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Eifel-Sturm

Eifel-Sturm

Titel: Eifel-Sturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Armbanduhr.
    »Im Gegenteil, derartige Diskussionen helfen oft mehr, als Sie sich vorstellen können. Wir danken Ihnen jedenfalls, wir danken Ihnen für Ihre Mühe.«
    Wir verließen das Haus und machten uns auf den Heimweg.
    Vera sagte: »Es wäre ja auch zu schön gewesen.«
    »Trotzdem glaube ich, dass er nicht alles sagte.« Emma seufzte.
    Das war alles, was wir auf den dreißig Kilometern sprachen. Sie setzten mich an meinem Wagen ab, den ich unten in Monschau auf einem Parkplatz stehen gelassen hatte.
    Vera fasste mich am Arm: »Es wäre ganz schön ...«
    »Ich gehe jetzt zu Kischkewitz«, sagte Rodenstock. »Sehen wir dich morgen?«
    »Wahrscheinlich, aber erst spät am Tag. Die Leute von den Versicherungen wollen mich sprechen. Denen muss es mittlerweile vorkommen, als sei ich in den Flammen umgekommen.«
    »Also bis dann«, sagte Emma. Sie sah zu Vera hinüber.
    »Ich will mich nicht aufdrängen«, murmelte Vera.
    »Steig ein«, sagte ich. »Oder nein, willst du fahren? Du magst doch das Auto.«
    »Danke«, sagte sie erleichtert.
    Wir krauchten erst die B 258 zurück, dann durch das Ahrtal bis Dollendorf, Hillesheim, nach Pelm und über Gees, Neroth, Oberstadtfeld ins Tal der kleinen Kyll.
    »Normalerweise«, erklärte ich, »ist das eine meiner Lieblingsstrecken. Aber bei mir ist im Augenblick nichts normal. Ich hasse Straßen und ich hasse dieses Auto. Und manchmal vergesse ich, dass mein Haus zerstört ist. Ich bin zu atemlos, um zu trauern. Meine Katzen wissen nicht mehr, wie ich aussehe, und meine Goldfische werden sich einsam fühlen. Das ist doch kein Zustand.«
    Sie war eine kluge Frau, sie antwortete nicht.
    Auf dem Tisch in der Essecke hatte Alwin ungefähr zehn Zettel aufgereiht, die allesamt mit dicken roten Ausrufezeichen versehen und also wichtig waren. Auf dem ersten Zettel stand: Die Bank will dich unbedingt sprechen! Auf dem zweiten: Der Bausachverständige braucht deine Unterschrift! Auf dem dritten: Da hat jemand von der Hausrat-Versicherung angerufen. Er erwartet deinen Rückruf! Auf dem vierten: Die Kripo braucht deine Unterschrift unter dem Vernehmungsprotokoll! Den fünften nahm ich gar nicht mehr zur Kenntnis.
    »Ich will raus hier! Das hält doch kein Pferd aus.«
    »Geh duschen, das hilft.«
    »Duschen hilft nicht gegen Banken. Duschen hilft auch nicht gegen Versicherungen. Gegen Versicherungen hilft gar nichts.«
    »Aber deine Versicherungen zahlen doch«, erinnerte Vera.
    »Bei Versicherungen erliege ich dem allgemeinen Misstrauen. Solange ich kein Geld kriege, zahlen sie nicht. Und solange will ich nörgeln dürfen.«
    »Irgendjemand sollte dir den Arsch versohlen.«
    »Immer nur Gewalt.« Ich verschwand im Bad.
    In gewisser Weise bietet das Leben ab und zu Wiederholungen. In diesem Fall zwängte sich Vera fünf Minuten später neben mich unter die Wasserstrahlen der Dusche und erklärte mit einem panzerbrechenden Augenaufschlag: »Ich bin wirklich nicht mitgekommen, weil ich mit dir schlafen will.«
    »Das habe ich auch gar nicht angenommen«, säuselte ich gegen das Rauschen des Wassers.
    »Dann ist es ja gut.«
    Wenig später, präzise nach sechzig Sekunden, änderten wir unsere Ansicht. Das ist der Vorteil von Menschen, schwere Irrtümer sofort korrigieren zu können.
    Bereits um sechs Uhr, Dienstagmorgen, waren wir wieder hellwach, weil eines der provisorisch aufgestellten Regale in der Küche seinen Geist aufgab und seine Ladung, im Wesentlichen Porzellan und Glas, auf dem Fußboden verstreute. Das Ganze wurde natürlich von einem lauten Geschepper begleitet und nach wenigen Sekunden standen Ute und Alwin mit großen Augen in der Tür und erklärten, sie hätten etwas gehört und wollten nur mal nachsehen. Es wurde eine gemütliche morgendliche Runde mit vier spärlich bekleideten Mitteleuropäern.
    Der Tag begann mit Regen, aber der Regen war warm. Der Radiosender SWR gab kund, es sei damit zu rechnen, dass ab Mittag die Sonne wieder scheine. Tom Schroeder, Redakteur bei diesem Sender, kündigte das Blues-Festival in Lahnstein an und ließ einfließen, dass Christian Willisohn, Pianist und Sänger, ebenfalls erscheinen werde. Das trieb mich dazu, in einer Plastikbox nach CDs von Willisohn zu suchen. In der Box stand das Löschwasser mehrere Zentimeter hoch. Irgendjemand von meiner geliebten Rettungsmannschaft hatte wohl dem Bedürfnis nachgegeben, das Nass zu konservieren.
    Vera lärmte im Bad herum und sang, übel krächzend, das Küchenlied vom Sabinchen, das ein

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