Eifel-Wasser
logieren konnte.
»Es ist aber riskant«, warnte er mich. »Ich würde Sie gern noch ein paar Tage hier behalten.«
»Das geht nicht«, widersprach ich.
»Nun gut, aber ich gebe Ihnen Tabletten mit, die Sie unbedingt regelmäßig einnehmen müssen.«
»Einverstanden«, nickte ich und bedankte mich für die Hilfe.
Gegen zehn Uhr stand ich in Unterhosen in meinem Zimmer, als es zaghaft klopfte. »Hereinspaziert.«
Es war Albert Schwanitz. Vor dem Bauch trug er einen großen Blumenstrauß: blaue Iris und lachsfarbene Gerbera. Er lächelte, soweit die Grimasse ein Lächeln genannt werden konnte. Mit Freude registrierte ich, dass irgendein Heilkundiger seine rechte Hand in einen bombastischen Verband gewickelt hatte.
»Die Ratten verlassen das sinkende Schiff«, stellte ich trocken fest. »Ich bin dabei zu gehen, du kannst dir die Blumen sparen.«
Er sagte nichts, blieb in der Tür stehen.
Ich stieg in meine Jeans. »Du kannst dir etwas Gnade verdienen. Sag mir, was in jener Nacht im Steinbruch wirklich geschah. Dass einer deiner Kumpane den armen Holger Schwed umgenietet hat, weiß ich verbindlich. Auf die Zwölf habt ihr ihn getroffen. Was seid ihr für Arschlöcher!«
Ich wünschte: Hoffentlich stürmt er gegen mich vor, hoffentlich richtet er hier ein Chaos an. Hoffentlich verwüstet er das Zimmer so, dass das ganze Krankenhaus zusammenläuft.
Aber er sagte immer noch nichts, bewegte sich nicht, stand einfach da mit der Gärtnerei in den Händen.
»Bist du stumm geworden? Setz dich wenigstens und schließ die Tür. Und noch etwas zu deiner Information: Der Chef der Mordkommission sucht dich. Er ist hier im Krankenhaus.«
»Das weiß ich«, sagte er endlich rau. »Ich geh gleich zu ihm.«
»Willst du den Zeugen der Anklage spielen?«
»Kommt drauf an.«
»Auf was?«
»Na ja, ob ich einen Deal machen kann.« Das erzählte er so, als handle es sich bei der Oberstaatsanwaltschaft um einen Kramladen, was viele Kenner allerdings tatsächlich behaupten.
Er setzte sich vorsichtig auf einen Stuhl. »Ich wollte fragen, wie es dir geht.«
»Besser. Gib die Blumen her. Du schwitzt an den Händen, davon gehen sie kaputt.« Ich ließ Wasser in das Waschbecken laufen. Bei Blumen bin ich immer pingelig. »Du warst es, du hast Breidenbach erschlagen, nicht wahr?«
»Nein«, widersprach er ruhig und mit starrem Gesicht. »Habe ich nicht. Ich war gar nicht unten bei ihm.«
»Nur oben auf der Felsnase?«
»Ja!«, nickte er.
»Pass auf, Abi. ich habe keine Zeit für irgendwelche Mätzchen, ich will nach Hause. Wir wissen, dass Breidenbach von ungefähr siebzehn Uhr bis zwei Uhr morgens im Steinbruch war. Dann starb er. Das sind neun Stunden. Viel Zeit also. Wann bist du dort gewesen und wann bist du wieder gegangen?«
»Ich war so gegen acht Uhr abends da. Ich wusste, dass Messerich kommen würde, und wir wollten wissen, was sie miteinander sprachen.«
»Woher hast du gewusst, dass Messerich kommen würde?«
Er sah mich an, als sei mein Verstand nicht ganz in Ordnung. »Na, ich habe ihn doch dahin geschickt.«
»Warum ist er nicht nach Kreta geflogen, wie geplant?«
»Weil ich ihm davon abgeraten habe. Er sollte für mich zu Breidenbach gehen. Ich hatte für ihn für Samstag einen Flug nach Kreta gebucht. Von Frankfurt aus.«
»Also gut, er sollte zu Breidenbach in den Steinbruch. Wann kam er dort an?«
»Auch um acht Uhr. Das war so abgesprochen.«
»Und? War schon jemand anderes da, außer Breidenbach?«
»Ja, Holger Schwed.«
»Moment. Hast du an dem Abend auch Maria Breidenbach gesehen?«
Er war irritiert. »Nein. Wieso? War die auch da?«
»Wenn ich es wissen würde, würde ich nicht fragen. Holger Schwed muss den Steinbruch lebend verlassen haben. Wann war das ?«
»Um zehn Uhr.«
»Und bis dahin hockten die zu dritt in dem Zelt?«
»Korrekt.«
»Warum genau warst du eigentlich da? Was sollte Messerich für dich tun?«
»Er sollte versuchen herauszubekommen, was Breidenbach mit dem Geld gemacht hatte. Still, mein Chef, wollte es wiederhaben. Wir suchten das Geld.«
»Deswegen warst du vorher schon auf Kreta?«
»Richtig. Aber da ist es nicht.«
»Erst zahlt ihr ihm das Geld, dann wollt ihr es wiederhaben. Ist das nicht irgendwie verrückt?«
»Na ja, eigentlich schon. Aber Breidenbach hatte für etwas kassiert, das nun trotzdem rauskam. Wir sind davon ausgegangen, dass Breidenbach mit dem Geld sofort von der Bildfläche verschwinden würde. Aber das Arschloch wusste mal wieder nicht, was
Weitere Kostenlose Bücher