Eifel-Träume
Das ist alles.«
»Wie sehen die Untersuchungen der DNA-Proben aus?«, fragte ich.
»Nicht der geringste Hinweis bis heute. Ein paar stehen aber noch aus, das Landeskriminalamt in Mainz schiebt Überstunden.«
»Und was ist mit diesem Toni Burscheid?«, fragte Emma.
»Kann er die Tat begangen haben, ja oder nein?«
»Theoretisch kann er«, nickte ich. »Ihm fehlen zwei Stunden bei seinem Alibi.«
»Er war es nicht«, widersprach Rodenstock. »Die DNA stimmt nicht mit der am Tatort gefundenen überein.«
»Zwei Täter?«, fragte Emma schnell und hart. »Zwei oder mehr?«
»Sehr unwahrscheinlich«, antwortete Rodenstock. »Dr. Benecke hat die meisten menschlichen Bewegungen, die am Tatort stattfanden, rekonstruieren können. Danach kann man kaum von zwei Tätern ausgehen, von drei schon gar nicht.«
Wieder Stille. Im Westen zogen tiefschwarze Wolken heran, offensichtlich war der Wettergott entschlossen, dieses Jahr den Sommer ausfallen zu lassen.
»Wo ist Vera?«, fragte ich.
»Sitzt an meinem Computer und schreibt Briefe«, sagte Emma lächelnd. »Sie räumt mit ihrer Mainz-Phase auf.«
»Kommen wir zur lokalen Politik«, seufzte Rodenstock.
»Gibt es eine Verbindung zwischen dem Tod Annegrets und dem Verlauf oder irgendwelchen Besonderheiten lokaler Politik?«
»Die gibt es«, sagte ich. »Aber es ist eine indirekte Verbindung und sie besteht nur in der Verwandtschaft der Familie Darscheid mit Toni Burscheid. In diesem Zusammenhang müssen wir uns auch mit dem Mord an Mauren befassen. Mauren war eng und freundschaftlich mit Toni Burscheid verbunden. Seit Jahren. Es ist gut möglich, dass sich Mauren nach dem Gespräch mit mir mit jemand anderem getroffen hat. Er fuhr mit unbekanntem Ziel von zu Hause weg und wurde mitten in der Nacht von seiner Tochter in der Küche gefunden. Mit einem Messer von hinten erstochen. Aber eine Verbindung zu dem Mord an Annegret ist auch hier nicht feststellbar. Wir sind wieder am Ende einer Einbahnstraße.«
»Wir müssen herausfinden, wen Gustav Mauren getroffen hat, nachdem du dich von ihm getrennt hast«, sagte Rodenstock.
»Das wird schwierig werden. Kein Mensch, der Kontakt zu Mauren hatte, wird sich freiwillig melden. Selbst wenn der Kontakt noch so harmlos gewesen sein mag. Kischkewitz hat doch bestimmt inzwischen sowohl den Schmitz als auch seinen Maschinenmeister Retterath befragt. Was ist dabei rausgekommen?«
Rodenstock zuckte mit den Achseln. »Beide behaupten, sie hätten im Bett gelegen. Das kann man glauben oder nicht.«
Ein scharfer, kühler Wind kam auf. Emma sagte: »Wir sollten umziehen.« Wir räumten den Tisch leer und verzogen uns ins Haus, wenig später regnete es, der Himmel hatte sich in ein graues Meer verwandelt.
»Hat jemand eine Idee zu einem neuen Denkansatz?«, fragte Rodenstock muffig, nachdem wir uns am Esstisch breit gemacht hatten.
»Ich werde versuchen, die Alibilücke bei Toni Burscheid zu schließen. Ich kannte ihn nicht, aber ich bin es ihm schuldig.«
»Das bringt doch nichts«, widersprach Rodenstock heftig.
»Das ist vertane Zeit. Ich freue mich über deine Arbeitswut, aber dann solltest du dir ein besseres Ziel aussuchen.«
»Ich habe kein besseres Ziel«, sagte ich wütend. »Weißt du eins?«
»Na ja, Baumeister ist ein netter Kerl und wieder auf der Erde gelandet«, beschwichtigte Emma. »Nehmen wir an, du schließt die Zeitlücke. Und dann?«
»Dann will ich herausfinden, wo Gustav Mauren seinen Mörder getroffen hat. Alles immer schön der Reihe nach.«
Vera kam herein, lächelte, ging auf mich zu und küsste mich auf das kahler werdende Plateau auf meinem Kopf.
»Das ist aber schön, dich zu sehen.«
»Ich habe ein schlechtes Gewissen«, murmelte ich.
»Musst du nicht. Ich habe so viele schlechte Gefühle zu verarbeiten, dass ich ohne Unterbrechung noch vierzehn Tage damit zu tun habe. Geht es besser mit Clarissa?«
»Na ja, wir hatten ein Gespräch. Ich fand es nicht besonders toll. Sie muss begreifen, dass meine Erinnerungen anders aussehen als die ihrer Mutter.«
»Bist du verbiestert?«, fragte Emma sachlich.
»Nein, keineswegs. Ich habe diese schlimme Periode abgehakt. Natürlich kann Clarissa mir da nicht folgen. Mein Vorsprung ist zu groß. Das, was ich mir übel nehme, ist meine Wortlosigkeit euch gegenüber. Das war ausgesprochen dämlich.«
»Erste Anzeichen von innerer Einkehr«, grinste Rodenstock. »Noch ein Stückchen und du wirst heilig gesprochen.«
»Also, ich fahre, ich muss was
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