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Eifel-Träume

Eifel-Träume

Titel: Eifel-Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Mikroskop.«
    »Und deine Botschaft ist, dass uns mindestens drei Mütter übers Ohr gehauen haben«, sagte Kischkewitz gemütlich.
    »Rodenstock hat mich eben angerufen. Und ich sage Danke, aber mir wäre es lieber, wir wären selbst auf die mogelnden Mütter gestoßen.«
    Sie saßen beide auf mit Segeltuch bespannten Hockern.
    »Wie weit seid ihr mit den Speichelproben?«
    »Läuft gut und schnell«, sagte Kischkewitz. »Wir lassen die Männer ins Rathaus nach Hildenstein kommen.«
    Zwei Handys schrillten und die beiden Experten griffen wie in einem Slapstick in die jeweilige Tasche, zogen das Lieblingsgerät unserer Zeit heraus und sagten beide gedehnt und vollkommen synchron: »Ja?«
    Kischkewitz war als Erster fertig und starrte mich an: »Du hattest Recht. Rainer Darscheid hat eben die Schultasche unter Annegrets Bett entdeckt.«
    »Das heißt, Annegret war zu Hause und verließ das Haus dann wieder ohne die Schultasche! Was ist mit diesem verdammten Hausschlüssel?«
    »Den hat Mark Benecke hier auf dem Waldboden unter altem Laub gefunden. Es gibt darauf einen Fingerabdruck von Annegrets rechtem Zeigefinger, sonst nichts«, sagte Kischkewitz kaum hörbar. »Annegret muss nicht die Straße Am Blindert genommen haben. Sie kann zwischen und hinter den alten Häusern entlanggelaufen sein. Das ist ein verdammt vertracktes Gelände mit Grundstücksgrenzen, Zäunen und Büschen. Alles völlig unübersichtlich. Da habe ich jetzt Klärungsbedarf.« Er stand auf und eilte davon.
    Zehn Meter entfernt drehte er sich noch einmal um: »Wir könnten es mit einem zweiten Fall Binningen zu tun haben. Verdammte Kiste.«
    Ich wusste nicht, was der Fall Binningen bedeutete, aber ich würde irgendwann Gelegenheit haben, mich schlau zu machen.
    Mark Benecke telefonierte noch immer und ich hob zum Abschied die Hand. Ich lief die Runde um den Wald zu Ende und starrte hinunter auf Annegrets Elternhaus. Schon zum dritten Mal versuchte ich nun herauszufinden, was ich mit der Schnelligkeit eines Gedankenblitzes in diese Szenerie hineingelegt hatte. Aber ich scheiterte erneut, ich kam nicht darauf.
    An einem Zaunpfahl war eine violette Ackerwinde hochgerankt und hatte ihre Blütenrispen darum gewickelt. Daneben stand Schafgarbe in voller weißer Blüte und eine dunkelviolette Teufelskralle. Seit die Bauern die Wiesen nicht mehr mähten, weil sie das viele Gras nicht mehr brauchten und auch nicht verkaufen konnten, kehrten Pflanzen zurück, von denen man geglaubt hatte, sie seien in der Eifel längst ausgestorben. Es war ein sehr zwiespältiges Gefühl, über eine lange Zeit den Niedergang des Bauernstandes erlebt zu haben und sich jetzt über Wiesen zu freuen, in denen das Gras einem Mann bis an den Bauch reichte. Mit Sicherheit war es ein grandioses Geschenk für viele Touristen: Sommerblüte in der Eifel.
    Ich schlenderte zu meinem Auto und fühlte mich so, als sei ich vor eine Wand gefahren. Ich hatte keine vorwärts führende Spur, viel schlimmer noch, ich hatte keinerlei Vorstellung, zu wem ich jetzt noch gehen konnte, um ihn zu befragen.
    Eine Kleinigkeit war merkwürdig: Wenn die Familie Darscheid sich darauf geeinigt hatte, dass der Hausschlüssel immer neben dem kleinen Teich lag, warum hatte Annegret ihn dann mitgenommen, statt abzuschließen und den Schlüssel wieder in das Versteck zu legen? War sie in großer Eile gewesen? Oder aufgeregt?
    Was war eigentlich mit Toni Burscheid – hatte er so etwas wie einen Abschiedsbrief hinterlassen?
    Ich rief Rodenstock an, er meldete sich sofort.
    »Hat Toni Burscheid einen Abschiedsbrief oder so was hinterlassen?«
    »Hat er. Sogar zwei. Beide Briefe sind nicht beendet.«
    »Kann ich sie lesen?«
    »Das weiß ich nicht. Ich fürchte aber, das wird nicht gehen.«
    »Wer hat sie denn?«
    »Kischkewitz natürlich.«
    »Dann rufe ich den an.«
    »Weshalb legst du Wert auf die Briefe?«
    »Ich will einfach jeden Schlüssel benutzen, der im Umfeld des Mordes an Annegret auftaucht. Und sei es auch nur, um festzustellen, dass ein Schlüssel nicht passt.«
    Kischkewitz reagierte sofort auf sein Handyklingeln, war aber kurz und abweisend.
    »Frage: Darf ich die beiden Briefe lesen, die Toni Burscheid zum Abschied geschrieben hat?«
    »Keine Zitate?«
    »Keine Zitate. Wenn du willst, kannst du das Manuskript kontrollieren.«
    »Okay. Wir haben im Rathaus ein kleines Büro eingerichtet. Lass sie dir vorlegen, ich sage Bescheid.«
    »Danke.«
    Ich fuhr also zum Rathaus und fragte mich durch zum

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