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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Häuser in der Nachbarschaft besitzen und meinen, der Wert ihres Eigentums würde dadurch gemindert. Denken Sie doch mal an Richard Norden, diesen Oberstudienrat bei Ihnen. Das ist doch wirklich ein eklatanter Fall.«
    »Wer ist das?«, fragte Rodenstock verwundert.
    Jetzt war Quint an der Reihe zu staunen: »Haben Sie Norden etwa nicht vernommen?«
    »Ich weiß auch nicht, wer das ist«, gab Vera zu.
    »Driesch hat mir von ihm erzählt«, sagte Quint. »Vor fünf Jahren muss Norden zum ersten Mal aufgetaucht sein. Ich denke, man kann das Handeln dieses Mannes nur verstehen, wenn man seine Lebensgeschichte kennt. Driesch hat mir empfohlen, die Geschichte des Mannes zu lesen, weil die typisch ist für Fundamentalisten auf dem Gebiet. Norden lebte mit seiner Familie ursprünglich in Prüm. Seine Fächer waren Deutsch und Geschichte, später kam noch Sport hinzu. Das Ehepaar lebte in einem schönen kleinen Haus, hatte drei Kinder. Eines Tages begann Norden sich für das alternative Leben zu interessieren. Er wurde von heute auf morgen ein Müslifresser, aß kein Fleisch mehr, kaufte nur noch beim Bauern ein und so weiter. Und er versuchte, seinen Schülern die gleiche Lebensweise aufzudrücken, was ihm erhebliche Schwierigkeiten einbrachte. Die Eltern wehrten sich. Er stellte zum Beispiel seiner Klasse mit Sechzehnjährigen das Aufsatzthema: ›Warum ich keine industriell gefärbten Kleider tragen sollten Und er tyrannisierte seine Familie, die sich irgendwann von ihm löste. Seine Frau erzwang mit einem Gerichtsbeschluss seinen Auszug aus dem Haus. Mehrere Male wurde Norden zum Schulrat zitiert, dann sogar zum Kultusminister. Doch er machte weiter und wurde schließlich an eine Schule nach Euskirchen versetzt. Etwa zu der Zeit muss er begonnen haben, sich mit Windkraft auseinander zu setzen. Er gehört zu den Leuten, die sagen, dass Windräder die Natur verschandeln und absolut nicht integrierbar sind. Das Bild der schönen Eifel werde zerstört. Bei einer öffentlichen Anhörung, die Driesch veranstaltete, griff Norden Driesch tätlich an und schlug ihm ins Gesicht. Daraufhin wurde er vom Dienst suspendiert. Driesch war der festen Überzeugung, dass dieser Norden auch der Mann ist, der vor zwei Jahren ein Windrad mit zehn Eierhandgranaten in die Luft sprengte. Zu beweisen war Norden allerdings nichts. Wieso wissen Sie nichts von ihm?«
    »Das verstehe ich auch nicht«, brummte Rodenstock. »Nun, Sie erlauben, dass ich eben die Kommission anrufe?«
    »Aber sicher doch«, sagte Quint.
    Rodenstock ging in eine Ecke des Raumes, um zu telefonieren.
    »Ich sehe es Ihrem Gesicht an, dass Sie noch eine andere Linie durchdacht haben.« Emma zündete sich einen ihrer stinkenden Holland-Zigarillos an und nebelte sich ein.
    »Ja«, sagte Quint. »So ist es. Ich habe eine politische Begründung gesucht. Selbstverständlich liegt es nahe, dass Windkraftgegner hinter den Morden stecken. Vielleicht zu nahe. Denn es gibt ja auch Leute in der Politik, die von Drieschs Tod profitieren.«
    »Denken Sie jetzt an den Anwalt in Roetgen, dem Driesch im Weg stand und der ihn jetzt beerben wird?«, fragte ich.
    »Richtig«, nickte er.
    »Dr. Ludger Bensen scheint aber nicht der Mann zu sein, der so etwas selbst durchzieht. Man sagt, er macht sich die Hände nicht schmutzig. Setzen wir voraus, dass der junge Mann irgendwelche Profis mit dem Mord beauftragt hat. Das wäre sehr gewagt, zumal der Mord absolut nicht profimäßig durchgezogen wurde. Das waren auf keinen Fall Profis, nein, das können wir ausschließen.«
    Quint grinste matt. »Vielleicht waren es besonders schlaue Profis, die den Anschein von Amateuren erwecken wollten.«
    »Nicht doch!«, sagte Vera erschrocken.
    »Sie wissen etwas nicht, Monsieur Quint«, erklärte Emma. »Der Mord an Driesch dauerte viel zu lange, um auf das Konto von Profis zu gehen.«
    Quint war verblüfft. »Zu lange?«
    »Ja. Driesch wurde um vier Uhr morgens in der Rur getötet. Aber schon eine halbe Stunde vorher wurde er gejagt. Und zwar durch die Straßen Monschaus. Da wurde bereits auf ihn geschossen. Es muss also ein quälend langer Vorgang gewesen sein. Da deutet nichts auf Profis hin, auf intelligente Profis schon gar nichts.« Emma verzog den Mund. »Es ist wirklich einer der vertracktesten Fälle, mit denen ich bisher zu tun hatte.«
    »Sie greifen sich Norden.« Rodenstock kehrte zur Sitzecke zurück.
    »Tja, ich habe ja kaum weiterhelfen können«, sagte Quint vorsichtig und linste auf seine

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