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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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in Hollerath hätte gebaut werden sollen. Deshalb sind wir hier. Als cleverer Unternehmer haben Sie die Chance genutzt, als Driesch aus uns unbekannten Gründen plötzlich zum Lahmarsch wurde. Entschuldigung.«
    Emma stieß sofort nach: »Monsieur Quint, Sie haben gesagt, Sie seien ein Freund von Jakob Driesch. Da besteht doch die Möglichkeit, dass Sie wissen, weshalb er seit Monaten das Projekt in Hollerath so halbherzig vorangetrieben hat.«
    Quint nickte. »Aber ich habe keine Ahnung, gnädige Frau.«
    Ich sah, dass Emma zusammenzuckte und Vera ein amüsiertes Lächeln unterdrückte.
    »Ruft man sich unter Freunden nicht an und fragt, wie es dem anderen geht?«, hakte Emma nach.
    »Das tut man sogar sicher«, antwortete er. »Das haben wir auch getan. Das letzte Mal sprach ich vor zehn Tagen mit ihm.«
    »Um was ging es da?«, wollte ich wissen.
    »Um die Frage, wie es ihm geht.« Quint lächelte. »Er sagte, es gehe ihm gut, alles sei im grünen Bereich. Das sagte er oft. Alles ist im grünen Bereich.«
    »Haben Sie jemals versucht, ihm einen Gefallen zu tun?«, fragte Rodenstock plötzlich.
    Das kam für Quint überraschend und er verstand nicht sofort, was Rodenstock meinte. Dann lächelte er. »Sie meinen wahrscheinlich das, was man in Deutschland immer vorschnell als Bestechungsversuch deklariert. Oder?«
    »Genau das«, sagte Rodenstock erheitert.
    »Ja, da gab es etwas. Im vorigen Sommer kreierte ein Freund von mir eine neue Möbellinie. Sie sitzen gerade darauf, meine Herrschaften. Ich kaufte ihm für einen Spottpreis die ganze erste Serie ab. Und ich schickte einen LKW damit nach Schieiden und legte einen Brief dabei: ›Lieber Freund, hier habe ich was für Sie. Ich kann es nicht mehr gebrauchen, stellen Sie es auf, wo Sie mögen. ‹« Er lachte in der Erinnerung. »Und was passierte? Anna Driesch rief mich an und sagte, sie sei mir äußerst dankbar, dass ich für eines ihrer Jugendhäuser eine neue Sitzecke gespendet hätte. Und ob ich großzügig genug sei, noch etwas draufzulegen und ihr eine weitere Sitzecke zukommen zu lassen. Sie würde mein Lob singen und mich in den höchsten Tönen preisen. Ich kann Ihnen versichern, dass das die teuerste Ledersitzecke ist, die je in einem Jugendhaus in Deutschland gestanden hat. Die Frau hat meine Hochachtung. Und ich habe ihr eine zweite Sitzecke bringen lassen. Das zu dem Thema Bestechung.«
    Rodenstock räusperte sich. »Haben Sie Driesch gefragt, weshalb er das Projekt in Hollerath so schleppend betreibt?«
    »Nein, das habe ich nicht. Ich werde Ihnen erzählen, wie das ablief. Ich hatte mich damit abgefunden, mein eigenes Pojekt hier erst in zwei oder drei Jahren bauen zu können. Dann war ich in Brüssel, habe dort mit unseren belgischen Vertretern geredet. Und die sagten mir, Driesch habe die ihm eigentlich zugesprochenen Mittel nicht abgerufen. Ich sollte doch mal einen Antrag stellen. Ich stellte den Antrag, er wurde bewilligt, seitdem baue ich.«
    »Wie viele Windräder werden es?«, fragte ich.
    »Einhundertzwölf«, sagte er und da war unverkennbar Stolz in seiner Stimme. »Es handelt sich um ein Volumen von ungefähr 150 Millionen Mark. Ich rechne mit etwa sechs Jahren Verlusten, dann werde ich voraussichtlich schwarze Zahlen schreiben. Und ich werde den Strom ins deutsche Netz einspeisen.«
    »Haben Sie Gegenwind?«, fragte ich.
    Quint lachte, er hatte offensichtlich vergessen, dass er etwas gegen mich hatte. »Ja, natürlich. Auch hier gibt es Naturschützer. Aber ich denke, ich kann mich mit ihnen einigen. Ich werde den Windpark zum Naturschutzgebiet erklären lassen und darüber hinaus alle möglichen Einrichtungen subventionieren, damit dort Biologen arbeiten können. Wir wollen Fauna und Flora erhalten. Und da Vögel und Glockenblumen nicht unter den Windgeräuschen der Räder leiden, wird das Ganze ein echter Naturpark werden.«
    »Kommen wir zu Jakob Driesch zurück«, sagte Emma distanziert. »Mich würde interessieren, was Sie gedacht haben, als Sie von seiner Ermordung erfuhren.«
    Er wurde arrogant, sie mochte er nicht. »Ich habe gedacht, was Sie wahrscheinlich auch dachten: Das kann nur ein Irrer gewesen sein. Das denke ich übrigens immer noch. Drieschs Tod ergibt keinen Sinn, ich sehe absolut kein Motiv. Er hat die Region hervorragend vertreten, viele, viele Jahre lang. Er hat gut gearbeitet. Und er war meines Erachtens nicht bestechlich.« Er grinste jungenhaft. »Na ja, nur seine Frau, die sich für ihre Jugendlichen jeden Tag

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