaftlich verteidigt, ihre ganze Energie in ein solches Projekt gesteckt? Was hatte Wilma plötzlich begriffen? Dass Paul Quint die Anlage in Belgien baute, dass Hollerath gewissermaßen gestorben war? Wie abhängig war Wilma von dem Projekt in Hollerath gewesen?
    Ich fuhr rechts ran, ich war schon im Ahrtal. Links von mir die wunderschöne Flussaue, vor mir die Einmündung der Straße, die von der Ripsdorfer Höhe herunterkommt aus der einsamen und glücklicherweise noch nahezu unberührten Schönheit einer großen Wacholderheide.
    Ich rief Kischkewitz an und hoffte, dass ich nicht allzu sehr störte.
    »Nein, du störst nicht«, erwiderte er. »Weißt du, wir sind wie vernagelt, wir kommen nicht weiter. Ich überlege schon, ob Wilmas Mörder mit dem Mörder von Jakob Driesch vielleicht gar nichts zu tun hat. Vielleicht sind das zwei getrennte Tatvorgänge.« Er seufzte tief. »Es ist zum Kotzen. Also, Mann, was ist dein Begehr?«
    »Hast du schon geprüft, wie wichtig das Windkraftprojekt in Hollerath für Wilma gewesen ist? Ich meine politisch.«
    Wie aus der Pistole geschossen antwortete er: »Sehr wichtig. Wahrscheinlich war es das wichtigste Projekt ihres Lebens. Ich habe einen meiner besten Leute nach Mainz geschickt, der dort mit

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